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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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zu reinigen, schloß ab, löschte das Licht und ging in die Wohnung, um sich anzuziehen.
    Als er auf die Straße trat, war es schon dunkel geworden. Es war ein typisch trister, schwedischer, dunkler Nachmittag im Dezember. Auf dem Standbild St. Georgs mit dem Drachen vor seiner Haustür lagen fünf Zentimeter nasser Pappschnee. Er überlegte kurz, ob er ein Taxi rufen sollte, aber bei diesem Wetter würde ihm die Zentrale nur die übliche Auskunft geben: Im Augenblick sei kein Wagen frei, man werde ihn aber gern vormerken, vielleicht werde es nicht sehr lange dauern, leider gehe es nicht ohne Wartezeit, und so weiter.
    Carls Wagen stand ein paar Häuserblocks weiter. Wie immer hatte er keinen Eiskratzer und mußte wieder einmal die Plastikkarte mit dem kleinen Reichswappen benutzen. Der Wagen sprang sofort an. Das hätte sein früherer amerikanischer Wagen wohl kaum geschafft; er hatte sich nie von dem Umzug von Kalifornien nach Schweden erholt. Außerdem war er für einen Geheimdienstmann etwas zu auffällig gewesen. Und auf glatten Straßen war er nicht zu gebrauchen. Den neuen Wagen hatte er ausschließlich des konventionellen Aussehens sowie des dramatischen Namens wegen gewählt, der ihm zusagte: Ford Scorpio. Er hatte den Kauf nie bereut. Der Scorpio war ein ausgezeichneter Verfolgungswagen, schnell, aber unauffällig.
    Im Rückspiegel ließ er sich von anderen, weniger leistungsfähigen europäischen Autos der gleichen Klasse nicht unterscheiden.
    Carl glaubte zu wissen, daß Näslund jetzt eine Möglichkeit gefunden hatte, ihn vom Posten eines Sektionschefs in der Reichspolizeiführung mit besonderer Verantwortung für Registerbearbeitung in der Sicherheitsabteilung, wie es in seinem Anstellungsvertrag hieß, zu entlassen. Diese Tätigkeit war ohnehin nur als vorübergehende Lösung gedacht gewesen. Inzwischen aber währte das Provisorium schon mehrere Jahre.
    Hinzu kam, daß beide einander verabscheuten. Und an diesem schrecklichen Tag würde seine Entlassung aus der Sicherheitspolizei immerhin eine der leichtesten Bürden sein. Vielleicht würde er schon in einer Stunde ein völlig neues Leben beginnen. Bis jetzt war alles eine Sackgasse gewesen, und jetzt hatte er die Mauer an ihrem Ende erreicht. Schon am nächsten Tag würde er vielleicht in einer Maschine nach San Diego sitzen. Als ob das noch etwas ändern könnte. Es war ohnehin zu spät, ihr alles zu erzählen.
    Näslund war ein abscheulicher Typ. Er log, betrog, intrigierte und zwang seiner Umgebung eine Fehlentscheidung nach der anderen auf. Die Feindschaft der beiden rührte vor allem daher, daß Carl Näslund im Verdacht hatte, im vergangenen Jahr mit den Israelis zusammengearbeitet zu haben, und daß Näslund sich bemüht hatte, alle Spuren zu verwischen. Es hatte so aussehen sollen, als wären Palästinenser am Werk gewesen.
    Carls Konfrontation mit den vier Israelis war im Grunde zu spät gekommen, weil diese bis auf einen schon alle PLO-Leute getötet hatten, auf die sie angesetzt waren.
    Als Carl wenige Stunden nach dem Feuergefecht Näslund und einigen anderen Vorgesetzten Bericht erstattete und unter anderem sagte, vier Israelis seien tot und einer vorläufig festgenommen, glaubte er an Näslunds Reaktion ablesen zu können, daß dies genau das Ergebnis war, auf das Näslund nicht gehofft hatte. Und er spürte ganz intensiv, daß Näslund seine, Carls, Einstellung kannte. Aus diesem Grund war Näslunds Verbot, Jagd auf die anderen Beteiligten zu machen, eine vollkommen logische Konsequenz. Näslund hatte damals sogar Carls Waffe an sich genommen. Näslund war ein falscher Fünfziger und in Carls Augen eher ein Landesverräter als ein Sicherheitsbeamter.
    Carl parkte direkt vor dem Haupteingang der Reichspolizeiführung, wobei ihm die selbstverständliche Folge in Form eines Strafzettels völlig gleichgültig war. Die Politessen waren in der Umgebung der großen Polizeizentrale auf Kungsholmen aus unerfindlichen Gründen besonders diensteifrig. Fünf Minuten später hatte er sich durch mehrmaliges Vorzeigen seines Ausweises über mehrere Stockwerke bis zur letzten Sekretärin vorgearbeitet und stand nun Näslund gegenüber.
    »Setz dich hin und lies das mal. Vom deutschen Verfassungsschutz«, begrüßte ihn Näslund ohne weitere Präliminarien.
    Carl nickte stumm, nahm die Papiere an sich und setzte sich in einen der Besuchersessel. Er machte die Leselampe an und las eine halbe Stunde lang alles ruhig durch, während Näslund sich, ohne

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