Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
19D66 war darauf zu lesen. War wohl seinerzeit mal in Deutschland gelaufen. Auch das Nummernschild war ein altes deutsches. Ben, Charly, Rippenbiest und Nessy kannten den Wagen. Aus Erzählungen. Lisa kannte ihn auch. Sie und der Wirt waren damit ins Zentrum gefahren.
„Das gibt’s doch nicht!“, rief sie erfreut aus. „Den haben Yoghi und ich uns damals bei diesem Autohändler ertauscht. Bei diesem Minnesota, oder wie der hieß. Und dann musste ich ihn vor dem Labyrinth in der Mitte der Mitte stehen lassen.“
„Ich weiß“, sagte der Schreiber mal wieder. „Und genau da habe ich ihn vor wenigen Wochen gekauft. Nun soll er euch bis zum Unsterblichen bringen. Ihr könnt ihn da stehen lassen, dann kann der alte Zausel damit zu unserem nächsten Blackjackabend vorbeikommen. Ich würde ihn euch ja zurückgeben, aber auf den meisten Wegen, die ihr benutzen werdet, wäre ein Auto eher hinderlich, vermute ich.“
„Bei dir weiß ich den VW in guten Händen“, meinte Lisa. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir den kleinen Wagen noch einmal wiedersehen würden. Ich freue mich ja so.“
„Alte Klapperkiste“, moserte Yoghi, grinste aber auch zufrieden.
„Wie es von da aus weitergeht, darüber weiß der Unsterbliche wohl mehr zu sagen“, vermutete der Schriftsteller. „Wie er mir erzählte, ist er ja Teil eurer Praxisaufgabe.“
„Stimmt“, bestätigte Ben. „Er ist sozusagen die vorletzte Etappe. Danach war auf der Skizze von Meister Athrawon nur noch ein Diamant oder Edelstein eingezeichnet, wenn ich mich richtig erinnere. Leider hat man uns die Karte in der Wüste gestohlen. Weißt du, was unser stellvertretender Schulleiter mit dem Edelstein gemeint haben könnte, Schriftsteller?“
„Keine Ahnung. Zumindest noch nicht.“
„Könnte ein Schatz damit gemeint sein?“, hoffte Charly.
„Glaube ich nicht“, meinte der Gastgeber. „Die Veranstalter der Auswahl sind allesamt arme Schlucker. Und die Sponsoren rücken auch nur das Notwendigste raus. Also macht euch besser keine falschen Hoffnungen. Bestimmt war der Diamant nur ein Symbol für irgendwas. Ein Rätsel, vermute ich.“
„Jaja, sowas sieht dem alten Athrawon ähnlich“, seufzte Nessy. „Aber du weißt doch fast alles, Schriftsteller, weißt du auch, ob wir es schaffen werden? Das mit der Praxisaufgabe, meine ich.“
„Kann ich noch nicht sagen. Die Zukunft kenne ich nicht. Man wird sehen, was ich mir für euch ausdenke.“
„Für uns ausdenkst?“, wiederholte das Mädchen ungläubig.
„Vergiss es. War nur dummes Zeug“, erklärte der Mann. Oder versuchte zumindest, es zu erklären.
„Trotzdem würde mich interessieren, woher du das alles weißt“, bohrte Nessy nach.
„Wer soll das alles wissen, wenn nicht ich?“
Damit beendete der Schriftsteller das Thema, und der Moment des Abschiednehmens war gekommen. Sie verstauten sich und alles andere in den VW. Mann, war das eng! Rippenbiest musste den Kopf zum Schiebedach rausstrecken. Aber was hatte man nicht schon alles in einen Käfer gestopft? Nessy wollte sich – als erfahrenste Chauffeurin der Truppe - gerade ans Steuer setzen und starten, da hielt der Gastgeber der letzten zwei Tage sie noch einmal zurück.
„Fahrt einfach auf die Bunten Berge am Horizont zu. Ihr könnt sie gar nicht verfehlen.“
„Vielen Dank. Dafür. Und für alles!“, sagte sie und lächelte.
Schließlich hatten sind die Sechs mit ihren Katzen mehr schlecht als recht in den Kleinwagen gequetscht („He, nimm deinen Fuß aus meinem Auge!“) und fuhren los. Sie winkten noch einmal zum Abschied. Dann lenkte Nessy den betagten Wagen zu den Bunten Bergen.
Der Schriftsteller jedoch, der ihnen ein wenig melancholisch hinterher schaute, bis sie in ihrem kleinen weißen Vehikel mit dem Horizont verschmolzen, ging langsam zurück ins Haus. Die Treppen hoch in sein Arbeitszimmer. Er hatte Glück: Im Moment lag keine Katze auf seiner Remington Modell 10. Nur ein paar besonders müde auf diversen Stühlen, Regalen oder einfach auf dem Boden. Und der kleine, verrückte Dackelmischling wedelte vergnügt mit dem braunen Schwanz, als der junge Mann den Raum betrat. Dieser streichelte ihm kurz mit der Hand über den Kopf und ging zu seinem Schreibtisch. Sanft scheuchte er einen dunkelgrauen großen Kater mit frechen grünen Augen von seinem Arbeitsstuhl - einem ausrangierten, hässlichen Küchenstuhl - und spannte ein neues Blatt Papier für seinen Roman in die treue Schreibmaschine. Er stellte sie richtig
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