Der Deal
…«
»Hardy …«
»Das Motiv, Glitz. Ich habe diese altmodische Vorstellung, daß die Leute nicht einfach nach dem Abendessen gähnen, aufstehen und ohne Grund ihr Gehirn wegpusten.«
»Aber während einer Woche hast du keinen Grund gefunden?«
»Während vier Tagen.«
»Gut.«
»Selber gut.«
Nachdem er aufgelegt hatte, starrte er noch eine Moment aus dem Fenster. Seine Aufgabe war einfach. Er mußte nicht herausfinden, vom wem Ed umgebracht worden war. Er mußte lediglich einen ausreichenden Beweis beibringen, damit der Leichenbeschauer schlußfolgerte, daß ein Mord geschehen war – von einer oder mehreren unbekannten Personen –, das wäre für ihn genug.
Er faßte in seine Tasche, nahm ein Stück Papier aus seinem Portemonnaie und wählte erneut. Niemand da bei Frannie. Er konnte sich keine Vorstellung machen, in welcher Reihenfolge sich alles ereignet hatte. Er fragte sich, wann Ed und Frannie mit dem Abendessen fertig gewesen waren.
Glitskys Anruf war keine Hilfe gewesen, aber er fühlte sich jetzt besser, als ob er nicht mehr in so einem Vakuum wäre. Über Abe konnte er (vielleicht) an eine Menge Informationen kommen, wenn er die richtigen Fragen stellen konnte. Im Moment kannte er die jedoch nicht.
Mit Jane hatte er sich für morgen abend verabredet. Nach fast zehn Jahren konnte er wohl noch einen Tag länger warten, bis er sie wiedersah. Er ging also wieder in sein Arbeitszimmer, setzte sich an seinen Schreibtisch und versuchte einige Bereiche zu finden, in denen Glitsky ihm behilflich sein könnte. Dann rief er den Freund von Janes Vater an – Matthew R. Brody III, wie sich herausstellte –, und ihm wurde gesagt, er könne Montag morgen einen Termin haben.
Er versuchte, Arturo Cruz in seinem Büro zu erreichen, erfuhr dann, daß der Verleger früh zu Tisch gegangen war und wahrscheinlich auch länger fortbleiben würde.
Er ließ das Telefon bei der Army Distributing zwölfmal klingeln, bevor er zu dem Schluß kam, daß Linda Polk wahrscheinlich nicht an ihrem Schreibtisch war oder, falls doch, das klingelnde Ding anstarrt und entweder dachte, daß es wirklich toll sei, oder sich fragte, wie man es abstellte.
Na ja, dachte er, wieder fünfzehn Minuten rumgekriegt.
Es war halb zwei. Das Shamrock öffnete in einer halben Stunde. Vielleicht konnten Moses und er sich noch ein wenig die Zeit vertreiben. Solange er nur aufpaßte und Jane nicht erwähnte. Mose hatte viele Stunden damit verbracht, Hardy zu trösten, als Jane aus seinem Leben gegangen war. Es würde ihm vielleicht schwerfallen zu akzeptieren, daß sie wieder zurückkam.
»Warten Sie, er ist gerade hier.«
Moses gab ihm den Telefonhörer und ging zurück, um die Bar für den Freitagabend vorzubereiten. Er nahm die Flaschen zum Auffüllen aus den Pappkartons auf dem Boden, summte dabei mißtönend, als er die fast leeren Flaschen nahm, im Regal Staub wischte und die vollen neuen Flaschen hinter sich stellte.
Hardy war der einzige Gast und hatte nach scheinbar einer Ewigkeit sein Glas Guinness nicht mal zur Hälfte geleert. Obwohl niemand genau wußte, daß er hier war, wußte jeder, der ihn ein bißchen kannte, daß er eine gute Chance hatte, ihn in der Bar zu finden. Er nahm den Hörer, unterhielt sich einen Augenblick und legte auf.
Moses warf ihm einen kurzen Blick zu. »Wiedergeboren zu werden, heißt nicht unbedingt jünger zu werden, egal was die sagen.«
»Nur weil er Priester ist, heißt das nicht, daß er kein Mensch ist«, antwortete Hardy.
Cavanaugh trank irischen Whiskey. Aber als er sein erstes Glas geleert hatte, war es in der Bar voll geworden. Hardy schlug einen Spaziergang im Park auf der anderen Straßenseite vor.
»Wo wir schon gerade vom Rollentausch sprechen«, sagte Hardy, »Sie sollten mal Detektiv spielen. Wie haben Sie mich im Shamrock gefunden?«
»Ich rief Erin an, und sie fragte Frannie, die mir dann Ihre Telefonnummer zu Hause gab. Sie sagte, wenn Sie dort nicht wären, solle ich versuchen, ihren Bruder zu erreichen, der vielleicht wisse, wo Sie hingegangen seien. Es war einfach Glück, daß Sie gerade dort waren.«
»Wenn Sie an Glück glauben.«
»Glück, Schicksal, diese ganzen nicht greifbaren Dinge. Sie gehören zu meinem Beruf, Dismas.«
Da fiel Hardy etwas anderes ein. »Wie hat Erin denn Frannie erreicht?«
»Sie hat einfach gefragt. Frannie ist bei ihr. Sie ist nach der Beerdigung gestern nicht nach Hause gegangen.«
Hardy hätte daran denken sollen. Er dachte nicht sehr
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