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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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Vermutlich war der alte Mann einmal mehr zum Hügel hinaufgegangen. Dort bei den Ruinen war schon immer sein Lieblingsplatz gewesen. Und in den letzten Tagen hielt er sich noch öfter dort oben auf und dachte offenbar an seinen verunglückten Sohn und dessen Frau. Lisa öffnete die hintere Tür von Haams Hütte und lief ihrem Großvater dabei direkt in die Arme. Wie es schien, war er just in diesem Moment von seinem Spaziergang über den Hügel zurück gekehrt.
    „Hallo, Großvater. Hast du mich aber erschreckt.“
    „Das tut mir Leid, Schatz. Ich hatte nicht so früh mit dir gerechnet.“
    „Ich konnte nicht schlafen“, sagte die Enkelin. „Ich hatte ganz seltsame Träume in der vergangenen Nacht.“
    „Kam ein Erdbeben darin vor?“, wollte Haam wissen.
    „Ja“, sagte Lisa leicht verstört. „Woher weißt du das?“
    „Nun, ich hatte wohl einen ähnlichen Traum. Doch lass uns erst einmal in Ruhe gemeinsam frühstücken, bevor wir weiter reden.“
    Zusammen gingen sie in Haams Hütte zurück, setzten sich auf die beiden Holzstühle an den Tisch und teilten sich Brot und Käse. Heimlich beobachtete Lisa dabei ihren Großvater. Wie alt genau er war, das wusste sie nicht, genauso wenig, wie er selbst vermutlich, auf jeden Fall aber sehr alt. Doch hatte er immer noch rüstig gewirkt und sogar ein wenig jugendlich von Zeit zu Zeit. Seit dem Unglück unter dem Berg jedoch hatte das hohe Alter ihn schließlich doch noch eingeholt. Das lange graue Haar wechselte seine Farbe allmählich zu Weiß, die traurigen, grünen Augen lagen tief in ihren Höhlen und zahllose Falten dominierten Großvaters Gesicht. Seine Wangen wirkten eingefallen, sicherlich hatte er das ein oder andere Kilo Körpergewicht verloren. Auch hatte er in den letzten Tagen offenbar keinen Gefallen an einer Rasur gefunden, so dass nun ein hellgraues Stoppelfeld sein Kinn zierte. Haam trug wie seit Jahren sein blaues Hemd und seine weiße Baumwollhose, die er nun jedoch seit einer Woche nicht mehr gewaschen hatte. Auf Socken hatte er heute verzichtet, und seine nackten Füße steckten in zerschlissenen Sandalen. Schließlich beendeten sie ihr Frühstück und schoben die Reste auf dem Tablett zusammen.
    „Das war sehr lecker, Schatz. Vielen Dank.“
    „Gern geschehen, Großvater.“
    Dann schwiegen beide einige Minuten lang.
    „Ich muss mit dir reden, Lisa.“
    „Ja“, sagte sie nur.
    „Du weißt von den Tonkrügen, die ich in den Gewölben unterhalb der Ruinen gefunden habe.“
    „Die mit den Schriftrollen darin? Du hast sie mir manchmal gezeigt und diejenigen vorgelesen, die noch zu entziffern waren.“
    „Stimmt genau. Erinnerst du dich auch noch an die Prophezeiung von dem Bösen, das eines Tages die Welt vernichten wird?“
    „Ja“, hauchte sie und bekam plötzlich Angst. „Was ist damit?“
    „Der Tag ist nun nicht mehr fern“, antwortete er nur.
    Wieder schwiegen sie eine Weile.
    „Was haben wir also zu tun?“, wollte Lisa wissen.
    Haam trug seiner Enkelin erneut die letzte Prophezeiung im Wortlaut vor und wartete auf eine Reaktion.
    „Du glaubst, du seist der Erbe des Priesters“, vermutete sie.
    „Richtig“, sagte er. „Beweise habe ich keine dafür, aber es wäre durchaus möglich gewesen, dass seine Familie nach dessen Verschwinden zurück in den Süden gewandert ist. Ganz sicher hatte er Frau und Kindern von diesem Tal erzählt. Und es ist ein gutes, fruchtbares Land, das seine Bewohner wohl ernährt. Und  du  weißt, dass  unsere  Familie  die älteste in der Siedlung ist. Es erscheint mir nicht unwahrscheinlich, dass wir die letzten Nachkommen des Priesters sind, meinst du nicht?“
    „Könnte sein, Großvater. In diesem Fall wärst du der Vorletzte und ich die Letzte.“
    „Richtig, das glaube ich ganz sicher, denn ich habe die Schriftrollen schließlich gefunden.“
    „Soll das heißen, dass ich die Welt vor der Vernichtung retten soll?“
    „Ich fürchte, so ist es. Doch die Entscheidung liegt bei dir.“
    „Aber, Großvater. Ich bin doch niemand Besonderes. Andere im Dorf sind stärker oder klüger als ich. Ich will mich nicht vor der Verantwortung drücken, doch ich glaube, ich wäre nicht geeignet.“
    „Du bist stark und klug, mein Schatz. Doch ich möchte nicht, dass du diese Verantwortung schulterst. Ein Kind wie du sollte in der Geborgenheit des Dorfes verbleiben. Vielleicht hätte ich dir nie von alldem erzählen und selbst den Pfad aus der Prophezeiung gehen sollen. Es tut mir leid.“
    „Es

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