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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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britische
    Autorin Lynne Truss veranschaulicht dies auf äußerst
    unterhaltsame Weise in ihrem Buch »Eats, Shoots & Lea-
    ves«, einer »kompromisslosen Einführung in die Interpunk-
    tion«. Der Titel spielt auf einen Witz an: Da kommt ein Pan-
    da in ein Cafe, bestellt ein Sandwich, frisst es auf, schießt
    zweimal in die Luft und geht. Der verwirrte Kellner erfährt
    beim Nachschlagen in einem (grammatisch fehlerhaften)
    Tierlexikon unter dem Stichwort Panda: »Eats, shoots and
    leaves.« Gemeint war: »Frisst Schößlinge und Blätter.« Doch
    das falsche, sinnentstellende Komma hinter »eats« führt

    dazu, dass sich die Aussage wie eine Aufzählung von Verben
    liest: »Frisst, schießt und geht.«
    Für regelmäßige Verwirrung der Gefühle sorgen auch die
    Vergleichswörter »als« und »wie«. Dabei gilt auch hier: Es
    geht nur dann ein Komma voraus, wenn ein Prädikat folgt.
    Es folgen zunächst vier nebensatzlose Beispiele mit Kom-
    maverbot und anschließend vier beispielhafte Nebensätze mit
    Kommagebot:
    •Mir geht’s so gut wie seit Jahren nicht mehr.
    • Der Schaden war größer als zunächst angenommen.
    • Er liebte sie mehr als je einen Menschen zuvor.
    • In diesem Sommer hat es bei uns so viel geregnet wie
    sonst nirgends.
    • Mir geht’s so gut, wie es mir seit Jahren nicht mehr ging.
    • Der Schaden war größer, als zunächst angenommen wor
    den war.
    • Er liebte sie mehr, als er je zuvor einen Menschen geliebt
    hatte.
    • In diesem Sommer hat es bei uns so viel geregnet, wie es
    sonst nirgends geregnet hat.
    Wenn man dies einmal begriffen hat, braucht man sich bei
    der Interpunktion nicht mehr auf seine trügerischen Gefühle
    zu verlassen. Man kann eiskalt und berechnend seine Kom-
    mas setzen, wo sie erforderlich sind, und mit wissendem Lä-
    cheln auf sie verzichten, wo sie fehl am Platze sind. Und das
    gesparte Gefühl könnte man stattdessen in den Stil investie-
    ren. Der hat es oft nötiger als die Interpunktion.

    Woher stammt das Wort »Puff«?

    Frage eines Lesers: Am Silvesterabend fuhr ich mit meiner
    Frau auf der großen Straße von Süden nach Norden durch
    Frankfurt. Nach der Brücke über den Main liegt rechterhand
    Frankfurts bekanntestes Bordell. Beim Passieren sagte meine
    Frau: »Schau mal, beim Puff haben sie die Weihnachtsbe-
    leuchtung schon abgeschaltet!«, und ich fragte sie und jetzt
    Sie: Warum heißt ein Puff eigentlich Puff?
    Antwort des Zwiebelfischs: »Puff« war der Name eines alten
    Brettspiels mit Würfeln. Das Wort ist die lautmalerische
    Umsetzung des dumpfen Geräuschs, das beim Aufschlagen
    der Würfel entsteht. Da man es früher noch mehr als heute
    vermied, jene Dinge, die als unschicklich oder gar anrüchig
    galten, beim Namen zu nennen, wurden Bordellbesuche im
    18. Jahrhundert gern als Gesellschaftsspiele verklausuliert.
    Dies geschah auch zum Schutz der Kinder. Wenn die einen
    Satz aufschnappten, in dem das Wort »Puff« fiel, so dachten
    sie sich nichts dabei, weil Puff für sie ein Würfelspiel war. So
    wurde es schließlich zum Synonym für die Institution.
    Während das »Puff«-Spiel irgendwann aus der Mode ge-
    riet, hat sein Name dank der allzeit existierenden Etablisse-
    ments bis heute überlebt. Freilich taugt er längst nicht mehr
    zur Verschleierung. Heute bedient man sich anderer Um-
    schreibungen wie »externer Kundentermin« oder »Über-
    stunden im Büro«.
    Das »Puff«-Spiel gibt es übrigens immer noch, es wird
    heute auch »Tricktrack« genannt. Am bekanntesten dürfte
    es aber unter seinem englischen Namen sein: »Backgam-
    mon«.

    Einmal kurz schneiden,
    aber bitte nicht zu kurz schneiden!

    Bevor die Reform kam und alles änderte, konnte man einen Hund
    mal kurz halten und den Ehepartner nebenbei kurzhalten. Das ist
    heute nicht mehr erlaubt. Ob zusammen- oder auseinander ge-
    schrieben wird, richtet sich nicht mehr nach Betonung und Bedeu-
    tung, sondern nach abstrakten Kriterien.
    Früher gab es eine Regel, die war so einfach und so logisch,
    dass es niemandem im Traum eingefallen wäre, etwas daran
    zu ändern. Sie lautete: Wird bei Zusammensetzungen aus
    Adjektiv und Verb nur das erste Wort betont, dann wird zu-
    sammengeschrieben; wird auch das zweite Wort betont,
    dann wird auseinander geschrieben. Und ob eine Fügung auf
    dem ersten oder auf dem zweiten Wort betont wird, richtete
    sich oft danach, ob ein neuer, ein übertragener Sinn
    entstanden war:
    Man konnte seine Sache gut oder schlecht machen,

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