Der Deal
kaputtging. »Mist!« sagte er. Die Holzleiste war durch den kräftigen Stoß zersplittert. Cavanaugh stand kopfschüttelnd da, sein Ausbruch war schon vorüber. Er ließ sich auf ein Knie nieder und versuchte, die Begrenzung wieder zu richten. Dann, immer noch mit gebeugtem Knie, machte er das Zeichen des Kreuzes. Einen Moment später stand er auf und wandte sich verschämt zu Hardy um.
»Es tut mir leid.« Dieses selbstquälerische Lachen. »Ich bin schon ein Priester, was?«
Hardy zog die Schultern hoch. »Mist passiert«, sagte er.
Cavanaugh hatte diesen Spruch noch nie gehört. Er lachte, jetzt lockerer. »Na ja«, sagte er, »jetzt wissen Sie, warum ich nicht zur normalen Beichte gehen wollte.«
»Was wollte Eddie also wissen?« Sie gingen weiter, bergab, durch länger werdende Schatten, und kamen wieder auf den gepflasterten Weg.
»Sie wissen von den Schwierigkeiten in Eds Firma?«
»Diese Sache mit dem Vertrieb? Ein wenig.«
»Na ja, das ist nicht alles. Ich meine, es sah schlecht für die Firma aus, richtig, aber Eddie dachte, daß sie einfach den Gürtel enger schnallen könnten und sich in einem Jahr oder so wieder erholt hätten. Er führte Gespräche mit dieser neuen Firma – irgendeiner neuen Zeitung …«
» El Dia ?«
»Ja, El Dia , glaube ich. Er versuchte aber gleichzeitig auch, wieder Kontakt mit dem Mann aufzunehmen, der ihnen die Verträge gekündigt hatte.«
Cruz, dachte Hardy.
Der Priester fuhr fort: »Um das Ganze abzukürzen, es war nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder im Geschäft sein würden. Wenigstens war Eddie dieser Meinung.«
»Und was ist dabei das moralische Dilemma?«
»Das ist nur der Hintergrund. Das Problem war, daß Eddies Chef – Polk heißt er, glaube ich – Schwierigkeiten hatte, die Dinge langfristig zu planen.«
»Er wollte das Unternehmen nicht wieder aufbauen?«
»Im wesentlichen ist das richtig. Er hat kürzlich eine jüngere Frau geheiratet – eine viel jüngere, offensichtlich sehr schöne Frau.«
»Das ist sie in der Tat.«
»Haben Sie sie gesehen?«
Hardy nickte. »Sie auch. Sie war bei der Beerdigung.«
Cavanaugh blieb stehen, als er das hörte. »Verflixt«, sagte er.
Hardy überraschte erneut die Vorliebe des Mannes für die einfache Ausdrucksweise. »Wie bitte?«
»Ich glaube, wenn ich das gewußt hätte, wäre ich vielleicht nicht in der Lage gewesen … die Messe zu lesen.«
»Warum denn?«
»Wir gehen doch davon aus, daß Eddie von jemanden getötet wurde, richtig?«
»Ich glaube nicht, daß er sich umgebracht hat.«
»Na ja, wenn jemand ihn getötet hat, würde ich fast mein Gebetbuch verwetten, daß Polk etwas damit zu tun hat.«
»Erzählen Sie mir nicht, daß Ed mit Polks Frau geschlafen hat.«
Es wurde schon dunkel. Sie verließen auf halbem Weg hinunter zum Meer den Park und gingen wieder zum Shamrock hinauf.
Daran hatte der Priester offensichtlich noch nicht gedacht. »Ich habe Eddie die Beichte abgenommen, Dismas, und ich mißbrauche das Beichtgeheimnis nicht, wenn ich Ihnen sage, daß er Frannie treu war. Vollkommen. Er hat sie sehr geliebt.«
Hardy dachte, er hatte das gewußt, aber es war dennoch schön, es zu hören. »Gut«, sagte er, »was ist also mit Polks Frau?«
Cavanaugh kämpfte mit etwas. »Verstehen Sie, ich versuche nur, der Wahrheit näherzukommen«, sagte er. »Ich möchte nicht Dinge aussprechen, die vielleicht skandalös sind, wenn sie für Ihre Sache bedeutungslos sind.«
Jesus, dachte Hardy, und er erinnerte sich nur allzu deutlich wieder daran, warum er aus der Kirche ausgetreten war. Wenn man alles ernst nahm, wie es Jim Cavanaugh bestimmt tat, konnten einen die Regeln soweit fesseln, daß man nicht mal mehr denken, geschweige denn handeln konnte.
»Warum lassen Sie mich das nicht entscheiden? Dies ist eine Beichte, denken Sie daran. Ich werde niemandem davon erzählen.«
Der Priester überlegte einen Moment, nickte dann. »Eddie denkt – dachte –, daß Polks Frau hinter dem Geld her war. Und nachdem das Geschäft schlechter lief, die Firma anfing, Geld zu verlieren, war Mister Polk vielleicht plötzlich nicht mehr so attraktiv.«
»Wußte er das, oder war das nur so ein Gefühl?«
»Er fand heraus …« Wieder dieses Zögern, diese langsame Entscheidung fortzufahren. »Er fand etwas heraus.«
Hardy konnte nicht anders. Er blieb stehen und legte eine Hand auf die Schulter des Priesters. »Ich habe doch gesagt, daß ich es sagen würde, wenn Sie mich langweilen.«
Cavanaugh grinste
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