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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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Bäu-
    erin, Schwagerund Schwägerin, und eine andere Ausnahme
    betrifft die männlichen Formen, die mit einem doppelten
    »er« enden. Bei der Bildung der weiblichen Form fällt das
    zweite »er« nämlich weg. Der Zauberer verwandelt sich also
    nicht in eine Zaubererin, sondern in eine Zauberin. Und der
    Wanderer wird zur Wanderin, genau wie der Förderer zur
    Förderin. Das lässt sich mit Sprachökonomie begründen.
    Denn die Wörter »Wandererin«, »Zaubererin« und »Förde-
    rerin« sind nicht gerade leicht zu sprechen; wenn man nicht
    ganz langsam und deutlich artikuliert, geht die vorletzte Sil-
    be in einejn knurrenden Gurgeln unter. Da kann man sie
    ebenso gut weglassen. Und so hat man’s dann auch getan.
    Neben dem Zauberer und der Zauberin gibt es übrigens
    auch noch den Zaubrer und die Zaubrerin, genau wie auch
    den Wandrer und die Wandrerin. Diese Formen sind aller-
    dings nur noch selten anzutreffen, hauptsächlich in Mär-
    chen und Gedichten. »Harry Potter«-Lesern stellt sich die
    Frage nach der korrekten femininen Form des Wortes Zau-
    berer übrigens nicht. Die wissen: Das weibliche Pendant zum
    Zauberer ist − ganz klar − eine Hexe!

    Lauter Erbauliches über laut

    Die Fronten sind seit Jahren erstarrt. Auf der einen Seite stehen die
    Genitivisten in ihren bunten Uniformen, auf der anderen Seite die
    Dativisten mit ihren Federbuschhelmen. Über Stacheldraht und

    Gräben hinweg rufen sie sich zu: »Laut eines!« − »Laut einem!« Und
    dann werfen sie mit Fibeln und Grammatikbüchern. Ein Ende des
    Kampfes ist nicht abzusehen.

    Überraschung für alle Genitiv-Muffel: Die Präposition
    »laut« regiert den Genitiv! Ihr glaubt es nicht? Es ist aber
    wirklich so! Es heißt »laut des Berichtes«, ebenso »laut eines
    Papiers aus dem Ministerium« und außerdem »laut Ihres
    Schreibens vom soundsovielten«.
    Allen Genitiv-Freunden dürfte diese Information Genug-
    tuung bereiten. Doch damit ist das Thema nicht vom Tisch.
    Im Gegenteil. Der Kasuskrieg tobt erbittert weiter. Die Da-
    tiv-Anhänger sind auf dem Vormarsch, und sie haben gute
    Argumente, die nicht so einfach von der Hand zu weisen
    sind. Zum Beispiel sagen sie, dass sinnverwandte Präposi-
    tionen wie »gemäß«, »entsprechend« und »zufolge« allesamt
    den Dativ regieren: entsprechend dem Bericht, gemäß dem
    Beschluss der Regierung, seinem Plan zufolge... Warum
    also nicht auch »laut«? Man täte der deutschen Sprache doch
    eher einen Gefallen, wenn man hier für Einheitlichkeit sorgte.
    Gab es zu diesem Thema nicht sogar ein Buch eines gewissen
    Bastian Sick mit dem Titel »Tod dem Genitiv! Es lebe dem
    Dativ!«- oder so ähnlich?
    Und nun, liebe Genitiv-Freunde, haltet euch fest: Laut
    Duden ist hinter »laut« auch der Dativ erlaubt! Es ist also
    nicht falsch, »laut dem Bericht« zu sagen, auch »laut einem
    Papier« und »laut Ihrem Schreiben« sind zulässig.
    Grabenkämpfe zwischen Genitiv- und Dativ-Anhängern

    sind berüchtigt. Im Falle der Präposition »wegen« zieht sich
    der Kampf schon seit Generationen hin, und auch wenn
    »wegen dem« in der gesprochenen Sprache über »wegen
    des« gesiegt hat, so gilt der Genitiv hier nach wie vor als
    standardsprachlich. »Wegen dem« kann man sagen, aber
    schreiben sollte man es nicht.
    Anders verhält es sich mit »laut«. Da haben es die Dativ-
    Anhänger bereits erreicht, dass auch im Schriftdeutsch der
    Gebrauch des Dativs gestattet ist. Es bleibt also jedem selbst
    überlassen, sich seinen Kasus hinter »laut« frei zu wählen.
    Gemäß dem Shakespeare’schen Motto: Was ihr wollt!
    Übrigens: Steht »laut« direkt vor einem einzelnen Haupt-
    wort im Singular, ohne Artikel oder Attribut, dann wird
    dieses Hauptwort überhaupt nicht gebeugt. Dann heißt es
    flexionslos: laut Gesetz, laut Bericht, laut Befehl, laut Zwie-
    belfisch. Man braucht also nur den Artikel zu streichen,
    schon herrscht Waffenstillstand zwischen Genitiv- und Da-
    tiv-Anhängern.
    Doch worum geht es in diesem Krieg überhaupt? Um die
    Auslöschung des Genitivs? Um die Zurückdrängung des an-
    scheinend übermächtig gewordenen Dativs? Nein, darum
    geht es gar nicht − in Wahrheit geht es um die Rettung der
    Grammatik. Welcher Kasus nun bevorzugt wird, ist zweit-
    rangig- Hauptsache, es findet überhaupt noch eine Beugung
    statt!
    Und nun kommt das Beste: Steht »laut« direkt vor einem
    (stark gebeugten) Hauptwort im Plural, ohne einen Artikel
    oder ein Attribut dazwischen, dann ist der

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