Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
Vom Netzwerk:
Bergbaufirma hüllte sich in Schweigen. Die Angehörigen waren spärlich entschädigt worden und die Auftraggeber kurzerhand von der Bildfläche verschwunden. Da alle Arbeiter zu Beginn der Höhlenerweiterung zum Stillschweigen verpflichtet worden waren, wusste bis heute niemand in der Siedlung, wonach genau man überhaupt gesucht hatte. Doch seit diesem verhängnisvollen Tag vor einer Woche hatten die Bunten Berge den traurigen Beinamen Zähne des Teufels erhalten. Der Grund für den ursprünglichen Namen des Gebirges lag jedoch auf der Hand: Kilometerhoch folgte eine farblich variierende Felsschicht der anderen. Den Sockel der Bunten Berge bildete ein Felsmassiv von rund zwanzig Metern Höhe in himmelblauer Farbe. Darüber hatten die Felsen eine leuchtend rote Farbe angenommen. Wieder zwanzig Meter weiter oben wechselte die Farbe des Massivs zu grasgrün und danach zu sonnengelb. Bis in endlose, schwindelerregende Höhen wechselten sich Schichten und Farben ab; keine wie die andere und dennoch eine schöner als die vorherige. Da sich die Bunten Berge im Süden bis weit in den Himmel  erstreckten,  war  ein  Gipfel  vom  Fuß des Gebirges aus gesehen nicht annähernd zu erkennen. Für den kleinen, staunenden Beobachter am Boden wirkte das Ganze wie eine unendlich hohe, gestreifte Mauer in allen vorstellbaren und unvorstellbaren Farbtönen aus dem Spektrum des Regenbogens, soweit des Betrachters Blick bis in schwindelerregende Höhen nur reichte. Die Bergkette war hier im Süden so steil, dass es noch nicht einmal jemand geschafft hatte, kletternd bis zum Ende der Felsschicht beim ersten Farbwechsel zu gelangen. Und diese unerklärliche, bunte Vielfalt setzte sich über den gesamten Verlauf des Gebirges von Ost nach West fort. Ein wunderschöner, doch manchmal aufgrund der unfassbaren Höhe auch beklemmender Anblick für die Bewohner der kleinen Siedlung. Und nun, Tage nach der Tragödie, standen die Bunten Berge auch als farbiges Sinnbild für den Tod von mehr als zwanzig geliebten Menschen, der eine grauenvolle Lücke in der Dorfgemeinschaft hinterlassen hatte.
    Die Siedlung selbst lag idyllisch inmitten von Feldern und Wiesen, eingerahmt von kleineren Baumgruppen und Hügeln. Die Menschen des Dorfes lebten von der Viehzucht, vom Ertrag ihrer Felder und von den Fischen, die der kleine Fluss, der das Tal in östliche Richtung durchquerte, so großzügig für sie bereithielt. Das Dorf selbst bestand aus rund einhundert größeren und kleineren Holzhütten mit Dächern aus Torf und dicht geflochtenem Gras, in denen beinahe fünfhundert Menschen lebten. Auf dem größten Hügel des Tals, östlich der Siedlung, befanden sich zudem noch die kümmerlichen Reste einstiger Steinbauten, deren ehemalige, längst verstorbene Bewohner nur noch dem alten Haam aus einigen überlieferten Dokumenten bekannt waren. Diese Ruinen waren im Laufe der Jahrzehnte zu Haams zweiter Heimatstätte geworden. Hier verbrachte er oft mehr Zeit, als in seiner eigenen kleinen Hütte. Unter einer der Ruinen hatte er auch die unfassbar alten Schriftrollen entdeckt, die ihm Aufschluss gaben über den einstigen Sinn und Zweck dieser Steingebäude, die seiner Schätzung nach vor weit über tausend Jahren entstanden sein mussten. In den halb verschütteten Gewölben unter der Erde hatte er Tongefäße mit insgesamt mehr als einhundert verschiedenen Schriftrollen gefunden. Außerdem entdeckte er im Rahmen seiner Nachforschungen auch einen uralten Altar mit einem umgestürzten, steinernen Götzenbild, welches zu verwittert war, um feststellen zu können, was es einst dargestellt haben mochte. Daher konnte Haam auch nicht ermitteln, wen oder was die Bewohner der Tempelanlage, denn als solche schätzte er zumindest einige der die Bauten ein, vor mehr als tausend Jahren angebetet hatten. Wichtiger war ihm ohnehin der Inhalt der Schriftrollen erschienen. Und für deren Studium hatte er wohl die Hälfte seines bisherigen Lebens geopfert. Leider waren die meisten Dokumente schon halb  zerfallen gewesen und somit unlesbar, als Haam sie aus ihren Gefängnissen aus Ton befreite. Wieder andere waren in Sprachen verfasst worden, die ihm gänzlich unbekannt waren. Nur die Rollen, die offensichtlich jüngeren Datums waren, gaben ihm Aufschluss über die einstigen Bewohner des Tals, da diese in der allgemeinen, immer noch gebräuchlichen Sprache gehalten waren und dem Zahn der Zeit noch nicht soviel Tribut hatten zollen müssen. Durch die Lektüre dieser

Weitere Kostenlose Bücher