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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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orthografische Unterschied blieb − und wurde sogar
    noch kniffliger. Musste man vorher immerhin den Finger
    noch zu einer anderen Taste bewegen, um die Konjunktion
    mit Eszett zu tippen, so hängt die Unterscheidung nun allein
    davon ab, ob man die »s«-Taste ein- oder zweimal anschlägt.
    Einige glauben feststellen zu können, dass die Ver-wechslung

    seit Einführung der neuen Orthografie zugenommen habe.
    Möglicherweise aber ist dies nur ein Zufall, genauer gesagt
    Folge eines Zusammentreffens unterschiedlicher Faktoren:
    Denn neben der Rechtschreibreform hat auch die rasche
    Ausbreitung des Internets einen erheblichen Anteil am
    munteren Gedeihen des orthografischen Wildwuchses.
    Dass das »dass« nicht immer nur ein braves Single-Dasein
    führt, sondern häufig auch in Gesellschaft wechselnder Part-
    ner auftritt, macht die Sache nicht gerade leichter: So gibt es
    neben dem einfachen »dass« die erweiterten Konjunktionen
    »sodass«, »auf dass«, »anstatt dass« und »ohne dass«. Aber
    nicht »und dass«, wie offenbar einige Schreiber meinen, de-
    nen wir Beispiele wie die folgenden zu verdanken haben:
    »Und dass, obwohl im Formel-1 -Fahrerlager eine Menge
    Leute herumlungern, die ziemlich feine Ohren haben.«
    »Ein Krankenhaussprecher sagte, Mutter und Kind hätten
    die schwere Geburt unbeschadet überstanden − und dass,
    obwohl die Fahrt ins Krankenhaus acht Stunden gedauert
    habe.«
    Hinter solchen Sätzen stecken Dramen, davon macht sich
    der Leser da draußen keine Vorstellung! Da bringt eine tap-
    fere Mutter unter derart widrigen Umständen ein Kind zur
    Welt, dass selbst der Redakteur noch unter den Nachwehen
    zu leiden hat, wenn er nämlich das Ganze in einen Bericht
    fassen und sich über dies und dass den Kopf zerbrechen
    muss.
    Ein Aufeinandertreffen von »und« und »dass« ist selbst-
    verständlich trotzdem möglich: »Ich weiß, dass auch du nur
    ein Mann bist und dass auch du nichts vom Geschirrspülen
    hältst. Trotzdem wirst du heute den Abwasch machen, und
    wenn es das Letzte ist, was du tust!«
    Wenn die »das/dass «-Verwechslung nicht nur im Inter-
    net, sondern auch in gedruckten Zeitungen zugenommen
    hat, so vielleicht deshalb, weil immer mehr Redaktionen aus

    Kostengründen auf Korrekturleser verzichten. Wozu

    braucht man die auch noch, wo es doch die Rechtschreibhilfe
    von Microsoft gibt! Die weiß allerdings auch nicht immer,
    welches das(s) gerade gefragt ist.
    Der »Zwiebelfisch« hat die Probe aufs Exempel gemacht:
    Vier Sätze gleicher Bauart mit insgesamt vier »das/dass«-
    Fehlern. Die Korrekturhilfe von Word hat nur einen einzigen
    erkannt:
    Ich weiß, das ich nichts weiß, und das ist schon eine ganze Menge.
    Ich weiß, dass ich nichts weiß, und dass ist schon eine ganze Menge.
    Ich weiß, das ich nichts weiß, und dass ist schon eine ganze Menge.
    Ich weiß, dass ich nichts weiß, und das ist schon eine ganze Menge.
    Tatsächlich ist nur einer der vier Sätze fehlerfrei. Wer nicht
    draufkommt, welcher es ist, der wird diesen Artikel wohl
    oder übel noch einmal von vorne lesen müssen. Denn dass
    das eine klar ist: Bei »dass« und »das«, da endet der Spaß!
    Für den Berliner allerdings fängt er da gerade erst an, wie
    nachstehendem Text zu entnehmen ist, der ein köstliches
    Zeugnis Berliner Mundart ist:
    »Det mit dem Det, det is doch janz einfach. Wenn de
    sachst, det Auto, det ick mir jekooft habe, det is dufte, denn
    wird det Det mit s jeschriem. Sar ick aba, ick gloobe, det de
    damit rinjefallen bist, denn wird det Det mit ß jeschriem −
    weil det Det nich det Det is, det de jrade jebraucht hast.«

    Vierzehntäglich oder vierzehntägig?
    Frage eines Lesers aus Siegburg: Ich frage mich immer
    wieder, was denn nun richtig ist: »die Zeitung erscheint
    vierzehntägig« oder»die Zeitung erscheint vierzehntäglich «.
    Es gibt doch beide Wörter − und bestimmt auch einen Un-
    terschied. Wie lautet der?
    Antwort des Zwiebelfischs: Zwischen vierzehntäglich
    und vierzehntägig besteht tatsächlich ein Unterschied. Zu-
    sammensetzungen mit »-tägig« beziehen sich auf die Dauer,
    Zusammensetzungen mit »täglich« beziehen sich auf das In-
    tervall. Etwas, das »ganztägig« ist, dauert den ganzen Tag;
    etwas, das »tagtäglich« passiert, geschieht jeden Tag aufs
    Neue. Eine vierzehntägige Tour dauert zwei Wochen. Eine
    vierzehntägliche Tour hingegen kann ganz kurz sein, findet
    dafür aber regelmäßig alle zwei Wochen statt.
    Derselbe Unterschied

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