Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2
wirklich hinter sein Team ge-
stellt hatte, dann war er doch von mindestens elf Männern
verdeckt!
Natürlich gibt es die Redewendung »sich hinter jemanden
stellen«. Sie ist immer dann richtig am Platz, wenn es um die
Beschreibung moralischer Unterstützung geht; meistens wird
sie von dem Wort »demonstrativ« begleitet. Man kann
außerdem »jemandem Rückendeckung geben«, »jemandem
den Rücken freihalten« und »jemandem den Rücken/das
Rückgrat stärken«. Ferner kann man jemandem »zur Seite
springen«, ihm »zur Seite stehen«, und man kann auch »voll
und ganz hinter jemandem stehen«, doch all diese Wendun-
gen haben weniger mit Schutz zu tun als mit Unterstützung.
Grundsätzlich wird erwartet, dass ein Parteichef sich vor
seine Fraktionsmitglieder stellt, wenn diese unter Beschuß
geraten, genauso wie ein Vorgesetzter sich vor seine in Be-
drängnis geratenen Angestellten zu stellen hat.
Wer sich vor jemanden stellt, der ist bereit, die Gefahr auf
sich zu nehmen, den Angriff abzuwehren, die feindlichen
Kugeln mit der eigenen (natürlich kugelsicheren) Weste ab-
zufangen. Gerhard Schröder konnte sich ganz gelassen vor
seinen Minister stellen, er ging dabei kein Risiko ein; denn
erfahrungsgemäß prallen Korruptionsvorwürfe an Bundes-
kanzlern ab. Es gab also keinen Grund, Schröder nachträg-
lich hinter den Minister zu stellen.
Als der bayerische Ministerpräsident Stoiber bei einer
Kundgebung in Berlin mit Eiern beworfen wurde, da hat sich
der Berliner Spitzenkandidat der CDU, Frank Steffel, sowohl
schützend als auch demonstrativ hinter ihn gestellt.
Geschützt hat Steffel sich selbst, instinktiv war er hinter
Stoiber in Deckung gegangen, um nicht selbst von den Eiern
getroffen zu werden. Und demonstriert hat er damit, dass es
ihm an Courage fehlt, wie man sie von einem Mann erwar-
tet, der nach Höherem strebt. Deshalb verlief seine politische
Karriere danach alsbald im Sande.
Die Wahl des Stellplatzes will wohl überlegt sein. »Er
steht im Tor« ‒ Sängerin Wencke Myhre wusste, wo ihr Platz
war: dahinter*. »Ich schütze meinen Minister« ‒ Kanzler
Gerhard Schröder weiß, wo sein Platz ist: davor. Und wer
darüber berichtet, der gebe Acht, dass er die Positionen nicht
verwechsle.
* und zwar Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
Warum ist der Rhein männlich und die Elbe weiblich?
Frage eines Lesers: Unlängst entbrannte in meinem Freun-
deskreis eine Diskussion über die Geschlechtlichkeit von
Flüssen, und ich bügelte etwas vorschnell die Teilnehmer mit
profundem Halbwissen ab: Große Flüsse seien männlich (der
Rhein, der Main, der Mississippi), kleine Flüsse weiblich (die
Lahn, die Ruhr, die Mosel).
Vorschnell, wie gesagt, denn alsbald war man bei der Hand
mit Donau und Elbe, die nicht gerade als klein bezeichnet
werden können, wohl aber weiblichen Geschlechts sind.
Mit den amerikanischen Flüssen hat man es leichter, denn
sie sind meistens mit dem männlichen Zusatz Rio oder River
versehen, sodass sich die Frage nach dem Geschlecht gar
nicht erst stellt. Bei den Franzosen hingegen scheinen alle
Flüsse weiblich zu sein: die Seine, die Loire, die Garonne, die
Marne, die Rhone. Wie hält es denn nun der Deutsche?
Antwort des Zwiebelfischs: Das Geschlecht von Flüssen
lässt sich leider nicht nach Regeln bestimmen. Jeder Fluss-
name hat seine eigene Geschichte, und deren Ursprung liegt
meistens im Nebel frühester Zeiten verborgen und ist oft nur
mühsam zu rekonstruieren. Unsere deutschen Flüsse haben
ihre Namen von den Germanen, den Slawen und den
Römern erhalten. Manche Namen sind auch keltischen oder
griechischen Ursprungs. Eines haben sie (fast) alle gemein:
Ob sie nun Alster, Aller, Hier, Inn, Werra, Naab, Main oder
Leine heißen − der Name geht meistens auf ein altes Wort für
Fluss, Sumpf, Bach oder Au zurück.
So geht der Rhein auf das altgermanische Wort reinos zu-
rück, welches »großer Fluss« bedeutet. Die Endung -os zeigt
an, dass der Fluss schon bei den alten Germanen männli-
chen Geschlechts war. Die Elbe hat ihren Ursprung im latei-
nischen Wort albia, das weiblich ist und für »helles Wasser«
steht. Die Donau ist sprachlich verwandt mit dem russischen
Don, beide Namen gehen auf das indogermanische Wort
danu zurück, das ebenfalls nichts anderes als »Fluss«
bedeutet. Bei den Römern war die Donau noch männlich
(Danuvius), bei den Germanen wurde sie durch Verschmel-
zung mit
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