Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2
heißen sollte. Ein Bei-
spiel aus dem Internet:
»Wer den Messenger benutzt, merkt gleich, wann seine
Freunde Ihren Computer eingeschaltet haben.« Offenbar ist
dieser »Messenger« so eine Art Alarmsystem, das mich in-
formiert, sowie sich einer meiner Freunde an meinem Com-
puter zu schaffen macht. Ich frage mich nur, warum meine
Freunde so etwas tun sollten? Allem Anschein nach aber
kommt so etwas unter Freunden häufiger vor, sonst würde
sich dieser »Messenger« wohl kaum verkaufen.
Ein anderes erheiterndes Beispiel lieferte eine Anzeige für
eine Donaukreuzfahrt. Darin war der Satz zu lesen: »Die
›MS Savonia‹ ist ein Schiff der guten Mittelklasse und über-
zeugt durch Ihren besonders freundlichen Service an Bord.«
Vorsicht, der Rabatt von 1100 Euro hat einen Haken: Will-
kommen auf der Galeere!
Wenige Tage vor der Wahl Joseph Ratzingers zum Papst
stellte die Internetausgabe der »Bild«-Zeitung ihren Lesern
die Frage: »Wird einer von Ihnen der neue Papst?« Diejenigen
bild.de-Leser, die sich daraufhin Hoffnungen auf einen kom-
fortablen Lebensabend in einem römischen Palast machten,
wurden bitter enttäuscht, denn wie sich heraustellte, waren
nicht sie gemeint, sondern die Kardinale auf dem Foto.
Also: Beim Siezen schreibt man »Sie«, »Ihnen«und »Ihr« im-
mer groß; wenn aber mit »sie«, »ihnen« und »ihr« dasselbe
gemeint ist wie mit»die«,»denen«und»deren«, wenn es sich
also nicht um eine Anredeform handelt, dann bleibt der An-
fangsbuchstabe klein.
Und was ist mit »Euer Ehren«? Und mit »Ihro Gnaden«
und »Euer Majestät«? Sind die antiquierten Anredeformen
von der Rechtschreibreform etwa auch betroffen? Heißt es
heute bloß noch»euer Ehren«, »ihro Gnaden«und »euer Ma-
jestät«? Wäre das nicht äußerst despektierlich, wenn nicht
gar majestätsbeleidigend? Keine Angst, diese Form der An-
rede wird weiterhin wie ehedem großgeschrieben, sie muss es
sogar, um Verwechslungen mit dem gemeinen Volk zu
vermeiden. Allerdings kommt sie nur noch selten zum Ein-
satz, in historischen Romanen etwa, in Theaterstücken,
Drehbüchern oder Comics.
Apropos Comics: In der Bildererzählung »Asterix und die
Trabantenstadt« gibt es eine köstliche Szene, in − welcher Juli-
us Cäsar seinen erstaunten Beratern erläutert, wie er das auf-
sässige gallische Dorf mithilfe eines gigantischen römischen
Neubauareals in die Bedeutungslosigkeit abdrängen will.
Cäsar spricht dabei von sich selbst konsequent in der dritten
Person (so wie er es in seinem »Gallischen Krieg« tatsächlich
tat), weshalb ihn einer seiner Berater zu seinem Plan mit den
Worten beglückwünscht: »Er ist großartig!«, woraufhin Cä-
sar fragt: »Wer?« − »Na, Ihr!«, erwidert der Berater. Cäsar
begreift und ruft: »Ach, Er!«
Kein Halten mit Halt?
Frage eines Lesers: Lieber Zwiebelfisch, mein Abitur-
Deutschlehrer sagte immer, dass man das Wort »halt« nicht
benutzen soll. Also in Sätzen wie»Das ist halt so «
oder»Dann gehe ich halt mit«. Ist das »halt« falsch, oder ist
es nur schlechtes Deutsch? Schließlich sagt man das des
Öfteren, schreibt es jedoch so gut wie nie!
Antwort des Zwiebelfischs: Das Füllwörtchen »halt« ist
weder falsches Deutsch, noch ist es schlechtes Deutsch. Es ist
mundartlich. Man benutzt es vor allem im süddeutschen
Raum, dort, wo alemannische und bairische Dialekte
gesprochen werden. In der Hochsprache sind eher die
gleichbedeutenden Ausdrücke»eben « und»nun einmal«ge-
bräuchlich. Im Norddeutschen wird mitunter auch »man«
gebraucht: »Dat is’ man so.« Ohne »halt« hätten die Ge-
brauchsdichter in unserem Lande ein wichtiges Reimwört-
chen weniger: »So ist’s in diesem Sommer halt: Mal wird es
kühl, mal bleibt es kalt.«
Der große Spaß mit das und dass
Nun geht’s ans Eingemachte. Nämlich um jenen nie versiegenden
Quell orthografischen Ungemachs, Deutschlands Rechtschreibfeh-
ler Nummer eins. Selbst Profis bekommen zittrige Finger, wenn sich
ihnen beim Schreiben die quälende Frage aller Fragen stellt: Heißt
es »das« oder »dass«?
Dass das »das«, das »dies« bedeutet, nicht dasselbe ist wie
das »dass«, das eine Konjunktion ist, das hat wohl jeder ir-
gendwann schon einmal gehört; aber nicht jedem hat sich der
Unterschied zwischen den beiden Wörtchen so eingeprägt,
dass er vor Fehlern gefeit ist. In der gesprochenen Sprache
spielt der Unterschied keine Rolle, denn
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