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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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seine Ungeduld zu zeigen, mit Korrespondenz und anderer Routinearbeit zu beschäftigen schien.
    Als Carl zu Ende gelesen hatte, legte er die Unterlagen sorgfältig und in der Reihenfolge, in der er sie bekommen hatte, zusammen und steckte sie in den grauen Umschlag. Dann schaute er Näslund an.
    »Du willst, daß man mich in Deutschland umbringt, ist das die Idee?« fragte er in einem Tonfall, als wollte er um ein Streichholz bitten.
    Näslund musterte den Mann, den er in der Firma am meisten verabscheute, während er sich überlegte, wie er diese Unverschämtheit kontern sollte. Es stand immerhin viel auf dem Spiel.
    »Für Heuchelei bist du wohl nicht sehr zu haben, was, Hamilton?« begann er langsam. »Aber wenn ich mal den Versuch mache, mich auf dein Niveau von Aufrichtigkeit hinunterzubegeben: Let’s cut out all the bullshit. Ich vermute, daß du es so ausdrücken würdest. Also erstens: Du kannst die Risiken einer solchen Operation viel besser beurteilen als ich. Zweitens: Die Westdeutschen sollen dich unterstützen und dir Rückendeckung geben. Drittens: Diese Angelegenheit ist für unsere Zusammenarbeit verdammt wichtig, womit ich nicht deine und meine im Auge habe, sondern die der Bundesrepublik Deutschland mit Schweden. Und viertens: Du mußt die Lage schon selbst beurteilen und einschätzen, wenn du hinuntergefahren bist und teilen und einschätzen, wenn du hinuntergefahren bist und mit denen geredet hast. Ich überlasse die Entscheidung also ganz und gar dir.«
    »Den Teufel tust du, Näslund, du denkst nicht daran, mir auch nur eine Entscheidung zu überlassen. Ich weiß nicht, ob du dir überhaupt vorstellen kannst, wie schwierig schon der erste Schritt einer solchen Operation ist, nämlich die Einschleusung.
    Und dann soll ich noch wer weiß wie lange buchstäblich mit einer Pistole im Nacken unter diesen Wahnsinnigen leben?
    Also, was bringt dich dazu zu glauben, ich könnte mich damit einverstanden erklären? Die sportliche Seite der Angelegenheit? Die Freude, russisches Roulette zu spielen? Die Freude, meinem hochgeschätzten alten Freund Näslund einen Dienst zu erweisen, damit er sich einen weiteren Erfolg an den Hut heften kann? O nein, ich will den wahren Grund hören, und jetzt raus damit.«
    Näslund wühlte in einigen Papieren auf dem Schreibtisch, bevor er antwortete. Seine Stimme hörte sich immer noch ruhig und gelassen an.
    »Es sind zwei Dinge, Hamilton. Erstens haben wir ja ein eigenes polizeiliches Interesse an der Angelegenheit, da diese Scheißkerle offenbar vorhaben, in Schweden zuzuschlagen. Die Konsequenzen brauche ich dir nicht näher auszumalen. Wenn du ein edles nationales Motiv suchst, hier hast du es. Ich gehe aber davon aus, daß dir das nicht genügt?«
    »Nein, es hört sich an wie ein Vorwand. Es ist zwar möglich, daß diese Banditen aus irgendeinem Grund einen Schweden anwerben wollen, aber ich kann für die Baader-Meinhof-Gruppe in Schweden kein natürliches Ziel sehen. Das reicht nicht.«
    »Das habe ich schon geahnt. Um mich also einer Art Gangsterlogik zu bedienen, von der ich überzeugt bin, daß sie dir einleuchtet: /’// give you an off er you can’t refuse.«
    »Ich glaube nicht, daß du das kannst.«
    »O doch. Es gibt nämlich einen Punkt, in dem wir beide völlig einer Meinung sind. Du bist doch sicher der Ansicht, beim Militär besser aufgehoben zu sein? Du wärst doch von Anfang an lieber dort gewesen?«
    »Ja, stimmt genau. Grundsätzlich habe ich nichts gegen den zivilen Sicherheitsdienst, aber ich kann mich mit der Unkorrektheit, für die du stehst, nicht anfreunden.«
    »Ausgezeichnet. Und in diesem Punkt sind wir uns einig. Ich will dich auch auf der militärischen Seite des Ladens haben.
    Leute deines Schlages, die alles nur in Schwarz und Weiß sehen, passen dort ausgezeichnet hin. Die Guten und die Bösen, peng, dann gibt’s eins auf die Rübe.«
    »Ich passe also nicht recht in deine A-Mannschaft.«
    »Versuch doch mal, realistisch zu sein, Hamilton, sei doch nicht immer gleich so gereizt. Bei dieser Operation, die sich die Deutschen wünschen, bist du in der Firma der einzige, der das bewältigen kann. Kein anderer kommt auch nur in die Nähe deiner Qualifikation, und das weißt du selbst am besten. Wir haben also nur einen Onkel hier in der Firma, der für so etwas in Frage kommt, und der bist du.«
    »Du erweist den Deutschen einen Dienst, bezahlst alte Schulden, ich helfe dir dabei und werde im besten Fall abgeknallt und später in einem

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