Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
wertvollen Dokumente hatte er einiges an Wissen um die Vergangenheit der Siedlung zusammentragen können in den letzten Jahrzehnten. Doch erst heute ergab manches davon endlich einen Sinn.
Tausende Jahre zuvor lebten die Bewohner in Lederzelten in der Nähe des Flusses sowie in den Höhlen im Inneren der Bunten Berge. Die einzigen Bauten aus bearbeitetem Stein waren eben diese Gebäude der Tempelanlagen gewesen, in und unter denen die Priester lebten und wirkten. Den übrigen Siedlern war das Betreten der Anlagen strengstens verboten, und so kannten sie wohl auch nicht die noch älteren Gewölbe unter dem Tempel auf dem Hügel. Das Wissen der Mönche wurde stets nur an einige wenige auserwählte junge Männer des Dorfes weitergegeben. Diese wurde nach Jahren der Ausbildung selbst zu Priestern und durften im Tempel verbleiben. Was die anderen Menschen in der Siedlung nicht wussten, war, dass die Mönche neben der Anbetung der heute längst vergessenen Götter auch Forschung um die Zukunft der Welt betrieben. Womöglich setzten sie auch die ein oder andere berauschende Droge ein, um in ihren Träumen und Visionen Bilder aus fernen, noch folgenden Tagen sehen zu können. Mit dem Wissen aus diesen Vorahnungen konnten die Priester so manches Unheil von der Siedlung abwenden. So schafften es denn auch alle Siedler einst zu fliehen, als die Mönche vor einem schweren Erdbeben warnten, welches vor rund eintausend Jahren schließlich tatsächlich das Dorf und die meisten der Tempelanlagen zerstörte. Priester wie Bauern, Alte wie Junge und Frauen wie Männer hatten das Tal durch den Unheimlichen Wald in Richtung Norden verlassen und sich anderswo auf der Welt wieder niedergelassen. Nur eine Handvoll Mönche kehrte nach Jahren wieder zum zerstörten Tempel zurück, da sie in der Fremde keine Visionen mehr empfangen hatten und hier auf erneute Eingebungen hofften. Sie lebten fortan in den Kellergewölben im Inneren des Hügels, auf dem die Ruinen des Tempels rasch unter dem Bewuchs von frischem Gras und bunten Blumen zu verschwinden drohten. Da jedoch der Nachwuchs an Priestern fortan ausblieb, weil keiner der ehemaligen Bewohner der Siedlung zurückgekehrt war, starb schließlich einer der Mönche nach dem anderen, ohne sein Wissen und seine Visionen weitergeben zu können. Am Ende war nur der jüngste von ihnen übrig geblieben. Er hatte noch eine letzte Vision gehabt, die er auf Papier niederschrieb, in ein Tongefäß steckte und dieses zu den anderen, älteren im unterirdischen Versteck unter den Resten des Tempels verbarg, in der Hoffnung, dass zur richtigen Zeit der richtige Mensch auf sie stoßen möge und wüsste, was zu tun sei. Der letzte Priester verließ daraufhin das Tal, wie schon so viele andere vor ihm, durch den finsteren Wald in Richtung Norden. Geschichtenerzähler behaupteten, er habe dort irgendwo eine Familie gegründet und sei kurze Zeit später endgültig verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Seine einzige Hinterlassenschaft in Form der letzten Prophezeiung hatte schließlich der alte Haam vor so vielen Jahren bei einem seiner Streifzüge durch die Kellergewölbe gefunden.
Haam wartete auf den nahenden Sonnenaufgang und rief sich die Prophezeiung ins Gedächtnis zurück, die auf der Schriftrolle verewigt war, welche er unter der Erde in der Nähe des alten Steinaltars entdeckt hatte. Schwer fiel ihm das nicht, da ihm der Wortlaut nach so vielen Jahren des intensiven Studiums inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen war:
Ich, der letzte der Priester, welche in der Zukunft zu lesen vermögen, sage voraus, dass mein vorletzter lebender Nachfahre eines Tages diese Schriftrolle finden wird. Ich hoffe, es wird zum rechten Zeitpunkt geschehen und mein Nachfolger wird recht entscheiden, was zu tun ist. Meine letzte Vision zeigte mir ein verheerendes Unglück mit vielen toten Menschen, die unter dem Fels der Bunten Berge ihr Ende finden werden. Doch zuvor werden sie ohne Absicht aus dem Stein Böses befreit haben, was nicht von dieser Welt ist. Das Böse wird seinen Weg gehen und die Welt vernichten wollen. Nach sieben Tagen wird die Andeutung eines Erdbebens in finsterer Nacht eine erste Kunde von weit schlimmerem Gräuel, welches allen Welten bevorsteht, bringen. Das Beben vernehmen alleine meine Erben, denn an ihnen wird es sein, die Welt vor dem Bösen zu bewahren. Der Vorletzte möge der Letzten den Weg weisen durch das Finstere. Doch auf halbem Wege kehre sie vom Pfad nach
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