Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Vision war diesbezüglich im Dunkeln geblieben. Doch welche Form auch immer es angenommen hatte, es würde seinen Weg gehen.
„Ich muss dir wohl vertrauen“, sagte Lisa. „Großvater hätte mich nicht zu dir geschickt, wenn du eine Schwindlerin wärst. Also werde ich heute Nacht durch das Tor im Felsen gehen. Doch welche Welt erwartet mich dort und wie komme ich danach zurück in meine eigene Welt?“
„Ich kenne die andere Seite nur aus Erzählungen. Wenn Händler aus dem Norden bei mir vorbeikommen, bringen sie mir ab und zu einige Geschichte darüber mit. Ob alles stimmt, was man so erzählt, wage ich zu bezweifeln. Einige Waren, die ich ertauscht habe, stammen sogar angeblich aus der Nebenwelt. Mein Haarfärbemittel zum Beispiel. Die andere Seite sei irgendwie viel moderner als die unsere, sagen die Nordleute. Die Menschen dort seien uns hier im Süden um Jahrhunderte voraus. Dafür gäbe es dort keine Magie und auch keine anderen sprechenden Wesen, nur Menschen. Weder Kobolde, noch Trolle oder Munke. Hört sich aufregend und langweilig zugleich an. Auf jeden Fall dürfte alles dort sehr befremdlich auf dich wirken, fürchte ich. Die Händler erzählten mir, dass es Städte in unserer Welt gibt, sehr sehr weit weg von hier, die heimlich Handel mit der Nebenwelt betreiben und dieser daher recht ähnlich sind. Den Wahrheitsgehalt dieser Worte vermag ich nicht zu beurteilen. Doch genau diese Nebenwelt wird heute Nacht dein Ziel sein.“
„Aber ich werde nie wieder zurückkommen können, oder?“
„Doch, Kindchen. Das ist der Sinn der Sache. Du gehst alleine dorthin und kehrst mit einem Verbündeten aus der Nebenwelt zurück in deine Heimat. Ich weiß nicht, wie euch das gelingen soll, aber der Priester hat es einst so vorhergesagt. Vielleicht kennt dein Begleiter ja einen Weg. Doch du musst davon ausgehen, dass du bei der Rückkehr in unsere eigene Welt sehr weit weg von hier ankommen wirst, denn sonst wäre dein Umweg ja keine Abkürzung gewesen. Ich weiß leider nicht, wo das sein wird. Der Mönch hat es mir nie gesagt. Ich hoffe, dein Verbündeter weiß, was zu tun ist.“
„Du sprichst immer von meinem Verbündeten. Wer soll das sein, und wie soll ich ihn finden? Gewiss gibt es viele Menschen in dieser Nebenwelt. Wer ist der Richtige?“
„Ich kenne ihn natürlich nicht, Kindchen. Ich denke, an dieser Stelle müssen wir wieder auf die Prophezeiung zurückgreifen. Du erinnerst dich an den falschen Weg und die richtige Zahl?“
„Ja, Renata. Was den falschen Weg angeht, bin ich mit inzwischen fast sicher, dass damit die Abzweigung vom Handelspfad gemeint ist, die nach Nordwesten führt. Denn eigentlich sollte ich ja dem geraden Weg nach Norden folgen. Demnach ist die Abzweigung der falsche Pfad, oder?“
„Na, ich habe doch gesagt, du bist ein schlauer Kopf. Dieselbe Idee hatte ich auch. Und wenn wir beide den gleichen Einfall hatten, ist bestimmt was Wahres dran, meinst du nicht?“
„Ziemlich sicher sogar. Also steht fest: Ich muss zum schwarzen Felsen und wohl auch durch ihn hindurch, sowie der Priester es gesagt hat. Doch was meinte er mit der richtigen Zahl?“
„In der niedergeschriebenen Fassung der Prophezeiung ist hierzu nichts erwähnt, soviel ich weiß, und auch dem Priester erschien seine damalige Vision an dieser Stelle nicht eindeutig. Er erzählte mir, dass er in jener Nacht in seinem Traum eine seltsame große Behausung gesehen hatte, und dass die richtige Zahl die Drei sei. Scheinbar gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Haus und der Zahl.“
„Das verstehe ich nicht, Renata. Was hat die Drei mit einem Haus zu tun?“
„Leute aus dem Norden haben mir einmal von fernen Städten erzählt, in denen an den Hütten Zahlen angebracht seien, um sie voneinander zu unterscheiden. Vielleicht ist das in der Nebenwelt ähnlich geregelt, und die Häuser haben Nummern. Ich denke, du solltest dort nach einem Haus Ausschau halten, welches mit der Zahl Drei versehen ist. Allerdings ist das nur eine Vermutung. Vielleicht wirst du jemanden fragen müssen, wenn du in der Nebenwelt angekommen bist.“
„Aber werden sie unsere Sprache sprechen?“
„Ich hoffe schon. Immerhin treiben Leute aus unserer Welt ja Handel mit der anderen Seite, wenn die Geschichten stimmen. Aber ich bin sicher, das wirst du schon schaffen. Denke immer daran, was ich dir über die dir innewohnende Magie erzählt habe: Sie wird dir Antworten geben können, wenn du dich entscheiden musst. Verlass dich einfach
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