Der Deal
Reich an, und sie wußte, welche Reste noch übrig waren. Er beugte sich zu ihr und kniff sie in die Wange, was sie vor Freude erröten ließ. Der Pater liebte sie, und dieses Gefühl war so wundervoll, wie verheiratet zu sein.
»Ich setze mich an den Tisch und lasse mich überraschen«, schlug er vor. »Meinst du, ein Bier in der Zwischenzeit wäre eine große Sünde?«
Er öffnete sich ein mexikanisches Bier, während sie die Platte mit dem Hähnchen aus dem Kühlschrank nahm. (Es lohnte sich doch, sich die Zeit zu nehmen, um das Fleisch von den Knochen abzuschälen.) Dazu paßten Best Foods (was sonst?) und Clausen’s Pickles , beim Schweizer Käse zögerte sie, aber warum nicht? Und dann noch das in dicke Scheiben geschnittene Kartoffelbrot.
»Wie geht es Steven?« fragte sie, ohne sich umzudrehen, und nahm aus den Augenwinkeln das Kopfschütteln des Paters wahr.
»Der arme Junge.«
»Ist er okay?«
»Er hat eine Menge durchgemacht, aber er ist soweit okay. Er wird wahrscheinlich einige Monate brauchen, bis er ganz über die Sache hinweg ist.«
Jetzt nahm er einen Schluck von seinem Bier. Sie wunderte sich schon selber, wie genau sie seine Gewohnheiten kannte. Sie mußte ihn nicht einmal ansehen, um zu wissen, was er gerade tat.
»Die Jugend ist schon erstaunlich, nicht wahr, Rose?«
»So ist es, Pater, obwohl ich keine Expertin mehr auf diesem Gebiet bin.«
Sie mochte es auch an ihm, daß er über ihre Scherze kicherte. »Keiner von uns, Rose, keiner von uns ist das mehr.«
Salat dazu? Nein, nicht zu den Pickles, ein Gemüse war genug.
»Wenn ich ehrlich bin«, erklärte der Pater, »mache ich mir fast mehr Sorgen um Erin und Big Ed.«
Natürlich tust du das, dachte sie, aber nur insgeheim, denn seine Gefühle für Erin waren ein Geheimnis. Zumindest dachte er das, aber vor jemandem, der ihn so gut kannte wie sie, waren sie nicht zu verbergen.
Sie brachte ihm das Sandwich zusammen mit einem weiteren Bier. Es war ein schönes, großes Sandwich, und etwa bei der Hälfte würde er sein erstes Bier geleert haben.
»Sind sie okay?« fragte sie ihn.
Er grub seine Zähne in das Sandwich und kaute genüßlich, nach dem Bissen trank er einen Schluck Bier. »Oh, Ed ruht wie ein Felsen in sich. Es ist vor allem Erin.«
Sie nickte zustimmend.
»Sie hat das Gefühl, daß sie Steven vernachlässigt habe, daß er deshalb davongelaufen sei und alles nur ihre Schuld sei.«
»Wie hat sie Steven vernachlässigt?«
»Ich habe versucht, ihr klarzumachen, daß das so nicht stimmt. Schon möglich, daß sie auch noch andere Aktivitäten unternommen hat, aber das ging doch wirklich nicht auf Stevens Kosten. Man muß sich ja nur die anderen Kinder anschauen.« Er biß wieder herzhaft in das Sandwich. »Und außerdem war Erin schon immer sehr aktiv.«
»Könnte es sein, daß Steven einfach mehr Aufmerksamkeit braucht?«
»Aber wie kann man denn so etwas wissen, Rose? Und wie kann man sich selbst deswegen Vorwürfe machen?«
Sie stimmte ihm wieder zu. Es konnte ihm ja doch nichts auf der Welt den Glauben nehmen, daß Erin Cochran nie etwas Falsches tat.
»Übrigens, das Sandwich ist großartig.«
Sie strahlte.
»Aber weißt du, was meiner Meinung nach der eigentliche Grund ist? Ich bin mir nicht sicher, aber wahrscheinlich ist es immer noch Eddie. Wie soll man denn diese beiden Geschichten in einer Woche verkraften?« Mit geballter Faust hämmerte er auf den Tisch. »Lieber Gott, wenn ich nur etwas ändern könnte …«
Da streckte sie ihren Arm aus und bedeckte seine Hand mit der ihren. »Jetzt klagen Sie sich bitte nicht selber an, Pater. Sie haben doch selbst gesagt – manchmal nimmt Gott die Besten jung zu sich. Er hat Eddie zu sich genommen, und daran kann nichts, was Sie oder sonst jemand tun, etwas ändern. Sie müssen darüber hinwegkommen und dann weitermachen. Erin ist stark, und Ed wird ihr helfen.«
»Weitermachen?«
»Das ist alles, was Sie tun können, oder?«
Seine Augen bekamen einen weicheren Ausdruck, das Schmerzvolle wich sichtbar aus seinem Gesicht. »Ich danke dir, Rose. Du bist ein Schatz.«
Die Farbe stieg ihr wieder ins Gesicht, sie schaute verlegen zu Boden. »Essen Sie ihr Sandwich auf«, befahl sie. Jetzt war eine gute Gelegenheit. »Wissen Sie, Pater, wo wir gerade über Eddie sprechen … Was ich sagen will, der Grund, warum ich nicht schlafen konnte … Ich fragte mich, ob Sie nicht einen Irrtum begangen haben.«
Der Pater schluckte und lächelte. »Niemand ist unfehlbar,
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