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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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aufmischen?«
    Glitsky drückte auf die Taste des Kassettenrekorders, ein altes, quietschendes Leiergerät, und wandte sich wieder Alphonse zu. »Im Bericht steht, daß du dich der Festnahme widersetzt hast und man dich mit Gewalt zur Vernunft bringen mußte.«
    Alphonse rollte mit den Augen. »Schei…« Er sprach das Wort nie ganz aus, sondern verharrte nur zwei Sekunden auf der ersten Silbe.
    »Schei…«
    »Warum wolltest du abhauen?«
    »Ich wußte, daß ihr hinter mir her seid.«
    »Ah, hast dein Bild in der Zeitung gesehen? Hey, du hast dein Haar geschnitten! Sieht nicht schlecht aus, Mann.«
    Alphonse wiegte seinen Kopf bei diesem Kompliment hin und her.
    »Also, warum mußtest du sie umlegen?«
    »Ich hab’ niemanden umgelegt.«
    Glitsky setzte ein warmes, herzliches Lächeln auf. »Oh, natürlich! Irgend jemand hat dein Messer in ihren Körper gestoßen und ihr Blut auf die Hose geschmiert, die wir bei deiner Mutter aus dem Korb gezogen haben.« Glitsky zog die Augenbrauen hoch.
    Das Rattern in Alphonses Gehirn übertönte fast den alten Leierkasten, schließlich brachte er hervor: »Und wenn ich mit niemandem sprechen will? Wenn ich zuerst meinen Anwalt sehen will?«
    »Dann werden wir genau das tun. Wir brechen sofort ab und besorgen dir einen Anwalt.«
    Darauf folgte eine lange Pause, die Abe geduldig abwartete, bis Alphonse wieder sprach. »Ich habe Rechte.«
    »Selbstverständlich!«
    »Wenn mir ein Anwalt nicht gefällt, kann ich einen anderen nehmen.«
    »Ganz richtig! Genau!« In Alphonses Richtung ballte Glits­ky sarkastisch die Faust zum Black Power-Zeichen, dann faltete er seine Hände auf dem Tisch und saß still da.
    Dreißig Sekunden später fragte Alphonse: »Und?«
    »Was meinst du damit – und?«
    »Was gibt’s denn noch zu schauen?«
    »Ich warte einfach, weil ich annahm, du denkst noch darüber nach.«
    Alphonse streckte sich, wurde aber von seinen Fesseln behindert.
    Glitsky, der nette Kerl, drehte sich zum Wachmann um. »Können Sie ihm nicht diese Dinger abnehmen?«
    Alphonse rieb seine von den Handschellen befreiten Hände gegeneinander und berührte behutsam die Beule auf seiner Stirn. »Worüber soll ich nachdenken?«
    Abe fand, daß es an der Zeit war, ihn wieder etwas aufzurütteln. »Du weißt, daß Sam Polk auch tot ist.«
    »Sam ist nicht tot!«
    »Atmen tut er jedenfalls nicht mehr.«
    Jetzt grinste Abe, sein verkniffenes Grinsen, bei dem seine Narbe aufleuchtete und seine Augen ausdruckslos blieben. Seine Hände hatte er noch immer ruhig gefaltet vor sich liegen. Er drehte im Zeitlupentempo Däumchen und richtete seinen Blick starr auf die Bewegung seiner Daumen.
    »Hey, ich hab’ Sam Polk nicht umgelegt. Das können Sie mir nicht anhängen!«
    Glitsky zuckte die Schultern. »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Wer hat ihn umgebracht?«
    »Ich habe nicht gesagt, daß er umgebracht wurde. Wie kommst du darauf, daß er umgebracht worden ist?«
    »Sie haben doch gesagt …«
    Glitsky schüttelte langsam den Kopf. »Oh-oh. Ich habe nichts davon gesagt, daß er umgebracht wurde. Das hast du gesagt.«
    Glitsky hatte ihn soweit – die Dummheit dieser Kerle war schon fast deprimierend. Alphonse hatte nicht den leisesten Schimmer, was hier vor sich ging, aber er hatte verstanden, daß er tief im Mist steckte.
    »Alphonse, erzähl es mir, Junge. Wenn du ihn nicht umgelegt hast, bin ich der einzige Freund, den du hast.«
    »Schei…«
    »Es ist noch nicht alles verloren.«
    Alphonse rieb sich, den Hals streckend, seine Augen. »Ich hab’ keinen Sam Polk umgelegt.«
    »Okay.«
    Abe saß nur da. Manchmal war einfaches Dasitzen die beste Technik der Welt. Seinen Blick hatte er mit ausdrucksloser Mimik irgendwo an die Wand geheftet, seine Daumen drehten sich unablässig.
    Alphonse rutschte auf seinem Stuhl hin und her, als ob er Hämorrhoiden hätte. »Wie geht’s jetzt weiter?« brachte er endlich hervor.
    »Wir schließen einen Handel ab.«
    »Was für einen Handel?«
    »Du erzählst mir, was passiert ist. Du hast ihn nicht umgebracht, das werde ich beweisen, und du mußt nicht in die Gaskammer. Ist das ein fairer Handel?« Glitsky hatte ein Lächeln aufgesetzt. Ja, es war gut, die alte Gaskammer mit ins Spiel zu bringen, das erhielt die Spannung. »Wir haben ja jetzt neue Richter, Alphonse, die halten viel von der Todesstrafe.«
    Alphonse schluckte schwer und berührte wieder seine Beule. Langsam begann er zu schwitzen.
    Glitsky war – einfach cool. Der Kassettenrekorder leierte

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