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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 3

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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zählen, daher sind sie in der Einzahl nur mit Artikel zu haben. Vielleicht empfinden manche Spieler den Umstand, in vertraglicher Verpflichtung zu stehen, als derart bedrückend, dass sie »Vertrag« mit einer Krankheit gleichsetzen: »Mein Vater hat Asthma, meine Mutter hat Rheuma, und ich habe Vertrag.« (Dazu passt ein Zitat von Mario Basler: »Ich grüße meine Mama, meinen Papa und ganz besonders meine Eltern.«)
     
    Fußball lebt aber nicht nur von den großen Worten der Spieler allein. Auch die Sportreporter tragen immer wieder zum Amüsement bei. Die sind ja im Grunde verhinderte Kriegsberichterstatter, und entsprechend martialisch ist ihr Vokabular. Das war früher noch schlimmer als heute, da »brannte es« regelmäßig im Strafraum »lichterloh«. Doch auch heute wird der Kriegsvergleich bisweilen noch überstrapaziert, so wie in diesem Beispiel von stern.de: »In demMatch gegen Manchester United erlitt die Mannschaft die Mutter aller Niederlagen. Zwei Gegentore in der Nachkriegszeit vermasselten den sicher geglaubten Sieg.«
     
    Da wird der Ball – liebevoll immer wieder »das Leder« genannt – auch schon mal ins gegnerische Tor »gemacht«: »Zapp, zapp – Italien macht den Ball ins Tor!« (Überschrift auf welt.de). Sportreporter sind aber nicht nur Kriegsberichterstatter, nein, im Grunde ihres Herzens sind sie Dichter. So gibt es immer wieder Fälle, in denen Kommentatoren versuchen, poetisch zu werden, und ihre Sprache mit Bildern schmücken. Diese Bilder hängen allerdings manchmal so schief, dass Loriot seine helle Freude dran gehabt hätte: »Die deutsche Nationalmannschaft hat in den letzten Minuten die Zündschnur in Richtung Publikum gelegt« (Gerd Rubenbauer). Auf »Spiegel Online« schwärmte ein Redakteur einmal: »Seine Spieler lagen dort bereits alle auf einem Haufen, den sie aus überbordenden Glücksgefühlen planlos gebildet hatten.«
    Und natürlich müssen Sportreporter ständig übersetzen: das Geschehen auf dem Spielfeld in verständliche Sätze, ausländische Begriffe ins Deutsche. Unvergessen ist Heribert Faßbenders Übersetzungsleistung bei der vorletzten WM: »Und jetzt skandieren die Fans wieder: ›Türkiye! Türkiye!‹, was so viel heißt wie ›Türkei! Türkei!‹«
     
    Im Umgang mit der Sprache sind die Medien oft nicht besser als die Fußballprofis, und wie schon Bruno Labbadia feststellte: »Das wird alles von den Medien hochsterilisiert.« Damit genug der Lästereien. Um es mit den Worten des berühmtesten Aphoristikers des Sports zu sagen: Ich habe fertig!
     
    »Fußball ist inzwischen Nummer eins in Frankreich. Handball übrigens auch.« (Heribert Faßbender)
»Ich glaube, dass der Tabellenerste jederzeit den Spitzenreiter schlagen kann.« (Berti Vogts)
»Die Schweden sind keine Holländer – das hat man ganz genau gesehen.« (Franz Beckenbauer)
»Das habe ich ihm dann auch verbal gesagt.« (Mario Basler)
»Wir werden nur noch Einzelgespräche führen, damit sich keiner verletzt.« (Frank Pagelsdorf)
»Der Jürgen Klinsmann und ich, wir sind ein gutes Trio.« (Fritz Walter jun.)
»Ich bin körperlich und physisch topfit.« (Thomas Häßler)
»Auch größenmäßig ist es der größte Nachteil, dass die Torhüter in Japan nicht die allergrößten sind.« (Klaus Lufen)
»Wenn man ihn jetzt ins kalte Wasser schmeißt, könnte er sich die Finger verbrennen.« (Gerhard Delling)
»Ja, Statistiken. Aber welche Statistik stimmt schon? Nach der Statistik ist jeder vierte Mensch ein Chinese, aber hier spielt kein Chinese mit.« (Werner Hansch)
»Jede Seite hat zwei Medaillen.« (Mario Basler)
»Es ist schon an der Grenze zum Genuss, den Koreanern zuzusehen.« (Johannes B. Kerner)
»Ich habe nur immer meine Finger in Wunden gelegt, die sonst unter den Tisch gekehrt worden wären.« (Paul Breitner)
»Je länger das Spiel dauert, desto weniger Zeit bleibt.« (Marcel Reif)
»Wenn wir hier nicht gewinnen, dann treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt.« (Rolf Rüssmann)
»Halten Sie die Luft an, und vergessen Sie das Atmen nicht.« (Johannes B. Kerner)
»Wir wollten in Bremen kein Gegentor kassieren. Das hat auch bis zum Gegentor ganz gut geklappt.« (Thomas Häßler)
»Da geht er durch die Beine, knapp an den Beinen vorbei, durch die Arme!« (Gerhard Delling)
»Es steht im Augenblick 1:1. Aber es hätte auch umgekehrt lauten können.« (Heribert Faßbender)
»Was nützt die schönste Viererkette, wenn sie anderweitig unterwegs ist.« (Johannes B. Kerner)
»Was Sie

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