Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
Vom Netzwerk:
Verdächtigen hatten, konnten neue Aspekte die Lage ändern. Er würde sicher wollen, daß sie ihn darauf aufmerksam machte, auch wenn sie vielleicht im Irrtum war. Er hatte nicht nur einmal, sondern tausendmal den Spruch zitiert: Rose, niemand ist unfehlbar, außer dem Papst .
    Wenn er also diesen einen kleinen Irrtum begangen hatte – und sie war sich ja nicht einmal sicher, ob es ein Irrtum war (Gott weiß, sein Gedächtnis war ja um vieles besser als das ihre) –, dann wollte er das sicher erfahren, besonders, da es Eddies Tod betraf, ganz zu schweigen von der offiziellen polizeilichen Untersuchung.
    Seit dem Morgen nach der Unterredung mit Tibbs und Renko (so hatte sie die beiden genannt – eine Krimiserie mit den beiden zusammen wäre doch eine tolle Idee!), bei der sie den Kaffee eingeschenkt hatte, nagte es an ihr. Bestimmt fünfzigmal hatte sie seitdem darüber nachgegrübelt, ob der Pater nun am Sonntag oder am Montag mit Eddie fortgegangen war, und sie war sich ziemlich sicher, daß es Montag gewesen war.
    Der einzige Grund für ihre Gewißheit – ihre zumindest ziemlich große Gewißheit – war der Besuch von Bischof Wright, der am Sonntag, also gestern vor einer Woche, bei ihnen zu Abend gegessen hatte. Sie hatte hervorragend schmeckende Rippchen zubereitet, und jeder hatte sie für den ausgezeichneten Yorkshire-Pudding und die Orangensauce gelobt. Man hatte sie sogar aufgefordert, mit ihnen zu essen, was eine Ausnahme war, wenn Gäste da waren.
    Sie glaubte, sich auch noch daran erinnern zu können, daß Pater Dietrick eine zweite Flasche Wein geöffnet hatte und daß alle drei sich nach dem Abendessen in die Bibliothek zurückgezogen hatten, während sie noch mit dem Aufräumen beschäftigt war. Aber natürlich konnte sie nicht hundertprozentig sicher sein, denn nach dem Abwasch war sie in ihr Zimmer gegangen, ohne noch einmal Seiner Exzellenz oder einem der Priester begegnet zu sein.
    Und dann hatten sie an dem Sonntag ja auch früh zu Abend gegessen – das Fleisch hatte sie bis um halb vier Uhr fertig vorbereitet, also war es natürlich die Möglichkeit, daß die »Party« früh zu Ende gewesen und Eddie danach noch aufgetaucht war.
    Nur, sie erinnerte sich auch noch an das Läuten der Türglocke am Montag abend nach dem Abendessen, aber auch da wußte sie nicht genau, ob es Eddie gewesen war. Pater Cavanaugh, besorgt, sie nicht noch zu stören, hatte selbst die Tür geöffnet, und das war das letzte, was sie an jenem Abend von ihm gesehen hatte. Er war erst wieder gekommen, als sie schon im Bett lag und, anders als heute, unter geräuschvollem Schnaufen schlief.
    Ihre Gewißheit, daß Eddie nicht am Sonntag gekommen war, leitete sie aus dem Sonntagsbesuch des Bischofs ab, den sie noch in Erinnerung hatte. Seine Exzellenz ging niemals früh nach Hause, für gewöhnlich saßen er und Pater Cavanaugh bis spät in die Nacht zusammen bei Cognac (und daran war nichts verkehrt – die Männer brauchten auch ihre Entspannung) und führten philosophische, theologische und politische Diskussionen. Darüber wußte sie Bescheid, weil Pater Cavanaugh ihr am nächsten Morgen oft von ihren Gesprächen erzählte.
    Mit einem Seufzer wälzte sie sich auf die andere Seite. Elf Uhr zwanzig. Sie könnte auch Pater Dietrick aufwecken und ihn fragen, wann die Diskussion an jenem Abend ein Ende gefunden hatte. Aber nein, er würde …
    Endlich! Die Hintertür wurde geöffnet und leise wieder geschlossen. Schwungvoll stand sie auf und ergriff ihren Bademantel, der sauber zusammengelegt auf dem Stuhl neben ihrem Bett lag. Sie wollte sich beeilen, bevor der Pater eine Chance hatte, zu Bett zu gehen – danach konnte sie ihn unmöglich noch stören –, aber mit den Nadeln in ihrem dünnen, weißen Haar würde sie auch mitten in der Nacht nicht vor ihm erscheinen. Also erst noch ein Halt im Badezimmer und die Nadeln heraus, dann erst sprang sie in ihre Hausschuhe.
    Der Pater stand suchend vor dem offenen Kühlschrank. Wie sie ihn dort stehen sah, Gott möge ihn schützen, klopfte sie sachte an die Wand neben der Küchentür.
    »Rose«, sagte er lächelnd. »Ich fürchte, du hast mich erwischt.« Darauf machte sie eine abwehrende Geste. »Wieso bist du denn noch wach?«
    »Ich konnte nicht schlafen.« Sie konnte nicht einfach so mit der Tür ins Haus fallen, so wichtig war es ja wohl nicht. Sie betrat die Küche. »Kann ich Ihnen etwas zu essen machen?«
    Er trat einen Schritt zurück, denn die Küche erkannte er als ihr

Weitere Kostenlose Bücher