Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)
gemeint ist wie mit »die«, »denen« und »deren«, wenn es sich also nicht um eine Anredeform handelt, dann bleibt der Anfangsbuchstabe klein.
Und was ist mit »Euer Ehren«? Und mit »Ihro Gnaden« und »Euer Majestät«? Sind die antiquierten Anredeformen von der Rechtschreibreform etwa auch betroffen? Heißt es heute bloß noch »euer Ehren«, »ihro Gnaden« und »euer Majestät«? Wäre das nicht äußerst despektierlich, wenn nicht gar majestätsbeleidigend? Keine Angst, diese Form der Anrede wird weiterhin wie ehedem großgeschrieben, sie muss es sogar, um Verwechslungen mit dem gemeinen Volk zu vermeiden. Allerdings kommt sie nur noch selten zum Einsatz, in historischen Romanen etwa, in Theaterstücken, Drehbüchern oder Comics.
Apropos Comics: In der Bildererzählung »Asterix und die Trabantenstadt« gibt es eine köstliche Szene, in welcher Julius Cäsar seinen erstaunten Beratern erläutert, wie er das aufsässige gallische Dorf mithilfe eines gigantischen römischen Neubauareals in die Bedeutungslosigkeit abdrängen will. Cäsar spricht dabei von sich selbst konsequent in der dritten Person (so wie er es in seinem »Gallischen Krieg« tatsächlich tat), weshalb ihn einer seiner Berater zu seinem Plan mit den Worten beglückwünscht: »Er ist großartig!«, woraufhin Cäsar fragt: »Wer?« – »Na, Ihr!«, erwidert der Berater. Cäsar begreift und ruft: »Ach, Er!«
Kein Halten mit Halt?
Frage eines Lesers: Lieber Zwiebelfisch, mein Abitur-Deutschlehrer sagte immer, dass man das Wort »halt« nicht benutzen soll. Also in Sätzen wie »Das ist halt so« oder »Dann gehe ich halt mit«. Ist das »halt« falsch, oder ist es nur schlechtes Deutsch? Schließlich sagt man das des Öfteren, schreibt es jedoch so gut wie nie!
Antwort des Zwiebelfischs: Das Füllwörtchen »halt« ist weder falsches Deutsch, noch ist es schlechtes Deutsch. Es ist mundartlich. Man benutzt es vor allem im süddeutschen Raum, dort, wo alemannische und bairische Dialekte gesprochen werden. In der Hochsprache sind eher die gleichbedeutenden Ausdrücke »eben« und »nun einmal« gebräuchlich. Im Norddeutschen wird mitunter auch »man« gebraucht: »Dat is’ man so.« Ohne »halt« hätten die Gebrauchsdichter in unserem Lande ein wichtiges Reimwörtchen weniger: »So ist’s in diesem Sommer halt: Mal wird es kühl, mal bleibt es kalt.«
Der große Spaß mit das und dass
Nun geht’s ans Eingemachte. Nämlich um jenen nie versiegenden Quell orthografischen Ungemachs, Deutschlands Rechtschreibfehler Nummer eins. Selbst Profis bekommen zittrige Finger, wenn sich ihnen beim Schreiben die quälende Frage aller Fragen stellt: Heißt es »das« oder »dass«?
Dass das »das«, das »dies« bedeutet, nicht dasselbe ist wie das »dass«, das eine Konjunktion ist, das hat wohl jeder irgendwann schon einmal gehört; aber nicht jedem hat sich der Unterschied zwischen den beiden Wörtchen so eingeprägt, dass er vor Fehlern gefeit ist. In der gesprochenen Sprache spielt der Unterschied keine Rolle, denn man hört ihn nicht. Solange man also nur plaudert und plappert, lässt sich jede »das/dass«-Schwäche verbergen. Erst wenn’s ans Schreiben geht, zeigt sich, ob man den Stiel vom Stängel unterscheiden kann. Doch selbst routinierte Schreiber und Literaten haben mitunter ihre liebe Not damit. Sogar den Argusaugen erfahrener Lektoren und Korrekturleser entschlüpft das glitschige Detail bisweilen, sodass es immer wieder zu gedruckten Aussagen kommt wie dieser:
»Heino gab Siegfried ein geweihtes Medaillon des heiligen Paters Pio für dessen Freund Roy, dass den Zauberer bei seinem Heilungsprozess unterstützen soll.«
Rührend zwar, diese selbstlose Weihegabe Heinos, doch falsch das »dass« hinterm Komma. Dabei ist es im Grunde ganz einfach. Trotzdem geraten »dass« und »das« immer wieder durcheinander, so wie auch in diesem Beispiel:
»Bislang galt die Lehrmeinung, das die Natur diesem Säureangriff nicht hilflos gegenübersteht. Tatsächlich wirkt Speichel wie ein natürlicher Verdünner für die Säuren und kann ihr Erosionspotenzial herabsetzen.«
Obacht, der Text geht noch weiter:
»Speichel und gewisse Nahrungsmittel wie etwa Milch und Käse enthalten auch Kalzium und Phosphor, sodass man bisher davon ausging, dass diese Mineralien den erweichten Zahnschmelz wieder remineralisieren, dass heißt, diesen wieder härten.«
Nachdem der Verfasser zu Beginn eindeutig zu geizig mit dem Doppel-«s« umgegangen ist, sind zum
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