Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
auch nicht. Er stopfte also mit einem Anflug von schlechtem Gewissen, seine Einkäufe in die Hosentaschen und ergriff schließlich wieder seinen Stein. Denn er musste unbemerkt von hier verschwinden. Bezahlen konnte er die Waren nämlich nicht. Sein Semestersalär wartete im Lager der Hüterkandidaten auf ihn und ein paar einsame Dollars ruhten unnütz in seinem Rucksack. Und der lag im Schatten eines Felsen inmitten des Nichts. Und genau daran dachte er nun. Ben dachte sich in die andere Dimension zurück. Doch dabei hatte er nicht die Entfernung bedacht, die er im Nichts zurückgelegt hatte. Als er nämlich die Augen öffnete, bemerkte er, dass er sich auch in der Alternativwelt an einem anderen Platz als vorhin befand. Er war etwa einen Kilometer nördlich vom Kampfplatz entfernt aufgetaucht. Er hatte sich von Pauli genauso weit entfernt wie in seiner Heimat vom Kartoffelacker bis hin zur Tankstelle. Dabei hatte er noch Glück, nicht gänzlich woanders gestrandet zu sein, wenn man die diesbezüglichen Warnungen des Unsterblichen bedachte. Aber das machte jetzt auch nichts mehr. Er rannte in Paulis Richtung, bis seine Seiten schmerzten und seine Lungen um Gnade bettelten. Dann hatte er seinen unheimlichen Gegner erreicht. Und im Gegensatz zu Pauli, dem es unmöglich war, so ohne Weiteres die Dimensionen zu wechseln, hatte er allen Grund zum Grinsen.
„Na, hattest du mich schon vermisst?“, höhnte er kurzatmig und hoffte, dass sein Gegenüber ihm die vorgetäuschte Coolness abnahm.
„Ich hatte schon gedacht, du hättest dein letztes bisschen Mut verloren und wärst heim zu deiner Mutter gerannt!“, grollte Pauli und fletschte die Zähne.
„Nein. Ich habe da eine bessere Idee“, entgegnete Ben und holte demonstrativ einen Beutel voll Gold aus seiner Hosentasche. Den streckte er Pauli entgegen. Das Haarspray dagegen ließ er in seiner anderen Hosentasche versteckt. Vorerst.
Paulis Augen wurden groß. „Woher hast du das Gold, Kleiner?“
„Du hast doch sicher schon gehört, dass alle Auserwählten in Geld und Gold für ihre Teilnahme am Auswahlverfahren entlohnt werden. Nun, das hier ist mein Anteil. Er soll dir gehören, wenn du meine Freunde und mich laufen lässt.“
Bens Freunde konnten nicht glauben, was sie da hörten, hielten sich aber, wie vereinbart, auch weiterhin aus der Angelegenheit raus. Ihr Gruppenleiter würde schon wissen, was er tat.
Pauli wieherte vor Lachen. „Ich habe da einen besseren Vorschlag: Du gibst mir das Gold, und ich töte euch alle dennoch. Vielleicht lasse ich euch dann aber nicht ganz so lange leiden.“
„Du Mistkerl!“, brüllte Ben wutentbrannt und warf Pauli den Beutel vor die Füße. Die Münzen fielen heraus und verteilten sich vor dem Zöllner auf dem staubigen Boden.
„Na vielen Dank“, sagte Pauli und bückte sich sogleich, um gierig ein Goldstück nach dem andern aufzuklauben. Auch wenn er auf der Gehaltsliste Aichets stand, konnte er einem zusätzlichen Gehalt in dieser Größenordnung nicht widerstehen. Doch plötzlich hielt er inne, nachdem er schon eine Handvoll der glänzenden Münzen beisammen hatte.
„Ha, was soll das denn sein...“, begann er und blickte auf. Genau im richtigen Moment.
Während Pauli auf dem Boden herumgekrochen war und sich hastig Goldstück um Goldstück eingesackt hatte, konnte Ben die Zeit nutzen und die Haarspraydose aus der Tasche hervorholen. Nun richtete er sie ohne zu zögern auf Paulis Gesicht und drückte das Ventil. Es zischte, und ein Schwall von Haarfestiger mit einem gehörigen Alkoholanteil fand den Weg ins Freie. Das Zeug musste geradezu teuflisch in Paulis Augen brennen. Entsprechend schrie er auf, schlug die Hände vors Gesicht und krümmte sich schließlich, angemessen leidend, auf dem staubigen Boden.
„Ich bin blind! Ich bin blind!“, lamentierte er, während Tränen zwischen seinen Wurstfingern hervorquollen.
„Nun übertreib bloß nicht“, entgegnete Ben in aller Seelenruhe und warf die Spraydose fort. „So ein bisschen Haarspray wird dich schon nicht umbringen.“ Gerne hätte er noch ein leider hinzugefügt. Aber er war ja nun mal kein Unmensch.
Pauli heulte dennoch weiter und dachte sich dabei ziemlich üble Schimpfwörter für Ben aus. In der Zwischenzeit hatten sich die Freunde des Erdenjungen dem Ort des Geschehens genähert. Auch der Taure war wieder auf den Beinen. Eine Beule und eine Platzwunde waren ihm von der Begegnung mit dem dämonischen Zollbeamten geblieben, aber er hatte
Weitere Kostenlose Bücher