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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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raus lag, und hatte überlegt, wie es geschehen konnte. Und was er jetzt empfand.
    Das war es vermutlich. Wie konnte jemand, mit dem er so intim gewesen war, wie ein ganz anderer Mensch wirken? Hatte sie sich so verändert? Oder er? Oder hatten sie es beide nur vergessen?
    Sie hatten sich auf einer Party kennengelernt, die ihr Vater anläßlich ihres Columbia-Hochschulabschlusses für sie gegeben hatte, um ihre Rückkehr nach San Francisco zu feiern. Hardy war für den Abend als polizeilicher Aufpasser eingestellt worden und hatte sich so einen Nebenverdienst verschafft. Das hatte er während seiner letzten paar Monate bei der Polizei, vor der juristischen Ausbildung, manchmal gemacht.
    Zugegeben, es hatte auch einige gute Jahre gegeben. Diz an der juristischen Fakultät. Er hatte gedacht, nach Vietnam und der Polizeiarbeit im sicheren Hafen angekommen zu sein, verheiratet mit der wunderschönen Tochter eines Richters.
    Ja, erinnerte er sich, vielen Dank. Die Erinnerungen hatten ihn bis zum Morgengrauen wachgehalten. Als er dann endlich eingeschlafen war, schlief er bis Mittag durch.
    Jetzt saß er am Küchentisch und trank Schluck für Schluck seinen Espresso. Als das Telefon an der Küchenwand klingelte, sprang er auf und stieß dabei seine Kaffeetasse um. Er hoffte, daß es Jane war, dachte gar nicht daran, daß seine Nummer nicht im Telefonbuch stand. Er hatte sie ihr absichtlich nicht gegeben.

    »Ich weiß nicht«, sagte Glitsky. »Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr mache ich mir deswegen Sorgen.« »Mir hat es von Anfang an Sorgen gemacht.« »Weil du ein Genie bist, Diz. Ich – ich bin nur ein gewöhnlicher Polizist.«
    »Du wirst dich also drum kümmern?« Die Pause war etwas zu lang. »He, Abe!«
    »Ja. Ich bin hier.« Glitsky stieß einen langen Seufzer aus. »Ich habe mich heute morgen mit Griffin unterhalten.«
    »Ein seltenes Vergnügen.«
    »Ganz meine Meinung.«
    »Und worüber habt ihr euch unterhalten?«
    Hardy konnte sich Glitskys Gesicht vorstellen, die Züge vor Anspannung scharfkantiger. »Ich weiß nicht, Diz. Je länger ich darüber nachdenke, desto schwerer fällt es mir. Es ist, als würde ich hinters Licht geführt.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Erinnerst du dich an die Politik, über die wir gesprochen haben?«
    »Hat Griffin etwas damit zu tun?«
    »Einer von uns wird Lieutenant.« Als ob Hardy damit etwas anfangen könnte.
    »Und?«
    »Es ist immer noch Griffins Fall, egal, was ich davon halte.«
    »Aber er liegt falsch.«
    »Nicht unbedingt. Du kommst nicht zum Morddezernat, wenn du viele Fehler machst.«
    Hardy wartete.
    »Vielleicht will er, daß ich einen Hinweis gebe, und mir dann eins auswischen.«
    Von Hardys Küchenfenster blickte man über die Avenues in Richtung Stadtzentrum. Die Spitze der Pyramide und einige andere Wolkenkratzer schwebten wie eine Fata Morgana über Pacific Heights, silbrig schimmernd vom tiefblauen Himmel abgesetzt.
    »Warum rufst du mich denn eigentlich an?« fragte er schließlich.
    »Du hast doch Interesse hier dran, nicht ich.«
    »Ich habe überhaupt nichts«, sagte Hardy. »Es ist eigentlich nur ein Gefallen für Moses.« Selbst als er die Worte aussprach, hörten sie sich nicht sehr aufrichtig an.
    »Schön. Aber ich werde mich nicht offiziell einmischen, einen Fehler machen und dann wie ein Blödmann dastehen.«
    Hardy versuchte es mit Vernunft. »Abe, glaubst du nicht, daß mit der gesamten Stärke der Polizei eine bessere Chance bestehen würde, etwas herauszufinden, als wenn ich es allein versuche?«
    Glitsky schnaubte. »Ich bin ein professioneller Ermittler. Ich werde da sein, um die Dinge geradezubiegen.«
    »Gut.« Hardy holte tief Luft. »Was hältst du davon – ich habe herausgefunden, warum Cruz gelogen haben könnte.«
    Er ließ es einfach raus, obwohl auch das bei Tageslicht irgendwie fadenscheiniger wirkte. Glitsky hatte offensichtlich denselben Eindruck. »Die Leute lügen nun mal, besonders gegenüber Polizisten. Das weißt du. Das heißt nicht, daß sie töten.«
    »Das habe ich auch nie behauptet.«
    Glitsky stöhnte laut in Hardys Ohr. »Du weißt doch, daß Griffins Bericht nicht völlig wertlos war, oder?«
    Hardy wartete.
    »Ich meine, wir haben einen Paraffintest gemacht, und Cochran hat die Waffe abgefeuert. Auf der Waffe waren keine Spuren von jemand anderem. Es gab keine Zeugen, die gesehen hätten, wie jemand anderer den Parkplatz verließ.«
    »Ja. Er hat sich selbst umgebracht. Ich glaube, ich gebe auf

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