Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
hinterrücks. Doch der blieb dieses Mal überraschend aus. Statt dessen erschien Ben nun wie angeknipst an seiner linken Körperseite und nahm ihm das Schwert ohne große Mühe einfach aus der Hand. Der dicke Mann konnte keine Gegenwehr leisten, so schnell war alles gegangen.
„Die Karten sind neu gemischt!“, sagte Ben grimmig Miene und baute sich vor Aichet auf.
Das schwere Schwert, welches eben noch Pauli gehört hatte, hielt nun der Erdenjunge drohend in seiner Rechten. Aber so einfach war es nicht für einen Vierzehnjährigen, mit einem Schwert auf einen Erwachsenen loszugehen. Vom Zuschlagen ganz zu schweigen. Er überlegte einige Augenblicke lang, und auch Pauli rührte sich nicht. Was hatte der Erdling nun vor? Ben ließ das alte Schwert schließlich sinken. Er konnte es nicht tun. Gewalt lag ihm nicht im Blut. Vielleicht hätte man doch jemanden wie Rippenbiest oder Nessy zum Teamleiter ernennen sollen. Aber das war nun wohl nicht mehr zu ändern. Ben schleuderte die ungeliebte Waffe so weit fort von sich wie er nur konnte. Das Schwert prallte von einem der zahllosen Felsen ab und blieb schließlich in einiger Entfernung von den Kämpfenden liegen, unweit des Tauren, der sich gerade wieder mühsam aufrappelte. Hatte Ben etwa einen Fehler gemacht, indem er seinen mühsam errungenen Vorteil so einfach fortwarf?
„Ich könnte es mir zurückholen“, meinte Pauli und grinste schadenfroh. „Und du könntest nichts dagegen tun, Dummkopf. Aber ich verzichte. Denn jetzt hast du endlich die Situation, die du wolltest! Ohne Waffen. Einer gegen den anderen.“
„Aber du hast magische Unterstützung. Ich nicht!“
„Das ist schade. Für dich!“
Der Irrsinnige lachte wieder. Irrsinnig und laut. Pauli ballte die Fäuste und marschierte wie eine wütende Dampflok auf seinen Kontrahenten zu. „Jetzt bringe ich dich um, Kleiner!“
„Zuhause!“, dachte Ben laut, während seine Freunde im Schatten des Felsens ein ums andere Mal staunten über die Wendungen, die der unglaubliche Kampf nahm.
Und er war dort. Sein leidgeplagter Oberarm pochte vor Schmerz. Aber er warf nur einen kurzen Blick auf seinen blutverschmierten Hemdsärmel, denn die Zeit drängte und er hatte ohne Not seine gerade erst erbeutete Waffe aus der Hand gegeben. Ben verdrängte schließlich alles Weitere und dachte nur noch an den nächsten Schritt, den es zu tun galt. Er musste sich unbedingt gegen dämonische Wut seines Gegners verteidigen. Aber wie bloß? Er kramte in seinen Taschen, um etwas zu finden, was ihm hätte helfen können, wusste aber zugleich, dass dort nichts drin war. Er brauchte etwas, aber woher sollte er es bekommen? In seinem Kopf bildete sich ein ziemlich genaues Bild der Dinge, die er brauchte, um Pauli den Kampf anzusagen. Eigentlich etwas ganz Banales. Aber geradezu genial, wenn man bedachte, wie geldgeil der unterbezahlte Zollbeamte war. Und schließlich wusste auch, wo das Zeug zu finden war. Er begann sogleich zu rennen. Ben hoffte, dass eine der zahlreichen Autobahnraststätten Deutschlands in erreichbarer Nähe zu finden war. Er hatte Glück: Nicht mal einen Kilometer entfernt befand sich das, was er gesucht hatte. Bei dieser Gelegenheit erkannte er auch, dass er sich in der Nähe der Autobahn A2, unweit von Hannover befand. Nur wenige Minuten später stand Ben hechelnd und mit reichlich schmerzendem Oberarm im Shop der Autobahntankstelle. Spray. Irgendein Spray musste her. Egal was für eins: Deo, Haarspray oder Backofenreiniger - Hauptsache man konnte draufdrücken, und es kam was dabei raus. Er entschied sich schließlich, ohne lange nachzudenken, für ein Haarspray (Fünf-Wetter-Kraft oder so ähnlich). Aber das war noch nicht alles. Einen Köder brauchte Ben sogar noch dringender: Irgendwas, womit er den Zollmann für einige Augenblicke würde ablenken können. Eigentlich hatte er ja vorgehabt, es mit profanen Geldscheinen zu versuchen, aber seine eigene bescheidene Barschaft war zur Zeit nicht in Reichweite und in die Kasse der Tankstelle konnte er auch nicht greifen, an der Verkaufstheke war nämlich derzeit die Hölle los. Mindestens zehn Leute warteten noch darauf, einen Haufen Geld für Benzin und Diesel auszugeben. Zudem wusste Ben auch nicht, ob er sich sowas überhaupt getraut hätte. Also musste auf die Schnelle eine Alternative her. Und die fand er zu seiner vollste Zufriedenheit im Süßigkeitenregal. Dass es diese Dinger heutzutage überhaupt noch zu kaufen gab! Aber ans Kaufen dachte Ben ja
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