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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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vom Fernsehsessel aus, unfähig, sich selbst zu erheben,
    und leider auch unfähig, die korrekte Imperativform zu bil-
    den. »Helf dir selbst, dann hilft dir Gott«, lautet ein oft ge-
    sagter Rat; »nehm nicht immer nur, sondern geh auch mal
    was!«, hat schon so mancher einem Mitmenschen ans Herz
    gelegt. Da denkt man im Stillen: Gib auf deinen Ausdruck
    Acht und hilf deiner Grammatik auf die Sprünge!
    Wer sich mit Imperativen wie »Dresche!«, »Trete!«
    »Schmelze!« und »Treffe!« zufrieden gibt, wird es im Leben
    nicht weit bringen. Anders derjenige, der sich an die weisen
    Worte hält: »Drisch das Korn! Tritt den Balg! Schmilz das
    Erz! Triff keine übereilten Entscheidungen!« Denn seine
    Stadt wird im Wirtschaftssimulationsspiel zu Wohlstand und
    Blüte gelangen.

    Nun fei(e)r(e) mal schön!
    Frage eines Lesers: Ich streite derzeit mit einem Bekannten
    über die Frage, was nun richtig ist: »Feiere deinen Ge-
    burtstag« oder »Feier deinen Geburtstag« oder »Feier’ dei-
    nen Geburtstag«? Können Sie’s mir sagen?
    Antwort des Zwiebelfischs: »Feiere« ist zweifellos der
    korrekte Imperativ. Bei Verben auf -ein und -ern wird der
    Imperativ Singular mit -e gebildet. Allerdings kann dabei das
    unbetonte »e« in der Wortmitte wegfallen: »Sammle die
    Hefte ein!« statt »Sammele die Hefte ein«, »Schmettre den
    Ball in die linke Ecke!« statt »Schmettere den Ball in die
    linke Ecke!« − Daher erlaubt die Hochsprache neben »Feiere
    deinen Geburtstag« auch »Feire deinen Geburtstag«.
    In der Umgangssprache fällt heute zumeist das »e« am
    Wortende weg: Aus »feiere« wird »feier«, aus »sammele«
    wird »sammel«, aus »wickele «wird »wickel«. Mein Gramma-
    tikbuch aus dem Jahre 1995 sieht diese Formen gar nicht
    vor, daher galten sie wohl − zumindest vor zehn Jahren −
    noch nicht als salonfähig.
    Das könnte sich inzwischen geändert haben. Zumindest im
    norddeutschen Raum wird niemand daran Anstoß nehmen,
    wenn Sie ihn auffordern:»Nun feier mal schön deinen
    Geburtstag!« Auf einer teuren Glückwunschkarte ist aber
    nach wie vor die vollständige Form »feiere« zu bevorzugen.
    Denn wer 2,95 Euro für eine hübsch bedruckte Karte aus-
    gibt, der sollte nicht plötzlich am »e« sparen.
    Falsch ist allein die Form mit Apostroph (feier’). Beim
    Wegfall des Endungs-»e« wird nie ein Apostroph gesetzt,
    auch nicht im Imperativ.

    Das gefühlte Komma

    Dass die Orthografie nicht jedermanns Sache ist, ist bekannt. Noch
    weniger Freunde aber hat die Zeichensetzung. Die meisten Kommas
    werden nicht nach Regeln, sondern nach Gefühl gesetzt. Und Ge-
    fühle können trügen. Schlimmer als fehlende Kommas sind Kommas
    an Stellen, wo sie nicht hingehören. Und davon[,] gibt es leider
    sehr viele.
    »Aus gegebenem Anlass, erinnere ich Sie erneut daran, dass
    das Aufrufen von Internet-Seiten mit pornografischen In-
    halten während der Dienstzeiten nur im Notfall gestattet
    ist.« So steht es in einer Rund-Mail zu lesen, die der Chef ei-
    nes Hamburger Unternehmens kürzlich an seine Mitarbeiter
    verschickte. Und dies ist, allerdings, ein Notfall!
    Denn da hat sich ein Vorgesetzter in verantwortungsvol-
    ler Mission völlig unprofessionell von seinen Gefühlen hin-
    reißen lassen und ein Komma aus dem Bauch heraus gesetzt!
    Ganz gleich, wie der »Anlass« ausgesehen haben mag,
    der ihn zu seiner E-Mail inspirierte, es gibt keinen Grund,
    ihn mittels eines Kommas vom Rest des Satzes abzutren-
    nen. Die drei Wörter »Aus gegebenem Anlass« bilden kei-
    nen Nebensatz, und es handelt sich auch nicht um eine
    nachgestellte Erläuterung oder einen Einschub. Tatsächlich
    ist »Aus gegebenem Anlass« eine adverbiale Bestimmung
    und gehört als solche zum Hauptsatz.
    Adverbiale Bestimmungen nennt man diese vielen klei-
    nen Zusatzinformationen im Satz, die etwas über Art und
    Weise, Ort, Zeitpunkt und Grund einer Handlung aussagen
    und mit »wie«, »wo«, »wann« und »warum« erfragt werden
    können. Da sie nicht nur aus einzelnen Wörtern, sondern
    auch aus ganzen Wortgruppen bestehen können, werden
    sie häufig mit Nebensätzen verwechselt. Man fühlt, dass

    hier vielleicht womöglich irgendwie ein Komma hingehören
    könnte − und schon ist es passiert. Das geschieht zum
    Beispiel besonders häufig bei Sätzen, die mit »nach« begin-
    nen:
    »Nach endlosen Debatten und immer neuen Änderungs-
    vorschlägen, gaben die Vermittler schließlich erschöpft auf
    und verließen die

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