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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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Wortlaut lösen und abstrahieren,

    denn nicht die Wörter wollen übersetzt sein, sondern ihre
    Bedeutung.
    Wie grandios man danebenliegen kann, wenn man es mit
    der wörtlichen Treue zu genau nimmt, zeigt das letzte Bei-
    spiel: Nach einer Begegnung mit Hillary Clinton soll Berna-
    dette Chirac, die Frau des französischen Staatspräsidenten,
    anerkennend gesagt haben: »Sie ist eine Professionelle. Aber
    sie kann auch sehr charmant sein.«Wir dürfen davon ausge-
    hen, dass Bernadette Chirac ihre Worte in Wahrheit klüger
    gewählt hat und dass hier nichts anderes als ein weiterer
    Übersetzungsfehler vorliegt: »She’s a professional«, so stand
    es in der englischsprachigen Quelle − was auf Deutsch na-
    türlich bedeutet: »Sie ist professionell« oder auch »Sie ist ein
    Vollprofi«. Aber zu schreiben, sie sei eine Professionelle,
    machte aus der New Yorker Senatorin eine Dame des hori-
    zontalen Gewerbes, und bei aller Reserviertheit der Franzo-
    sen gegenüber den Amerikanern: So weit würde Madame
    Chirac denn doch nicht gehen.
    In diesem Sinne: See you, take care! Sieh dich, nimm
    Sorge!

    Wo beginnt der Mittlere Osten?
    Frage eines Lesers: Im Zusammenhang mit dem Irakkrieg
    war häufig vom »Mittleren Osten« die Rede. Ist das richtig?
    Gehört der Irak bereits zum Mittleren Osten? Manche Kom-
    mentatoren scheinen sogar Syrien und Jordanien dazuzu-
    rechnen. Die zählen meines Wissens aber zum Nahen Os-
    ten. Offenbar gibt es verschiedene Auffassungen darüber, wo
    Nah-, Mittel- und Fernost beginnen. Welche Länder gehören
    zum sogenannten Mittleren Osten?
    Antwort des Zwiebelfischs: Dass Länder wie Syrien, Jor-
    danien und selbst Israel gelegentlich dem Mittleren Osten
    zugeschlagen werden, haben wir einem weiteren »falschen
    Freund« zu verdanken. Wenn die Briten vom »Middle East«
    sprechen, meinen sie damit nämlich das, was wir im Deut-
    schen unter dem »Nahen Osten« verstehen. Da für die Brit-
    en der Osten schon mit den Niederlanden beginnt, definie-
    ren sie den arabischen Raum bereits als »Middle East«.
    Syrien, Libanon, Israel und Palästina werden in der engli-
    schen Sprache also dem »Middle East« zugerechnet, aus un-
    serer Sicht jedoch zählen sie zum Nahen Osten.
    Der »Mittlere Osten« beginnt nach deutscher Definition
    weiter östlich. Allerdings ist er nicht eindeutig definiert. Im
    Allgemeinen werden darunter die Länder Vorderindiens ver-
    standen (Indien, Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, Nepal,
    Bhutan) sowie Afghanistan und Iran. Mitunter wird auch
    Birma (das heutige Myanmar) dazugerechnet.
    Zum Nahen Osten zählen die Länder des ehemaligen Os-
    manischen Reiches: Syrien, Libanon, Israel, Palästina, Jorda-
    nien, Saudi-Arabien, Bahrain, Kuweit, Oman, Katar, Verei-
    nigte Arabische Emirate, Jemen und Irak. Auch Ägypten

    wird zum Nahen Osten gezählt, obwohl es auf dem afrika-
    nischen Kontinent liegt. Die Türkei hingegen, obwohl Herz-
    stück des Osmanischen Reiches und das Tor zum Orient,
    wird nur im historischen Kontext dem Nahen Osten zuge-
    rechnet.
    Der Irakkrieg fand also nur aus angelsächsischer Sicht in
    »Middle East« statt, nach unserem Verständnis war es ein
    Krieg im Nahen Osten.

    (K)ein Name für diese Dekade

    Es muss sich doch jeder schon einmal gefragt haben, in welchem
    Jahrzehnt wir eigentlich leben. Ich bin ein Kind der Sechziger und
    der Siebziger, inzwischen sind die achtziger und auch die
    neunziger Jahre vorbei. Doch was kommt danach? Was ist jetzt?
    Wie nennt man die Dekade, in der wir leben?
    Am 1. Januar 2001 (sic!) begann nicht nur ein neues Jahrhun-
    dert, sondern sogar ein neues Jahrtausend − das bereits 366
    Tage zuvor überall auf der Welt mit großen Feierlichkeiten
    begrüßt worden war. Davon abgesehen begann am 1. Januar
    2001 aber auch ein neues Jahrzehnt. Und eine Frage, die vie-
    le Menschen beschäftigt, lautet: Wie nennt man dieses Jahr-
    zehnt?
    Vor hundert Jahren muss diese Frage schon einmal die Ge-
    müter der Sprachinteressierten bewegt haben. Schließlich
    befand man sich − kalendarisch −1905 in einer ähnlichen Si-
    tuation. Ein Name und somit eine Lösung des Problems
    wurden aber offensichtlich nicht gefunden. Auch das zweite
    Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts blieb namenlos. Den Aus-
    druck »Zehnerjahre« gab es wohl, aber er wurde nur selten
    gebraucht und hat sich historisch nicht durchgesetzt. Und
    erst recht gab es keine »Nulljahre« oder »Nullerjahre« als
    Bezeichnung für das erste Jahrzehnt. Wer

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