Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
einiger Entfernung sah Ben dann blaue Autobahnschilder, konnte jedoch keine Einzelheiten erkennen. Er selbst befand sich mitten in einem Kartoffelfeld ohne jeden weiteren Anhaltspunkt. Bis zur Ernte würde wohl noch einige Zeit vergehen, denn allzu hoch gewachsen waren die Pflanzen noch nicht. Was sollte er nun tun? Zur Schnellstraße rennen, um Hilfe zu holen? Wohl kaum. Falls tatsächlich jemand anhielt und seiner Geschichte lauschte, würde der ihn garantiert in die Klappsmühle einweisen lassen. Also war guter Rat teuer. Aber die Zeit drängte; Bens Freunde waren in Gefahr! Und schon geisterte durch seinen Kopf ein Plan, wie er Pauli doch noch ein Schnippchen schlagen könnte. Er ging ein paar Schritte zur Seite. Hoffte, dass er bei der Rückkehr ins Nichts plötzlich, quasi wie aus dem Nichts, hinter seinem Gegner erscheinen würde. Wie es dann weitergehen könnte, wusste er noch nicht; abwarten. Falls es denn überhaupt klappte mit der Rückkehr in die andere Welt. Er umfasste erneut den kirschgroßen Stein und dachte wieder an die trockene Ebene der Felsen. Er schloss die Augen. Und als er sie schließlich öffnete, sah er tatsächlich den Rücken seines Gegners vor sich. Er wartete nicht ab, bis dieser sich zu ihm umdrehte, sondern hieb ihm mit beiden Fäusten in den Nacken. Ben war kein besonders kräftiger Junge, doch sein korpulenter Widersacher wurde von der überraschenden Wucht des Schlages einige Meter weit nach vorne getrieben, bis er schließlich stürzte. Doch der Zöllner war zäh. Und erstaunlich schnell wieder auf den Beinen. Er blickte Ben finster an. Für einen Augenblick glaubte Ben, Angst oder etwas in der Art in Paulis Augen zu erkennen. Aber genau so schnell war es auch wieder daraus verschwunden. Und wich – wenn es denn überhaupt da gewesen war - etwas wirklich Dämonischem. Obwohl sich das Äußere des Gegners nicht veränderte, taten es seine Augen. Die Augen eines Menschen waren verschwunden. An ihre Stelle waren Augen getreten, die von einem unbeschreiblich bösen Wesen zu stammen schienen. Die Augen des wahren Monsters, das in Pauli schaltete und waltete? Sie waren dunkelrot geworden und voll von boshaftem Feuer. Aber Pauli blieb einfach stehen.
„Ich weiß nicht, wie du das angestellt hast, Kleiner!“, fauchte der dicke Mann. „Aber jetzt hauchst du dein erbärmliches Leben aus! Genauso wie deine verfluchten Freunde.“
Wütend und blindlings stürzte er sich wieder mit seiner tödlichen Waffe auf Ben. Aber der war sich nun seiner Sache sicher und gestattete seinem Geist wieder nur, an ein einzelnes Wort zu denken. Zuhause!
Und er war wieder dort. Im Kartoffelacker unweit der Autobahn. Zu gerne hätte er seinen genauen Standort ermittelt, aber dafür blieb ihm keine Zeit. Seine Freunde waren schließlich mehr oder weniger in Paulis Gewalt. Er überlegte: Der Schlag, den er dem Irren vorhin versetzt hatte, machte einem Erwachsenen wie ihm nicht wirklich etwas aus. Das schien also die falsche Methode zu sein. Erst einmal wollte er seinen Gegner ärgern, ihn zu Fehlern zwingen. Das hatte ja auch schon Rippenbiest vorgehabt. Aber nun besaß Ben ganz andere Möglichkeiten. Er berührte den Stein auf seiner Brust an und schloss die Augen, nachdem er zuvor noch einmal seine Position verändert hatte. Pauli schaute sich nun wie ein gehetztes Tier um. Wieder war der Elende einfach vor seinen Augen verschwunden. Sein Schwert war erneut wirkungslos geblieben und hatte ein weiteres Luftloch geschlagen. Aber ebenso plötzlich war Ben auch schon wieder da. Erneut in Paulis breitem Rücken. Der Zollbeamte hatte auch dieses Mal keine Zeit gehabt, sich umzudrehen. Er spürte nur den betäubenden Schmerz, als Ben ihm nun sogar mit voller Wucht ins ausladende Hinterteil trat. Pauli stürzte ein zweites Mal. Weniger aufgrund des Tritts, mehr noch wegen des Überraschungsmoments. Doch als er sich mühsam aufrappelte und blindlings sein Schwert nach vorne hieb, war Ben schon wieder fort. Wohin, das wusste Pauli erneut nicht.
Ben war wieder auf der Erde, zwischen den Kartoffelpflanzen, um genau zu sein. Er bedachte das weitere Vorgehen. Es schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass Pauli Linkshänder zu sein schien. Zumindest ließen seine bisherigen Schwertattacken darauf schließen. Also verlagerte er seine Position so, dass er beim nächsten Wechsel direkt an seiner Linken auftauchen würde. Für Sekunden.
Der Mann vom Zoll blickte hinter sich, erwartete einen erneuten Angriff von
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