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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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gezählt hatte, gab es die ebenso mühselige wie sinnlose Zählerei auf und konzentrierte sich darauf, nicht erneut ins Stolpern zu geraten und lediglich einen müden Fuß vor den anderen zu setzen. Nach mindestens weiteren fünfhundert Stufen wurde Lisa von der Erschöpfung eingeholt. Gerade wollte sie zu ihrer Wasserflasche greifen, als es wenige Meter vor ihr plötzlich ein wenig heller wurde. Sie glaubte, durch eine Art Vorhang auf einen schwach beleuchteten Weg hinauszuschauen. Doch war das Licht zu weit entfernt, um Genaueres erkennen zu können. Lisa streckte vorsichtig die Hand nach dem vermeintlichen Vorhang aus und war überrascht: Am Ende der Treppe fand sich ein dichtes Dornengestrüpp, dessen Zweige eine Art schwer zu durchdringende Mauer bildeten. Natürlich stach sie sich auch einige der Dornen in die Finger doch gelang es ihr schließlich, die kleinen Äste soweit auseinander zu zwängen, dass sie hindurch blicken konnte. Auf der anderen Seite der lebendigen Mauer war tatsächlich so etwas wie ein Weg zu erkennen. Er verlief schnurgerade von links nach rechts und wurde beleuchtet von seltsamen Laternen, die in regelmäßigen Abständen seitlich des Pfades zu sehen waren. Sollte das etwa die Nebenwelt sein, von der die Hexe erzählt hatte? Lisa war ein wenig enttäuscht und zwängte sich schließlich so behutsam wie nur irgendmöglich durch das Gewirr des Dornenbusches  hindurch, um mehr erkennen zu können. Sie fand sich – nun noch ein bisschen zerkratzter - auf einer kurz gemähten Wiese wieder. Vor sich entdeckte Lisa eine niedrige Steinmauer, welche die Weide vom Weg abtrennte. Viel anders als zu Hause schien ihr das Ganze auf Anhieb eigentlich nicht auszusehen. War sie etwa wieder in ihrer eigenen Siedlung angekommen? Hatte sie die Reise nur geträumt? Rasch schaute sie sich um und fand zu ihrer Erleichterung den Dornenbusch wieder. Zur Sicherheit drückte sie erneut einige Zweige auseinander (Autsch!), nur um sich zu vergewissern, dass auch das Tor zurück in den schwarzen Felsen nicht nur ein Traum gewesen war. Doch hinter dem Busch befand sich nichts weiter als Wiese, und in einiger Entfernung war ein großes Haus zu erkennen. Was war also geschehen? Lisa umrundete den hohen dornigen Gesellen und war mehr als erstaunt, nichts weiter als eben diesen Busch zu sehen, der inmitten einer Weide wucherte und weder eine Treppe, eine Höhle oder gar einen finsteren Felsen vor ihren Blicken versteckte. Da war nichts! Nur ein einsames Strauchwerk. Offensichtlich hatte Renata Recht gehabt: Es gab keinen Weg zurück. Zumindest nicht hier. Und auch, wenn man es ihr vorausgesagt hatte, traf die plötzliche Erkenntnis das Mädchen wie ein Keulenschlag: Sie war gefangen in einer fremden Welt. Hoffentlich war es wenigstens diejenige, nach der sie gesucht hatte. Im Moment konnte sie nichts anderes tun, als sich in den Schatten des Dornenbusches zu hocken und leise vor sich hinzuweinen.
    Einige Minuten später stand sie wieder auf und nahm ihre Fackel zur Hand, die sie auf der anderen Seite des Busches zu Boden hatte fallen lassen. Das Feuer hatte inzwischen beinahe den ganzen Holzscheit verzehrt. Lange würde sie ihn nicht mehr nutzen können. Das Haus, dass sie vorhin gesehen hatte, war finster und wirkte nicht sehr einladend auf Lisa; daher hielt sie auf das Licht zu, das auf der anderen Seite der kleinen Mauer lockte. Entschlossen stieg sie über den niedrigen Steinwall und wunderte sich über die Beschaffenheit des Weges. Offensichtlich handelte es sich dabei nicht um die gewohnte, festgetretene Erde, sondern um eine dunkle, außergewöhnlich glatte Substanz. Vorsichtig setzte sie einen Fuß darauf und vermutete sogleich, dass es sich um ein seltsam fugenloses Pflaster handeln musste. Vermutlich befand sie sich in einer reichen und mächtigen Stadt, deren Straßen und Wege, so hatten Händler aus dem Norden erzählt, viel aufwändiger gestaltet waren als jene der kleinen Siedlung, aus der das Mädchen stammte.
    „Verflixt noch eins!“, schrie es und warf den Rest der Fackel zurück über den Wall auf die Wiese, wo das Feuer endgültig erlosch. Lisa hatte sich den Daumen versengt und lutschte nun hingebungsvoll daran. Erst die Dornen und nun das Feuer. Diese Welt schien weh zu tun. Ohne jedoch weiter auf den nun doppelten Schmerz zu achten, überquerte sie den Weg und ging auf das Leuchten der nächstbesten Laterne zu. Das Licht hatte etwas Seltsames an sich: Normale Straßenlaternen wurden mit Öl

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