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Der Daleth-Effekt

Der Daleth-Effekt

Titel: Der Daleth-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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kümmere dich nicht um Luft. Schwimm tief, Schwesterchen, schwimm tief …«
    »Meine Güte, wovon redet denn der?« fragte Arnie.
    »Davon!« sagte Nils, der aus einem Bullauge starrte und mit schneller Kopfbewegung die pfeilförmigen silbernen Gebilde im Auge behielt, die unten vorüberblitzten. »Russische Migs. Da wir eben erst durch die Wolken getaucht sind, glaube ich nicht, daß sie uns gesehen haben. Können wir schneller absinken?«
    »Festhalten!«
    Arnie bewegte einen Finger, und den Männern hing plötzlich der Magen in der Kehle.
    »Geben Sie mir Bescheid, wenn wir etwa zweihundert Meter über dem Wasser sind«, sagte er ruhig, »damit ich uns noch abfangen kann, ehe wir aufschlagen.«
    Nils umklammerte die Lehnen seines Sessels. Die bleifarbene Oberfläche der Ostsee raste ihnen entgegen. Schaumgekrönte Wellen wurden sichtbar, und etwas abseits auch die Vitus Bering.
    »Näher … näher … jetzt! «
    Als das Boot unter Wasser ging, war es, als würde es von einer Faust getroffen, und seine starke Metallhülle dröhnte.
    »Würden Sie bitte das Kommando wieder übernehmen, Kommandant Wilhelmsen?« sagte Arme, dessen Stimme zum erstenmal ein wenig unsicher klang. »Ich schalte den Daleth-Antrieb jetzt aus.«
    Brummend erwachten die Pumpen zum Leben, und Henning legte liebevoll seine Hände auf die Kontrollen. Es fiel ihm schwer, an Bord seines eigenen U-Bootes nur Passagier zu sein – und dann auch noch während eines Fluges. Er pfiff durch die Zähne, zog das Boot langsam herum und ging auf Periskoptiefe.
    »Sehen Sie doch bitte mal durchs Periskop, Hansen. Funktioniert ganz einfach – wie im Film.«
    »Periskop ausgefahren!« sagte Nils, und mimte den erfahrenen U-Boot-Kommandanten, klappte die Griffe herab und drehte seinen Mützenschirm nach hinten. Dann preßte er das Gesicht gegen die Gummimanschette. »Überhaupt nichts zu sehen.«
    »Wenn Sie an dem Knopf da drehen, können Sie die Sehschärfe einstellen …«
    »Ja, so ist’s schon besser. Das Schiff liegt etwa dreißig Grad backbord.« Er schwenkte das Periskop im Kreis herum. »Keine anderen Schiffe zu sehen. Leider ist das Sichtfeld nicht sehr groß. Was sich am Himmel tut, kann ich also nicht sagen.«
    »Das Risiko müssen wir eingehen. Wir tauchen so weit auf, daß die Antenne freiliegt.«
    Im Lautsprecher des Funkgeräts begann es zu zischen und zu knacken, dann war eine Stimme zu hören.
    »Hallo, Blæksprutten, könnt ihr mich hören? Kommen. Hallo, kommen.«
    »Hier Blæksprutten. Was ist los? Kommen.«
    »Wir vermuten, daß ihr auf den Radarschirmen des russischen Frühwarnsystems erschienen seid. Seit eurem Start hat es hier von Migs nur so gewimmelt. Im Augenblick ist aber nichts zu sehen. Wir nehmen an, daß man eure Landung nicht beobachtet hat. Bitte einkommen und über Testverlauf berichten. Kommen.«
    Arnie nahm das Mikrofon. »Geräte haben bestens funktioniert. Keinerlei Schwierigkeiten. Geschätzte Flughöhe hundertundfünfzig Kilometer, erreicht mit Batterieenergie. Kommen.«
    Er legte den Schalter um, und aus dem Lautsprecher war undeutlich Freudengeschrei zu hören.
     

 
8.
     
    Auf dem Tisch häuften sich Magazine und Broschüren, für die sich Horst Schmidt nicht interessierte. Novy Mir, Rußland heute, Prawda, Seit zwölf Jahren: Imperialistische Interventions- und Aggressionspolitik der USA in Laos. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, stützte einen Ellbogen auf die Zeitschriften und zog an seiner Zigarette. Als sich die Tür öffnete, wandte sich Schmidt um. Lidia Efimowna Schirochenka betrat das Zimmer – eine schlanke, blonde, junge Frau. Ihr grünes Tweedkostüm entsprach der neuesten Mode. Schmidt sah, daß sie seinen Bericht las; sie hatte die Stirn gerunzelt.
    »Sie haben ja kaum etwas zu berichten«, sagte sie knapp. »Wenn ich bedenke, was wir Ihnen zahlen!« Sie setzte sich hinter den Tisch, auf dem ein kleines Schild mit der Aufschrift Troisième Secrétaire de la Légation stand. Sie sprach deutsch; als gutes Parteimitglied nutzte sie die Gelegenheit, ihre Sprachkenntnisse mit einem Deutschen zu verbessern.
    »Oh, der Bericht liefert Ihnen eine Menge Interessantes. Auch negative Informationen sind Informationen. Wir wissen jetzt, daß die Amerikaner wegen der Angelegenheit am Langelinie-Kai ebenso im dunklen tappen wie wir. Wir wissen, daß ihre Gutwetter-Verbündeten, die Dänen, ihre NATO-Kollegen nicht über alle internen Geheimnisse unterrichten. Wir wissen auch, daß alle Zweige der

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