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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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    Ständig liest man von Sportlern, die »für die ehemalige
    DDR« oder »für die ehemalige Sowjetunion« an den Start
    gegangen sind. Demzufolge müsste der europäische Sport-
    kader von Revanchisten und hoffnungslosen Ostalgikern
    durchsetzt sein.

    Mitunter geschieht es, dass im Übereifer der Aspekt des Ehe-
    maligen verdoppelt wird, was aber nicht unbedingt zu kla-
    reren Verhältnissen führt: Ist mit »mein damaliger Ex« der
    damalige Freund oder Mann gemeint, oder gab es bereits
    damals einen Ex, der inzwischen durch einen aktuellen Ex
    ersetzt wurde? Es scheint, dass hier das »Ex« bis zum »Ex-
    Zess« betrieben wird.
    Für die Vorsilbe »Alt« gilt übrigens dasselbe wie für »Ex«:
    Ob Altkanzler oder Altbundespräsident, wenn es heute um
    ihre Amtszeit geht, so muss es heißen »der damalige«.
    Falsch: »Dies hatte der Altkanzler noch während seiner
    letzten Tage im Amt verfügt.«
    Richtig: »Dies hatte der damalige Kanzler noch während
    seiner letzten Tage im Amt verfügt.«
    Übrigens: Johannes Rau wird, wie alle seine noch lebenden
    Amtsvorgänger auch, immer noch mit »Herr Präsident«
    angesprochen. Diese ehrenvolle Titulierung steht ihm pro-
    tokollgemäß bis ans Ende seiner Tage zu.
    Bleibt zum Schluss die Frage, ob man die Vorsilbe »Ex«
    üblicherweise mit einem Bindestrich absetzt oder ob man sie
    mit dem anschließenden Wort zusammenschreiben sollte: Ex-
    Frau oder Exfrau, Ex-Trainer oder Extrainer, Ex-
    Exhibitionist oder Exexhibitionist? Beides ist richtig. Ge-
    läufige Zusammensetzungen wie Exminister, Expräsident,
    Exfreundin kann man getrost zusammenschreiben, weni-
    ger gewohnte und komplexere Zusammensetzungen wie Ex-
    Ameisenkönigin, Ex-Formel-1-Profi und Ex-Travestie-
    star gerne koppeln. Jeder wähle sich die Form, die er für die
    am besten lesbare hält.

    Nur keine Torschusspanik!
    Frage eines Lesers: Jahrelang glaubte ich, dass man, wenn
    überhaupt, nur eine »Torschusspanik« haben könne. Nun
    höre ich aber immer wieder, dass meine Vorstellung einer
    Angst vor einem verzogenen Schuss aufs Tor nicht richtig
    sein soll. Heißt es tatsächlich »Torschlusspanik«? Wird da
    nicht irgendwas mit »Kurzschlussreaktion« verwechselt?
    Antwort des Zwiebelfischs: Es heißt tatsächlich »Tor-
    schlusspanik«. Dieser Ausdruck geht zurück auf frühere
    Zeiten, als Städte noch von Mauern umgeben waren. All-
    abendlich wurden die Tore geschlossen; wer es nicht recht-
    zeitig in die Stadt geschafft hatte, musste damit rechnen, die
    Nacht vor den Toren zu verbringen. Daher hasteten die
    Menschen bei Sonnenuntergang bisweilen wie in Panik auf
    die Stadttore zu, um nicht ausgesperrt zu bleiben. Verwandt
    mit der Tor(es)schlusspanik sind die Redewendungen»kurz
    vor Toresschluss« (gerade noch rechtzeitig) und »nach To-
    resschluss« (zu spät).
    Im Fußball mag es auch so etwas wie Torschusspanik ge-
    ben, eine Psychose, die zum Beispiel einen Elfmeterschützen
    heimsucht. Doch dieser Ausdruck gilt − im Unterschied zur
    Torschlusspanik − nicht als feststehende Wendung.

    Sie oder sie − du musst Dich entscheiden

    Lieber du, schreibt man Dich eigentlich noch groß? Mehr können wir
    ihnen dazu im Moment nicht sagen, aber Ihnen natürlich schon. Wer
    kennt Sie noch, die richtigen Anredeformen? Ein Kapitel zum Thema
    Groß und klein bei Du und dein − und über den seltsamen Umgang mit
    Ihnen und Sie.
    Mit der Wahl der passenden Anredepronomen tut sich
    manch einer schwer; und damit ist hier nicht die Frage ge-
    meint, wann wir jemanden duzen oder siezen sollten; hier
    geht es vielmehr um die Probleme, die uns die Anredepro-
    nomen im Schriftlichen bereiten, weshalb man sie eigentlich
    auch Anschreibepronomen nennen könnte.
    Im Zuge der Rechtschreibreform wurden alle Großschrei-
    bungen bei Duz-Formen abgeschafft. Wer seinem besten
    Freund einen Brief oder eine E-Mail schreibt, braucht ihn
    nicht länger mit »Du« anzureden, ein kleines »du« genügt.
    Was den einen eine Erleichterung, ist anderen ein Ärgernis.
    Das großgeschriebene »Du« war doch schließlich eine
    Respektsbekundung, die nun mir nichts, Dir nichts entfällt,
    sagen die Gegner des kleingeschriebenen »du«. Jahrelang
    habe man den Freund mit großem »Du« hofiert, nun soll
    man ihn plötzlich mit einem mickrigen »du«abspeisen? Das
    käme doch einer Herabwürdigung gleich und einer Abwer-
    tung der Freundschaft! Das sehe aus wie eine unsinnige
    Kürzungsmaßnahme, als wollte man nun

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