Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2
britische
Autorin Lynne Truss veranschaulicht dies auf äußerst
unterhaltsame Weise in ihrem Buch »Eats, Shoots & Lea-
ves«, einer »kompromisslosen Einführung in die Interpunk-
tion«. Der Titel spielt auf einen Witz an: Da kommt ein Pan-
da in ein Cafe, bestellt ein Sandwich, frisst es auf, schießt
zweimal in die Luft und geht. Der verwirrte Kellner erfährt
beim Nachschlagen in einem (grammatisch fehlerhaften)
Tierlexikon unter dem Stichwort Panda: »Eats, shoots and
leaves.« Gemeint war: »Frisst Schößlinge und Blätter.« Doch
das falsche, sinnentstellende Komma hinter »eats« führt
dazu, dass sich die Aussage wie eine Aufzählung von Verben
liest: »Frisst, schießt und geht.«
Für regelmäßige Verwirrung der Gefühle sorgen auch die
Vergleichswörter »als« und »wie«. Dabei gilt auch hier: Es
geht nur dann ein Komma voraus, wenn ein Prädikat folgt.
Es folgen zunächst vier nebensatzlose Beispiele mit Kom-
maverbot und anschließend vier beispielhafte Nebensätze mit
Kommagebot:
•Mir geht’s so gut wie seit Jahren nicht mehr.
• Der Schaden war größer als zunächst angenommen.
• Er liebte sie mehr als je einen Menschen zuvor.
• In diesem Sommer hat es bei uns so viel geregnet wie
sonst nirgends.
• Mir geht’s so gut, wie es mir seit Jahren nicht mehr ging.
• Der Schaden war größer, als zunächst angenommen wor
den war.
• Er liebte sie mehr, als er je zuvor einen Menschen geliebt
hatte.
• In diesem Sommer hat es bei uns so viel geregnet, wie es
sonst nirgends geregnet hat.
Wenn man dies einmal begriffen hat, braucht man sich bei
der Interpunktion nicht mehr auf seine trügerischen Gefühle
zu verlassen. Man kann eiskalt und berechnend seine Kom-
mas setzen, wo sie erforderlich sind, und mit wissendem Lä-
cheln auf sie verzichten, wo sie fehl am Platze sind. Und das
gesparte Gefühl könnte man stattdessen in den Stil investie-
ren. Der hat es oft nötiger als die Interpunktion.
Woher stammt das Wort »Puff«?
Frage eines Lesers: Am Silvesterabend fuhr ich mit meiner
Frau auf der großen Straße von Süden nach Norden durch
Frankfurt. Nach der Brücke über den Main liegt rechterhand
Frankfurts bekanntestes Bordell. Beim Passieren sagte meine
Frau: »Schau mal, beim Puff haben sie die Weihnachtsbe-
leuchtung schon abgeschaltet!«, und ich fragte sie und jetzt
Sie: Warum heißt ein Puff eigentlich Puff?
Antwort des Zwiebelfischs: »Puff« war der Name eines alten
Brettspiels mit Würfeln. Das Wort ist die lautmalerische
Umsetzung des dumpfen Geräuschs, das beim Aufschlagen
der Würfel entsteht. Da man es früher noch mehr als heute
vermied, jene Dinge, die als unschicklich oder gar anrüchig
galten, beim Namen zu nennen, wurden Bordellbesuche im
18. Jahrhundert gern als Gesellschaftsspiele verklausuliert.
Dies geschah auch zum Schutz der Kinder. Wenn die einen
Satz aufschnappten, in dem das Wort »Puff« fiel, so dachten
sie sich nichts dabei, weil Puff für sie ein Würfelspiel war. So
wurde es schließlich zum Synonym für die Institution.
Während das »Puff«-Spiel irgendwann aus der Mode ge-
riet, hat sein Name dank der allzeit existierenden Etablisse-
ments bis heute überlebt. Freilich taugt er längst nicht mehr
zur Verschleierung. Heute bedient man sich anderer Um-
schreibungen wie »externer Kundentermin« oder »Über-
stunden im Büro«.
Das »Puff«-Spiel gibt es übrigens immer noch, es wird
heute auch »Tricktrack« genannt. Am bekanntesten dürfte
es aber unter seinem englischen Namen sein: »Backgam-
mon«.
Einmal kurz schneiden,
aber bitte nicht zu kurz schneiden!
Bevor die Reform kam und alles änderte, konnte man einen Hund
mal kurz halten und den Ehepartner nebenbei kurzhalten. Das ist
heute nicht mehr erlaubt. Ob zusammen- oder auseinander ge-
schrieben wird, richtet sich nicht mehr nach Betonung und Bedeu-
tung, sondern nach abstrakten Kriterien.
Früher gab es eine Regel, die war so einfach und so logisch,
dass es niemandem im Traum eingefallen wäre, etwas daran
zu ändern. Sie lautete: Wird bei Zusammensetzungen aus
Adjektiv und Verb nur das erste Wort betont, dann wird zu-
sammengeschrieben; wird auch das zweite Wort betont,
dann wird auseinander geschrieben. Und ob eine Fügung auf
dem ersten oder auf dem zweiten Wort betont wird, richtete
sich oft danach, ob ein neuer, ein übertragener Sinn
entstanden war:
Man konnte seine Sache gut oder schlecht machen,
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