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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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muss dir nicht leid tun. Auch ich glaube, dass die Vision des Priesters uns beide betrifft. Daher werde ich gehen, wenn einer von uns beiden gehen muss. Du bist schon so alt. Ich hätte zu große Angst um dich.“
    Minutenlang umarmten sich die beiden, und keiner sagte ein Wort. Beide weinten, weil sie wussten, dass sie sich trennen mussten. Doch zunächst galt es, die Prophezeiung zu deuten, so weit es möglich war.
    Die Schriftrollen lagen einige Zeit später auf dem Tisch verstreut zwischen Milchkrügen, angebissenen Butterbroten und vollgekritzelten Notizzetteln. Haam und Lisa waren in ihren Diskussionen, das weitere Vorgehen betreffend, vertieft. Draußen vor der Hütte Haams hatte längst das normale Dorfleben eingesetzt, doch die beiden nahmen keine Notiz von den Vorgängen außerhalb ihrer eigenen kleinen Welt.
    „Das Unglück mit den vielen toten Menschen mussten wir leider schmerzvoll erfahren. Und das Erdbeben haben offenbar nur wir beide in der vergangenen Nacht verspürt. Doch weiß ich nicht, welcher Art das Böse ist, was im Berg freigesetzt wurde.“
    „Könnte es ein Ungeheuer oder ein Dämon gewesen sein?“, fragte Lisa und ahnte nicht, wie nah sie der Wahrheit dabei kam.
    „Möglicherweise. Aber hier sind wir auf Vermutungen angewiesen. Lass uns lieber darüber reden, wie dem Übel beizukommen ist.“
    „Du sollst mir nach der Vision des Priesters den Weg ins Finstere weisen. Was soll das sein?“
    „Ich bin mir sicher, die Prophezeiung meint den Unheimlichen Wald. Kein anderer Weg führt hinaus aus unserem Dorf. Und auch anderes spricht für diese Vermutung, denke ich.“
    „Was meinst du damit, Großvater?“
    „Ich spreche von der Alten, die in der Prophezeiung erwähnt wird. Ich glaube, hier handelt es sich um die Hexe, die seit Urzeiten im Unheimlichen Wald lebt.“
    „Aber das ist doch nur ein Märchen, mit dem im Dorf kleine Kinder erschreckt werden.“
    „Wer sagt das?“, fragte Haam und zeigte ein selten gewordenes Lächeln.
    „Alle.“
    „Und was würdest du sagen, wenn ich dir verrate, dass ich die Hexe schon zeit Jahrzehnten persönlich kenne und sie schon mehr als einmal in ihrer Hütte im Wald besucht habe?“
    „Ist nicht wahr.“
    „Doch, Lisa. Sie ist eine gute Freundin von mir und der älteste Mensch, den ich kenne.“
    „Älter aus du?“
    „Um ein Vielfaches älter, denke ich.“
    Und so erzählte Haam seiner überraschten Enkelin von der Hexe im Unheimlichen Wald. Sie lebte seit Menschengedenken in ihrer ärmlichen Hütte östlich des Handelsweges. Die Hexe zeigte sich beinahe niemals einem anderen Menschen. Doch eines Tages vor etlichen Jahrzehnten erschien sie einem jungen Mann, der auf dem Weg nach Norden war. Sie lud ihn zu einer Tasse Tee in ihre Behausung ein. Sicher kannte der junge Haam wie alle anderen die Geschichten, die sich um die vermeintlich böse Hexe rankten, doch folgte er ihr wie unter einem Bann stehend. Allerdings waren seine Sorgen unbegründet. Zwar erfuhr er bis heute nicht, warum die uralte Frau gerade ihm die Hand zur Freundschaft gereicht hatte, doch weder bei diesem ersten Treffen, noch bei den vielen weiteren, die folgen sollten, tat sie ihm etwas zu Leide. Im Gegenteil, sie führten interessante Gespräche und streiften gerne stundenlang durch den Wald, wo sie jeden einzelnen Baum zu kennen schien. Doch musste er ihr versprechen, niemandem in der Siedlung etwas von ihren heimlichen Zusammenkünften zu verraten. Und Haam hielt, was er versprach. Oft, wenn er seinen Freunden in der Siedlung sagte, er verbringe einige Tage im Gewölbe unter den Ruinen oder er tätige eine Reise gen Norden, traf er sich mit der sogenannten Hexe. Bei einem dieser Treffen und einem gemeinsamen Glas Wein eröffnete ihm die alte Frau, dass er eines Tages verstehen würde, warum sie ausgerechnet ihn in ihre Geheimnisse den Wald betreffend eingeweiht hatte. Nun glaubte er endlich zu wissen, was sie damals damit gemeint hatte.
    „Du meinst, ich soll zu der Hexe gehen?“
    „Ja, Schatz. So ist die Prophezeiung meines Erachtens zu deuten. Aber ich kann verstehen, wenn du es nicht tun willst. Der Weg ist nicht einfach; gerade für ein junges Mädchen, das in ihrem Leben noch keinen nennenswerten Gefahren begegnet ist.“
    „Ich fürchte mich nicht, Großvater. Doch ich weiß nicht, was des Priesters Vision mit dem falschen Weg und der richtigen Zahl meint.“
    „Das weiß ich leider auch nicht. Meine Hoffnung ist, dass die Hexe es wissen wird.“
    „Dann

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