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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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quietschend seine Runden, ein bißchen ähnelte das der chinesischen Wasserfolter. Abe konnte sich nicht erinnern, jemals bei einem Verhör ein quietschendes Gerät benutzt zu haben, aber für die nächsten Male würde er wieder eines anfordern, dachte er. Er fragte sich, ob es das Gegenteil von Schmieröl gab, womit man Dinge zum Quietschen bringen konnte, und darüber lächelte er wieder. Dann versuchte er es mit Humor. »Alphonse, muß ich dir erst eine Zeichnung machen, oder was?«
    »Wie? Was wollen Sie? Ich weiß von nichts.«
    Abe glaubte ihm sofort. »Schau mal, wenn wir im Laufe eines Verbrechens mehrfachen Mord vor uns haben, so wie hier, dann gibt es dafür die Todesstrafe. ›Besondere Umstände‹ wird das genannt, so ähnlich wie bei einem Polizistenmord.« Er verengte seine Augen zu Schlitzen. »Verstehst du? Die erklären dich für schuldig, und du gehst hopps. Wenn du Glück hast, verschwindest du für immer hinter Gittern, da macht keiner ein Aufhebens darum.«
    Das saß – Glitsky sah das sofort. Wenn man ihm etwas als logisch verkaufte, dann schluckte er es.
    »Aber ich sage Ihnen doch, ich habe Sam Polk nicht umgebracht. Was für ein Verbrechen überhaupt?«
    »Hey, Alphonse«, sagte Abe, sein enger, persönlicher Freund. »Du hattest eine Tasche mit ungefähr hunderttausend Mäusen drin. Hast du dafür Plätzchen vom Roten Kreuz verkauft? Hat Sam sie dir gegeben?«
    »Linda hat das Geld genommen.«
    Abe wiegte bedauernd seinen Kopf. »Niemand wird dir das abnehmen. Die Geschworenen werden denken, du hast es gestohlen. Du hast Linda dafür umgebracht, dann die Safetür zugeschlagen.«
    »Ich wollte Linda nicht töten! Es war ein Unfall!«
    »Du hast ihr die Kehle ungewollt durchgeschnitten?«
    Alphonse zögerte. Vielleicht kam es ihm in den Sinn, daß er gerade einen Mord gestanden hatte, doch er zuckte nur mit den Schultern, als wollte er sagen Hey, so was kommt vor .
    »Also«, Abe spielte weiter seinen Vorteil aus, »dieses ganze Geld da hast du genommen, richtig? Du weißt es, ich weiß es, also warum sollen wir darüber diskutieren? Du hast Polk nicht umgebracht, vielleicht war es jemand anderes, aber es ging um das Rauschgift. Darüber wollen wir mehr erfahren.«
    Zum Teufel, dachte Abe, er konnte genausogut weitermachen. Sie hatten Alphonse nun für den Mord an Linda dran, da konnte er auch noch ein paar Punkte für die Drogenfahndung gutmachen und dann zur Cochran-Sache übergehen. Er sah auf die Uhr, dann zu Alphonse. »Und ich hab’ nicht die ganze Nacht Zeit, klar?«
    Alphonse rang mit dem Problem. Er schwitzte heftig – Abe konnte es über den Tisch hinweg riechen –, und seine Nase lief leicht. Er schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über die Oberlippe.
    »Ich weiß, was du denkst, Alphonse«, sagte Abe mit seiner freundlichsten Stimme. »Du denkst, wenn du redest und deine Freunde es herausfinden, dann bringen sie dich um, richtig?«
    Der Blick seines Gegenüber erzählte ihm, daß er richtig lag.
    »Okay, das könnte passieren. Es könnte, verstehst du? Aber wenn du nicht sprichst, dann garantiere ich – ich garan-tie-re dir –, daß du ganz unten endest. Kein ›vielleicht‹, kein ›wenn‹. Du endest ganz unten. Wir kriegen dich nicht für den Tod von Sam Polk dran, aber ganz bestimmt für den von Eddie Cochran.«
    Alphonse starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Und jetzt wirst du mir erzählen, daß du Eddie nicht getötet hast. Ich weiß, Alphonse, du wolltest niemanden töten. Bleib ruhig bei dieser Version, ich bin müde.« Glitsky sah wieder auf die Uhr. Er war nicht übermäßig müde, aber es ging schon auf vier Uhr zu, und er hatte sein Geständnis. Er sollte nach Hause gehen. Entschlossen rückte er den Stuhl vom Tisch ab und stand auf.
    »Wohin gehen Sie?«
    »Ich sagte, ich bin müde. Wenn du nicht reden willst, gehe ich nach Hause.«
    Alphonse streckte ihm seine Hand über den Tisch entgegen. »Hey, ich habe es doch schon gesagt. Ich habe Eddie nicht umgebracht. Vielleicht hat Sam ihn umgebracht, aber ich war es nicht.«
    Abe schwang den Stuhl einmal herum und setzte sich rittlings darauf. »Wir haben deine Haare in seinem Wagen gefunden, Alphonse, die gleichen, die wir an Linda gefunden haben. Also erzähl mir nicht länger so eine Scheiße.«
    »Hey, ich schwöre bei Gott …«
    Wie oft hatte er das schon gehört? Alle waren sie immer unschuldig. Der Mann mußte noch geboren werden, der sagte: Okay, ich war’s, ich habe es aus diesem und jenem Grund

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