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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 3

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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– die Präposition »da« also überflüssigerweise verdoppelt wurde. Und wenn man keine Ahnung hat, sagt man: »Da weiß ich nix von.«
    Besonders kurios ist die norddeutsche Erwiderung auf das Wort »danke«. So wie der Franzose ein »merci« mit »de rien« (»für nichts«) erwidert und ein Spanier auf ein »gracias« mit »de nada« zu antworten pflegt, so erwidert der Norddeutsche ein »danke« mit den Worten: »Da nich’ für!« – kurz für »Dafür brauchst du mir nicht zu danken«. Wer von weiter südlich kommt, findet das meistens recht seltsam. Da nimmt ein Hesse genauso Anstoß dran wie ein Bayer. Und so vermerkt denn auch der Duden, dass die Trennung der Pronominaladverbien umgangssprachlich und vor allem in Norddeutschland anzutreffen sei.
     
    Die Neigung, das vorangestellte »wo« durch ein nachgestelltes »was« zu ersetzen, ist allerdings nicht nur im Norden vorhanden. »Von was ernähren sich Erdmännchen?«, fragt man sich auch andernorts, und wenn wieder einmal irgendwo demonstriert wird, stellt man sich nicht nur im Norden die Frage: »Gegen was demonstrieren die denn nun schon wieder?« Nach dem Tod des Palästinenserführers Jassir Arafat schrieb eine Internetzeitung prompt: »An was starb Arafat?«
     
    Wer wissen möchte, woran es gutem Stil bisweilen gebricht und womit man seinen Ausdruck aufwerten kann, der werfe ein Auge auf nachstehende Tabelle: Sie enthält sämtliche »was«- und »wo«-Formen, die unsere Sprache kennt.
     
    An was oder woran?
Umgangssprachliche Form
Standardsprachliche Form
an was
woran
auf was
worauf
aus was
woraus
bei was
wobei
durch was
wodurch
für was
wofür
gegen was
wogegen
hinter was
wohinter
in was
worin
mit was
womit
nach was
wonach
neben was
woneben
über was
worüber
um was
worum
unter was
worunter
von was
wovon
vor was
wovor
zu was
wozu
zwischen was
wozwischen

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    Ich habe Vertrag
    Fußball ist nicht nur »ding«, nein, es ist bedeutend mehr, es ist »ding, dang, dong«. So sprach einmal ein großer Trainer. Fußball und Sprache gehören zusammen wie Ernie und Bert, wie Dick und Doof, wie Erkan und Stefan. Das Deutsch der Spieler und Experten ist oft seltsam, manchmal aber auch sehr komisch.
    Fußballer-Zitate sind legendär. Man denke nur an die Worte des Österreichers Andreas Herzog, der auf die Frage, ob er Oliver Kahn wegen eines mehrere Jahre zurückliegenden körperlichen Angriffs noch böse sei, erwiderte: »Nein, da ist ja inzwischen Schnee über die Sache gewachsen.«
     
    Einige Sportsfreunde haben sich die Mühe gemacht, die besten Zitate zu sammeln und in Büchern oder auf Internet-Seiten zu präsentieren. Eine wahrhaft verdienstvolle Mühe. Denn wenn man mal einen schlechten Tag hat, braucht man nur auf eine Seite wie blutgraetsche.de zu schauen und sich die neuesten Sprüche durchzulesen, schon lacht man wieder. Zum Beispiel über diese Feststellung von Andreas Möller: »Speziell in der zweiten Halbzeit haben wir einen guten Tag erwischt.«
     
    Dabei sind Fußballer ganz normale Menschen. Menschen wie du und ich. Menschen mit ganz alltäglichen Problemen. Sie tun sich schwer mit Fremdwörtern (Lothar Matthäus: »Wir sind eine gut intrigierte Truppe«), haben ihre Not mit dem Komparativ (Erik Meijer: »Es ist nichts scheißer als Platz zwei«), mit verdrehten Redewendungen (Fabrizio Hayer: »Ich weiß auch nicht, wo bei uns der Wurm hängt«), mit Zahlen (Thorsten Legat: »Unsere Chancen stehen 70:50«), mit der Geographie (Andreas Möller: »Mailandoder Madrid – Hauptsache Italien!«) und natürlich auch mit Frauen (Lothar Matthäus in einem »Playboy«-Interview: »Die Frauen haben sich entwickelt in den letzten Jahren. Sie stehen nicht mehr zufrieden am Herd, waschen Wäsche und passen aufs Kind auf. Männer müssen das akzeptieren«). Und manchmal sind Fußballspieler von einer geradezu rührenden Ehrlichkeit, so wie Fredi Bobic: »Man darf jetzt nicht alles so schlecht reden, wie es war.«
     
    Eine unter Fußballspielern sehr beliebte Formulierung lautet »Ich habe Vertrag«, zum Beispiel in einer Äußerung wie »Ich habe Vertrag bis 2007«. Viele Zuhörer wundern sich darüber und fragen sich, ob es nicht heißen müsse »Ich habe einen Vertrag« oder »Mein Vertrag läuft bis 2007«. Kann man das Wort »Vertrag« ohne Artikel gebrauchen? So etwas geht eigentlich nur bei unzählbaren Hauptwörtern: »Ich habe Zeit«, »Ich habe Urlaub«, »Ich habe Hunger« oder »Ich habe Vorfahrt«. Verträge aber kann man

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