Der demokratische Terrorist
mit. Werner fährt, du und Eva Sybille und Friederike gehen in die Bank.«
»Wer zum Teufel ist Eva Sybille?«
»Hat sie immer noch nicht ihren Namen genannt? Ich habe vergessen, als was sie sich vorstellte, Sabine irgendwas? Na ja, sie ist es jedenfalls.«
»Ist sie gut?«
»Sie ist genauso gut wie Monika, jedenfalls besser als ich.«
»Eine Komikerin ist sie nicht gerade.«
»Nein. Ihr Freund wurde vor zwei Jahren von der Polizei erschossen. Er erlag seinen Verletzungen, wie es damals hieß.«
»Und das glaubt ihr nicht?«
»Nein.«
»Aus welchen Gründen bist du Terrorist geworden?«
»Du verwendest immer wieder den Ausdruck, mit dem uns die Springerpresse und der Imperialismus belegen. Sind denn auch die Palästinenser Terroristen?«
»Ja, einige von ihnen sind es, manchmal sind sie es alle. Wenn sie sich in ein Flughafengebäude begeben und die Fluggäste in einer zufälligen Menschenschlange ermorden, sind sie Terroristen.«
»Und die Leute, die hinterher Flüchtlingslager bombardieren?«
»Das sind auch Terroristen. Staatsterroristen.«
»Und wenn wir die amerikanische Botschaft in Stockholm angreifen und das oberste Geschoß mit der nordeuropäischen Zentrale der CIA in die Luft jagen, sind auch wir dann Terroristen?«
»Darüber müßte man mal nachdenken. Ich glaube, ich könnte diese Frage mit nein beantworten. Das hängt vielleicht ein wenig davon ab, wie man die Aktion begründet. Wenn man sie etwa als direkte Antwort auf einen amerikanischen Bombenangriff gegen ein Land der Dritten Welt oder eine Landeaktion der marines in Mittelamerika oder etwas Ähnliches definiert, könnte man sie als eine antiimperialistische Aktion sehen. Das habe ich ja schon an dem Tag gesagt, an dem wir uns kennenlernten.«
»Du würdest dich also an einer solchen Aktion beteiligen?«
»Auch darüber müßte ich nachdenken. Als ich zuerst davon sprach, habe ich es eher als theoretisches Beispiel gedacht. Ich hielt euch damals nicht für gut genug. Aber nach dem, was ich heute gesehen habe, glaube ich schon, daß ihr so etwas bewerkstelligen könntet. Es wäre durchaus erwägenswert.
Aber könnt ihr die nötigen Waffen beschaffen?«
»Welche würden wir brauchen? Russische Waffen könnten wir wohl beschaffen. Worunter hätten wir in dem Fall zu wählen?«
»RPG 7 oder RPG16. Oder besser noch eine RPG18, falls du den Unterschied kennst.«
»Nein, ich habe keine Ahnung, erzähl.«
Carl schenkte sich einen neuen Cognac ein und legte ein paar Holzscheite im Kamin nach. Natürlich, ging ihm plötzlich auf, müßten sie die RPG 18 verwenden.
Er holte tief Luft und begann in sachlichem Ton zu berichten:
»Die RPG ist eigentlich eine panzerbrechende Waffe. Das Geschoß wird wie eine Rakete angetrieben und aus einem einfachen Rohr abgefeuert, das der Schütze über der Schulter hält.
Die schwerere Waffe, RPG 16, trifft mit absoluter Sicherheit ein bewegliches Ziel auf 300 Meter Entfernung und auf 500 Metern ein stillstehendes. Beim Aufprall dringt das Geschoß durch eine Panzerung von bis zu 320 Millimetern. Die Sprengwirkung richtet sich nach vorwärts und erzeugt, nachdem die Panzerung durchschlagen ist, einen hohen Druck. Dadurch wird alles zerstört und getötet, was sich in einem Panzer befindet. Das ist das Grundprinzip.
Wenn man eines oder mehrere dieser Geschosse auf ein Wohnhaus abfeuert, erzielt man eine furchtbare Wirkung. Die Waffe ist etwa einen Meter lang und wiegt nicht mehr als neun Kilogramm.
Die RPG 18 ist eine Variante, die man der M72 der amerikanischen Armee mehr oder weniger nachgebildet hat. Mit der M72 kann ich ohne weiteres umgehen. Das Besondere an der M72 wie auch an der RPG 18 ist nämlich, daß die Mechanismen so weit vereinfacht worden sind, daß jeder die Waffe ohne die besondere Ausbildung verwenden kann, die sonst für die meisten panzerbrechenden Waffen erforderlich ist. Sowohl bei M72 wie bei RPG 18 ist nämlich eine mit Illustrationen versehene Gebrauchsanweisung auf das Feuerrohr aufgebracht, so daß jeder, der überhaupt eine Waffe in der Hand halten kann, nur eine RPG an sich zu nehmen, die Gebrauchsanweisung zu lesen und dann zu schießen braucht.
Eine kampfbereite RPG 18 wiegt nur sechseinhalb Kilogramm und ist nicht länger als 70 Zentimeter. Was einen eventuellen Schmuggel vereinfachen dürfte.
Die Waffe ist so handhabungssicher, daß man sie ohne weiteres draußen auf Gärdet, mehrere hundert Meter von der amerikanischen Botschaft entfernt, aufstellen und trotzdem
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