Der Deal
Treppe hinunter durch den Erker neben der Eingangstür und dann ins Wohnzimmer.
»Wie geht es, Sam?«
Er nickte und schluckte. »Alphonse«, sagte er und sah nun auch seine Tochter, die hinter dem schwarzen Jungen stand, »Linda.« Er versuchte zu lächeln. »Was geht hier vor?«
»Das habe ich mich auch gefragt.«
»Was meinen Sie?«
Alphonse war größer – viel größer – als Sam, aber er bewegte sich so elegant, handelte so schnell und abrupt, daß er noch weitaus kräftiger wirkte. Er machte geistesabwesend mit einer Nagelfeile seine Fingernägel sauber, und Sam bemerkte den kurzen Blick hinaus, bevor er sich ihm zuwandte.
»Heute ist Zahltag, Mann.«
Linda mischte sich ein. »Erinnerst du dich? Du wolltest reinkommen, um die Schecks zu unterschreiben. Ich meine, Alphonse braucht das Geld wirklich …«
Alphonse lächelte breit. »Ich bin kein Wohlfahrtsunternehmen, Mann, außer für mich selbst.«
Sam spürte den Schweiß seine Arme hinunterlaufen und versuchte, ruhig zu wirken. »Richtig. Kein Problem.«
»Siehst du, Daddy«, sagte Linda, »deshalb habe ich gedacht, daß es in Ordnung wäre, wenn wir einfach vorbeikämen. Ich meine, ich wußte ja, wo du bist, also …«
Sam hielt eine Hand hoch. Sicher, Linda, dachte er. Bringe den Mann, den ich am meisten meiden will, direkt zu mir. Seine Tochter war hoffnungslos, dachte er.
»Nein, das ist eine gute Idee. Warum nimmst du dir nicht etwas zu trinken, während Alphonse und ich ins Arbeitszimmer gehen?«
Sie schien Alphonse mit Blicken um Erlaubnis zu bitten.
Ganz gewiß teilte er ihr mit Blicken etwas mit, bevor sie zur Bar in der Küche ging.
»Linda?«
Sie drehte sich um.
»Könntest du wohl Nika sagen, daß ich gleich komme? Sie ist im Pool.«
»Schönes Haus«, sagte Alphonse, als er das Arbeitszimmer betrat. Als die Tür geschlossen war: »Was zum Teufel geht hier vor. Sammy?«
Sam, dessen Magen jetzt ein wirrer Haufen von Rasierklingen und Eiskratzern war, lehnte sich gegen seinen Schreibtisch. »Ich glaube, wir bleiben besser bei ›Mister Polk‹, Alphonse, in Ordnung?«
Die alte Autorität wiederherstellen, dachte er. Alphonse nahm das Messer, und bevor Sam sehen konnte, daß es sich bewegte, blutete sein Arm durch den Riß in dem weißen Bademantel.
»Wenn wir Geschäfte machen, sind Sie Mister Polk«, sagte Alphonse ganz vernünftig, während Sam spürte, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich. »Wenn Sie mich verarschen, sind Sie, wer immer ich will.«
Sam schaute auf seinen Arm hinunter. Er fand das Blut interessant. Er spürte keine Schmerzen, außer in seinem Magen. »Ich verarsche Sie nicht.«
»Sie sind heute nicht zur Arbeit gekommen. Sie sind sogar die ganze Woche nicht zur Arbeit gekommen.«
»Ich wußte ja nicht, daß Ed Cochran Montagabend umgebracht werden würde.«
»Wußten Sie nicht, wie?« Alphonse hatte sich umgedreht und ließ seine Hand über das Leder auf der Rückseite von einem der Stühle gleiten.
»Nein, natürlich nicht. Woher auch?«
Sam zog in Erwägung, die Waffe aus der Schublade seines Schreibtisches zu holen und sie auf Alphonse zu richten. Er trieb sein Spielchen viel zu weit, dachte Sam, und wahrscheinlich stellte er sich schon seine künftigen Reichtümer vor. Aber dann fiel ihm ein, daß er ihn brauchen würde, bis das Geschäft gelaufen war.
Plötzlich spürte er ein Pochen in seinem Arm, und er schaute hinunter und sah das Blut. Er hob einen Oberschenkel über die Schreibtischecke und ließ sich darauf fallen.
»Ich fühle mich mies wegen Ed«, sagte Alphonse. »Wirklich. Ich mochte ihn.« Er drehte sich wieder zu seinem Chef um. »Aber wie Sie und ich, machten auch wir Geschäfte. He, sind Sie in Ordnung?«
Sam spürte, wie ihm schwindelig wurde. Alphonse ließ das Messer zuschnappen und trat vor den Schreibtisch. Er hielt Sam hoch, zog den Ärmel des Bademantels unsanft zurück. »Na los, Mann, reißen Sie sich zusammen. Es ist doch nur eine Schramme.«
»Lassen Sie mich auf meinem Stuhl Platz nehmen. Bitten Sie Linda, mir einen Drink zu bringen.«
Die Macht der Gewohnheit, dachte Sam. Alphonse gehorchte immer noch Befehlen, wenn sie als solche gegeben wurden. So behält man die Kontrolle – zeige niemals deine eigene Schwäche. Er saß in seinem Stuhl, der Frotteestoff klebte nun an der Wunde.
»Nichts. Wir unterhalten uns nur«, hörte er Alphonse zu Linda sagen.
Dann hatte er den Drink, ein Wasserglas voll Bourbon. Er trank es zur Hälfte leer. »Gut«, sagte er.
»Was
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