Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Felsen ist der Schlüssel dazu.“
„Das verstehe ich nicht, Renata.“
„Es ist schwer zu erklären. Deine Jagd auf das Böse nimmt seinen Anfang so weit weg von hier im Norden, dass du unendlich lange brauchen würdest, um dein Ziel zu Fuß zu erreichen. Doch diese Zeit ist dir und uns allen nicht vergönnt. Bereits jetzt hat dein Gegner einen Vorsprung von mehr als einer Woche. Also musst du in eine andere Dimension wechseln und sozusagen eine Abkürzung nehmen.“
„Ich verstehe immer noch nicht“, versicherte Lisa. „Auch die Prophezeiung hat von Welten in der Mehrzahl gesprochen. Aber es gibt doch nur die eine. Und zwar die, in der wir leben. Oder?“
„Oh nein, Kindchen. Es gibt noch andere. Zumindest eine andere. Und die musst du aufsuchen.“
„Ist die Welt, von der du redest in dieser Höhle?“ Lisa konnte noch immer nicht recht glauben, was die da gerade hörte. Das war doch alles unmöglich.
„Nicht direkt. Die Höhle selbst ist nur das Tor dorthin. Leider ist es jedoch ein Tor, welches nur in die eine Richtung funktioniert. Umkehren kannst du auf diese Weise nicht, wenn du einmal gewechselt bist.“
„Du willst mich veralbern, Renata. Davon habe ich noch nie gehört. Und mein Großvater auch nicht.“
„Dann werde ich dir alles erzählen, was ich selber weiß über die Verknüpfung der beiden Welten. Leider ist das nicht allzu viel, weil ich nie selbst in die andere Dimension gereist bin. Ich hatte Angst, musst du verstehen. Ich kannte ja nur meinen Wald und ein paar Städte im Norden und fürchtete das, was mich auf der anderen Seite erwarten könnte. Zudem war dieser Schritt nach der Prophezeiung ja der Auserwählten vorbehalten. Ich kann dir daher nur sagen, was der Priester mir damals mitgeteilt hat. Er war es auch, der mir das Geheimnis des schwarzen Felsens verraten hat. Ob er selber einmal gewechselt war, oder ob er das Ganze nur aus seinen Visionen kannte, weiß ich nicht. Aber ich werde mein spärliches Wissen gerne mit dir teilen, Kindchen.“
Und so erzählte die alte Hexe dem Jungen Mädchen von den verschiedenen Dimensionen und wie sie ihres Wissens nach zusammenhingen: Seit unendlichen Zeiten gab es schon diesen bemerkenswerten schwarzen Felsen im Unheimlichen Wald. Er war so hoch wie ein Haus und so dunkel wie die Nacht. Kaum jemand war je hinter das Geheimnis des Tors gekommen, welches sich nur bei völliger Finsternis in diesem Felsen öffnete. Und niemand von den wenigen, die es zu betreten gewagt hatten, war je wieder zurückgekommen. Denn der Felsen stellte eine magische Verbindung zu einer einer anderen Dimension dar, die sich in vielen Punkten von derjenigen, in der Lisa lebte, unterschied. Renata vermutete, dass es noch viele andere Welten gab, und dass aus einer dieser fernen Dimensionen wohl auch das namenlose Böse stammte, das aus seinem Gefängnis im Berg unwissentlich befreit worden war. Ob es sich um einen Dämon, einen ruhelosen Geist oder gar ein Ungeheuer handelte, vermochte sie nicht zu sagen. Ebensowenig, wie es zu der Entstehung von mehreren parallelen Welten kommen konnte. Doch sie waren nun einmal da, und man konnte sie sich unter Umständen zunutze machen. Zum Beispiel um gewaltige Entfernungen zu überbrücken oder Verbündete zu finden. Und genau das sollte Lisa nun tun. Da einzelne Welten dicht zusammenhingen, gab es, wenn auch nur sehr selten, Verbindungen zwischen ihnen. Manche waren in beide Richtungen begehbar, andere nur in eine Richtung, wieder andere waren gar nicht passierbar, da sie in Ozeanen oder Eiswüsten verborgen waren. Der Übergang im Felsen des Unheimlichen Waldes war von der Art, dass man durch ihn hindurch in eine Nebenwelt gelangen konnte, jedoch nicht auf dem gleichen Weg zurück. Daher musste man nach dem Gang durch das Tor entweder in der neuen Welt verbleiben oder aber nach einer anderen Möglichkeit suchen, in die Heimat zurückzukehren. Der Mönch hatte vor tausend Jahren der Hexe die Anweisungen gegeben, wie die Auserwählte dereinst zu verfahren habe, wollte sie dem Bösen folgen. Dass sie dabei eine Parallelwelt nutzen musste, lag zum einen darin begründet, dass sie dadurch einen langen Weg durch ihre eigene Welt abkürzen konnte; wichtiger war jedoch die Tatsache, dass sie dort einen Begleiter finden würde, der von Bedeutung war, wenn es zum Kampf gegen das Ungeheuer kommen sollte, wenn es denn ein Ungeheuer war. Denn in welcher Form das Böse in die Welt gelangt war, das wusste auch der Priester nicht. Seine
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