Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2
orthografische Unterschied blieb − und wurde sogar
noch kniffliger. Musste man vorher immerhin den Finger
noch zu einer anderen Taste bewegen, um die Konjunktion
mit Eszett zu tippen, so hängt die Unterscheidung nun allein
davon ab, ob man die »s«-Taste ein- oder zweimal anschlägt.
Einige glauben feststellen zu können, dass die Ver-wechslung
seit Einführung der neuen Orthografie zugenommen habe.
Möglicherweise aber ist dies nur ein Zufall, genauer gesagt
Folge eines Zusammentreffens unterschiedlicher Faktoren:
Denn neben der Rechtschreibreform hat auch die rasche
Ausbreitung des Internets einen erheblichen Anteil am
munteren Gedeihen des orthografischen Wildwuchses.
Dass das »dass« nicht immer nur ein braves Single-Dasein
führt, sondern häufig auch in Gesellschaft wechselnder Part-
ner auftritt, macht die Sache nicht gerade leichter: So gibt es
neben dem einfachen »dass« die erweiterten Konjunktionen
»sodass«, »auf dass«, »anstatt dass« und »ohne dass«. Aber
nicht »und dass«, wie offenbar einige Schreiber meinen, de-
nen wir Beispiele wie die folgenden zu verdanken haben:
»Und dass, obwohl im Formel-1 -Fahrerlager eine Menge
Leute herumlungern, die ziemlich feine Ohren haben.«
»Ein Krankenhaussprecher sagte, Mutter und Kind hätten
die schwere Geburt unbeschadet überstanden − und dass,
obwohl die Fahrt ins Krankenhaus acht Stunden gedauert
habe.«
Hinter solchen Sätzen stecken Dramen, davon macht sich
der Leser da draußen keine Vorstellung! Da bringt eine tap-
fere Mutter unter derart widrigen Umständen ein Kind zur
Welt, dass selbst der Redakteur noch unter den Nachwehen
zu leiden hat, wenn er nämlich das Ganze in einen Bericht
fassen und sich über dies und dass den Kopf zerbrechen
muss.
Ein Aufeinandertreffen von »und« und »dass« ist selbst-
verständlich trotzdem möglich: »Ich weiß, dass auch du nur
ein Mann bist und dass auch du nichts vom Geschirrspülen
hältst. Trotzdem wirst du heute den Abwasch machen, und
wenn es das Letzte ist, was du tust!«
Wenn die »das/dass «-Verwechslung nicht nur im Inter-
net, sondern auch in gedruckten Zeitungen zugenommen
hat, so vielleicht deshalb, weil immer mehr Redaktionen aus
Kostengründen auf Korrekturleser verzichten. Wozu
braucht man die auch noch, wo es doch die Rechtschreibhilfe
von Microsoft gibt! Die weiß allerdings auch nicht immer,
welches das(s) gerade gefragt ist.
Der »Zwiebelfisch« hat die Probe aufs Exempel gemacht:
Vier Sätze gleicher Bauart mit insgesamt vier »das/dass«-
Fehlern. Die Korrekturhilfe von Word hat nur einen einzigen
erkannt:
Ich weiß, das ich nichts weiß, und das ist schon eine ganze Menge.
Ich weiß, dass ich nichts weiß, und dass ist schon eine ganze Menge.
Ich weiß, das ich nichts weiß, und dass ist schon eine ganze Menge.
Ich weiß, dass ich nichts weiß, und das ist schon eine ganze Menge.
Tatsächlich ist nur einer der vier Sätze fehlerfrei. Wer nicht
draufkommt, welcher es ist, der wird diesen Artikel wohl
oder übel noch einmal von vorne lesen müssen. Denn dass
das eine klar ist: Bei »dass« und »das«, da endet der Spaß!
Für den Berliner allerdings fängt er da gerade erst an, wie
nachstehendem Text zu entnehmen ist, der ein köstliches
Zeugnis Berliner Mundart ist:
»Det mit dem Det, det is doch janz einfach. Wenn de
sachst, det Auto, det ick mir jekooft habe, det is dufte, denn
wird det Det mit s jeschriem. Sar ick aba, ick gloobe, det de
damit rinjefallen bist, denn wird det Det mit ß jeschriem −
weil det Det nich det Det is, det de jrade jebraucht hast.«
Vierzehntäglich oder vierzehntägig?
Frage eines Lesers aus Siegburg: Ich frage mich immer
wieder, was denn nun richtig ist: »die Zeitung erscheint
vierzehntägig« oder»die Zeitung erscheint vierzehntäglich «.
Es gibt doch beide Wörter − und bestimmt auch einen Un-
terschied. Wie lautet der?
Antwort des Zwiebelfischs: Zwischen vierzehntäglich
und vierzehntägig besteht tatsächlich ein Unterschied. Zu-
sammensetzungen mit »-tägig« beziehen sich auf die Dauer,
Zusammensetzungen mit »täglich« beziehen sich auf das In-
tervall. Etwas, das »ganztägig« ist, dauert den ganzen Tag;
etwas, das »tagtäglich« passiert, geschieht jeden Tag aufs
Neue. Eine vierzehntägige Tour dauert zwei Wochen. Eine
vierzehntägliche Tour hingegen kann ganz kurz sein, findet
dafür aber regelmäßig alle zwei Wochen statt.
Derselbe Unterschied
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