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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod: Folge 5

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod: Folge 5

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod: Folge 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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die verkürzte Form »Präse«. Was für die einen moderner Werbesprech ist, klingt für empfindlichere Ohren eher geschmacklos. Und es ist prädestiniert, um Missverständnisse zu erzeugen: »Anne, hast du meine Präse gesehen? Ich habe sie doch hier vorhin auf den Tisch gelegt!« – »Ob ich deine … was? Lässt du deine Präservative jetzt schon offen herumliegen? Was sollen denn die Kinder denken?«
    Viele Leute beschäftigen in ihrem Haushalt eine »Putze«. Zur vollen »Putzkraft« hat’s offenbar nicht gereicht. Es ist vielleicht scherzhaft oder locker gemeint, klingt aber abschätzig und ist nicht besser als Tippse oder Saftschubse. Das Wort »Putze« kommt bei mir nicht vor, es sei denn, ich »putze« selbst.
    Zu seinem 45. Geburtstag werde ich Philipp einen Autoaufkleber schenken: »Zur Tanke? Nein danke!« wird darauf stehen. Darüber wird er sich bestimmt freuen wie Hulle. Die Sache ist schon in der Mache!
Weiteres zu Aspekten der Umgangssprache:

»Es macht immer Tuut-Tuut!« (»Dativ«-Band 3)
»Bei zuen Gardinen und ausem Licht« (»Dativ«-Band 4)
»Quatsch mit so Soße« (»Dativ«-Band 4)
»Der Chef ist auf Termin« (in diesem Buch auf S. 46)

Abkürze
Vollständige Bedeutung
Bediene
Bedienung, Anleitung, Angebot
Brülle
laute Stimme, lauter Gesang
Denke
Denkweise, Denkart
Disse
Diskothek, Tanzlokal
Fahre
Fahrstil, Fahrweise
Frise
Frisur, Haarschnitt
Funke
Funkanlage, Funkverbindung
Grinse
Lächeln
Glotze
Fernsehapparat
Halte
Haltestelle
Kippe
Zigarette, Zigarettenstummel
Klapse
Klapsmühle (ugs. für psychiatrische Klinik)
Knipse
Fotoapparat
Mische
Mischung
Mucke
Musik
Mülle
Mülleimer, Mülltonne
Penne (von Pennäler)
Schule
Präse
Präsentation
Putze
Putzkraft, Reinigungskraft
Schalte
Schaltung (bei Rundfunk und Fernsehen)
Schreibe
Schreibstil, Schreibweise
Tanke
Tankstelle
Verkaufe
Handel, Verkauf
Wumme (lautmalerisch)
Schusswaffe
Zige, Zise, Zippe
Zigarette

Neue Wörter braucht das Land
    Der Deutsche macht Ausflüge, hält Abstand, nutzt den Augenblick und lebt mit Leidenschaft. Und damit er das kann, mussten all diese Wörter erst mal erfunden werden. Bis dahin machte man Exkursionen, hielt Distanz, nutzte den Moment und lebte mit Passion.
    Sagt Ihnen der Name Philipp von Zesen etwas? Wenn Sie den Kopf schütteln, dann wundert es mich nicht, denn dieser Philipp von Zesen ist den wenigsten ein Begriff. Dabei war er ein bedeutender Mann! Wenn ich ihm begegnet wäre, hätte ich meinen Hut vor ihm gezogen. Zwar habe ich gar keinen Hut, aber im 17. Jahrhundert hätte ich bestimmt einen getragen. Da nämlich lebte Philipp von Zesen. Oder Ritterhold von Blauen, wie er sich auch nannte. Das war sein Pseudonym.
    Er war Schriftsteller und Kirchenlieddichter und als solcher von mäßigem Glanz. Überragend waren seine Leistungen auf anderem Gebiet: Philipp von Zesen war ein genialer Erfinder! Allerdings hat er keine Maschinen oder Flugapparate erfunden, sondern etwas anderes, etwas, das die Deutschen mindestens ebenso nötig brauchten wie technischen Fortschritt: Wörter. Deutsche Wörter, die es bis dato noch nicht gab – und die heute aus unserer Sprache gar nicht mehr wegzudenken sind. Scheinbar simple Wörter wie »Abstand« und »Anschrift«. Die gab es vor Philipp von Zesen noch nicht. Man kannte nur die lateinischen Wörter »Distanz« und »Adresse«. Philipp von Zesen verdanken wir ferner das Wort »Augenblick« (für den lateinischen »Moment«), die »Bücherei« (neben der »Bibliothek«), den »Kreislauf« (für die »Zirkulation«) und den »Entwurf« (für das »Projekt«). Den lateinischen »Autor« machte er zum »Verfasser«, den »Parvenu« zum »Emporkömmling« und die »Passion« zur »Leidenschaft«. Kaum zu glauben: Vor Philipp von Zesen kannten die Deutschen keine Leidenschaft! Wie trostlos muss es da gewesen sein! Ohne Philipp von Zesen hätten wir außerdem kein Weltall, sondern nur ein Universum, keine Mundarten, sondern nur Dialekte, kein Glaubensbekenntnis, sondern nur ein Credo, und keinen Freistaat, sondern nur die Republik.
    Einige seiner Vorschläge haben sich allerdings nicht durchsetzen können. Für die »Pistole« (aus tschechisch pistala ) ersann er das kuriose Wort »Meuchelpuffer«, und das Fenster (das ja lateinischen Ursprungs ist: fenestra ) sollte durch das Wort »Tageleuchter« ersetzt werden. Aus »Elektrizität« erzeugte er das phänomenale Wort »Blitzfeuererregung«, und den »Harem« wollte er zum »Weiberhof« machen. (Das wäre spätestens von

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