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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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Stimme.
    „Bleib stehen, wo du bist. Ich komme zu dir“, behauptete die andere Person.
    Lisa hoffte beinahe, ihren Großvater wieder in die Arme schließen zu können. Doch die Stimme gehörte ganz sicher zu jemand anderem, das spürte das Mädchen. Augenblicke später stand sie einer unglaublich alten Frau gegenüber, die ein geblümtes Sommerkleid und zerschlissene Schnürstiefel trug.
    „Du bist die Hexe“, brachte Lisa noch zustande und brach vor Erschöpfung zusammen. Die alte Frau fing Lisas Sturz sanft auf und legte sich das Mädchen über die Schulter, als wöge sie nicht mehr als ein paar Kilo. Sie ging mit ihrer Last davon und freute sich, offenbar gerade noch zur rechten Zeit gekommen zu sein.
     
    Eine unbestimmte Zeitspanne später erwachte Lisa aus einem erholsamen Schlaf. Sie rieb sich die Augen, setzte sich auf und fand sich in einem gemütlichen Bett im Inneren einer einfachen, kleinen Holzhütte wieder. Sie war scheinbar allein im Raum und konnte sich ungestört umschauen. Die Hütte war ähnlich einfach möbliert wie die ihres Großvaters. Links und rechts gab es jeweils ein kleines Fenster und nach Westen hin besaß die Behausung eine Tür. Von der Decke hingen getrocknete Kräuter und andere Pflanzen. Dann fiel ihr Blick auf das Fußende des Bettes und sie bemerkte, dass sie doch nicht ganz alleine in der Hütte war. Dort hockte ein hellbraunes Wildkaninchen und nagte an einer Mohrrübe herum. Lisa streichelte das Tier und war sich sogleich sicher, dies schon einmal getan zu haben.
    „Na, schon wieder Hunger, mein Freund?“
    „Er heißt Hoppel“, sagte die alte Stimme. Die Hexe war im Türrahmen erschienen.
    „Hallo“, sagte Lisa zu ihr, weil ihr nichts Gescheiteres einfallen wollte.
    „Geht es dir besser, Kind?“
    „Jaja, danke“, antwortete das Mädchen. „Wie soll ich dir nur danken?“
    „Danke Hoppel, nicht mir. Er hat mich zu dir geführt. Aber nur, weil du dein Brot mit ihm geteilt hast. Hoppel bleibt niemandem gerne einen Gefallen schuldig.“
    „Woher weißt du das mit dem Brot?“
    „Hoppel hat es mir gesagt. Aber jetzt stärke dich erst mal. Tee habe ich schon gekocht, und ein Stück Fleisch hat auch noch niemandem geschadet.“
    Beide setzten sich an den Tisch. Die Hexe hatte einen Laib Brot aufgetischt, sowie ein undefinierbares, großes Bratenstück. Daneben standen zwei Tassen mit dampfendem Kräutertee. Während Lisa genussvoll den leckeren Tee schlürfte, beobachtete sie ihr Gegenüber so unauffällig wie möglich. Die Hexe sah aus wie ein seit ewigen Zeiten verwitterter Stein oder ein Stück Borkenrinde, doch hatte sie eine gesunde, frische Gesichtsfarbe. Ihre Haut war faltiger als die von Lisas Großvater und voller Runzeln und Altersflecken. Sie hatte ein große Nase und einen schmalen Mund, den ein leichtes Lächeln umspielte. Wenn sie den Mund öffnete, sah man, dass der ein oder andere Zahn fehlte. Aber wer wusste schon, wie alt diese Frau sein mochte. Ihr rechtes Auge war braun, das linke milchig trüb. Offensichtlich war sie halb blind. Ihre Haare waren erstaunlicherweise noch nicht ergraut, sondern lang und dunkelbraun. Lisas erstaunter Blick blieb der Hexe nicht verborgen.
    „Ich weiß, ich weiß, ich sollte es nicht tun“, sagte die Hexe. „Aber auch ich bin ein wenig eitel und färbe von Zeit zu Zeit meine Haare.“
    Lisa fühlte sich ertappt. „Ich dachte, die Farbe deiner Haare hätte etwas mit Magie zu tun.“
    „Ja, das ginge natürlich auch. Aber die modernen Haarfärbemittel erzielen eindeutig bessere Ergebnisse.“
    Lisa konnte ihr nicht recht folgen und wandte sich stattdessen dem Braten zu. „Was ist das für Fleisch?“, fragte sie die alte Frau.
    „Hyaenodon“, antwortete die Hexe und lachte laut. Lisa stimmte in das Lachen mit ein. Nachdem sie damit fertig waren, teilten sie sich den Braten, der übrigens gar nicht mal so schlecht schmeckte, sowie das Brot und fühlten sich anschließend herrlich satt.
    Lisa erzählte bereitwillig, was ihr in den letzten Tagen so alles widerfahren war. Einiges war der Hexe, die sich im Laufe des Gesprächs als Renata vorstellte, bereits zu Ohren gekommen, denn viele Tiere des Waldes waren ihre Freunde und dienten ihr als Augen und Ohren. Renata lobte das Mädchen, weil es nicht auf die Schmeicheleien des Kartoffelkobolds hereingefallen war. Diese Kobolde lockten nämlich gerne Reisende tief in den Wald hinein, um dann gemeinsam mit einer Horde von Artgenossen über sie herzufallen und die Menschen

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