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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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geschafft habe, sich der RAF anzuschließen, dürfe man Resultate erwarten, die den einen oder anderen Bankraub entschuldigten. Wenn sein Unterwanderungsversuch mißlinge, würde man den Bankraub schon zu verheimlichen wissen. Große finanzielle Bedürfnisse scheine Carl ja nicht zu haben, so daß es auch mit dem geraubten Geld wohl keine Probleme geben werde. »Stimmt es übrigens, daß du Millionär bist?«
    »Ja.« Das war es ja gerade.
    Ein Schatten huschte über Carls Gesicht, als er sich daran erinnerte, wie er noch wenige Tage vor seinem Abflug letzte Hand an seine Einkommensteuererklärung gelegt hatte.
    »Aber die beiden anderen Unterwanderungsversuche? Wie steht es damit?«
    Beide seien insoweit gelungen, als die Infiltranten, die man unter den Sympathisanten rekrutiert habe, bis zum harten Kern hatten vordringen können. Insoweit sei das Unternehmen in beiden Fällen gelungen. An dieser Stelle hielt Siegfried Maack jedoch aus unerfindlichem Grund mitten in der Darstellung inne.
    Er schien zu zögern.
    »Ja, und?« fragte Carl ungeduldig. »Und was kam dabei heraus?«
    »Sie wurden entlarvt. Der eine trug recht ernste Schußverletzungen davon, während der zweite nur mißhandelt wurde.
    Heute würden sie Eindringlinge wohl nicht mehr mit Samthandschuhen anfassen. Das kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen.
    Wenn sie dich entlarven, dann bedeutet das, daß sie dich töten werden, und du hast ja anhand des Fotomaterials der gründlichen deutschen Kriminalpolizei heute nachmittag sehen können, wie sie es anstellen.«
    »Ja, mag schon sein«, sagte Carl nachdenklich, »aber der Sinn dieses Unternehmens ist doch, daß ich versuchen soll, diese Figuren aufzuspüren und zu lokalisieren, und nicht etwa, daß ich so lange bei ihnen bleibe, bis meine Tarnung geplatzt ist. Nicht wahr?«
    Einer der Programmpunkte in St. Augustin war für Carl ausschließlich angenehm, um nicht zu sagen vergnüglich, um nicht noch weiter gehen zu müssen und zu sagen, wie es sich tatsächlich verhielt: Daß es für ihn war wie für ein Kind, das Disneyland zum erstenmal und dazu noch gratis besuchen darf.
    In der Woche, in der der rätselhafte Hauptmann Charlie zu Besuch war, gingen die Gruppen Gelb und Blau systematisch das Arsenal der GSG 9 durch. Am ersten Tag standen Pistolen und Revolver auf dem Programm, dann folgten die übrigen Handfeuerwaffen.
    Die GSG 9 verwendet nur einen Revolvertyp, Smith & Wesson Modell 19, Kaliber.357 Magnum. Dieser Revolvertyp ähnelte der von Carl bevorzugten Waffe, dem Smith & Wesson Combat Magnum-Revolver des Kalibers.385. Carl hatte jedoch nie Gefallen an dem Munitionstyp.357 Magnum gefunden. (Die Patrone hat die gleiche Größe wie die des Kalibers.38s, aber die.357 Magnum enthält eine stärkere Pulverladung.) Carl war der Meinung, daß die Präzision bei den ersten beiden Schüssen möglicherweise vergleichbar sei, daß der kräftige Rückstoß des.357er Revolvers es aber völlig unmöglich mache, auch bei längeren Serien vergleichbar gute Ergebnisse zu erzielen, wenn man unter realistischen Bedingungen schoß, also bei schnellem oder sehr schnellem Feuerwechsel. Carl vermutete, daß die GSG 9 keine sonderlich rationalen Gründe für die Wahl gerade des.357 Magnum als Standardwaffe hatte, sondern daß der Entscheidung so etwas wie Waffen-Machotum zugrunde lag: Je größer die Kracher, desto härter der Mann.
    Während des Revolverschießens schoß Carl ruhig und im gleichen Takt wie die Polizisten der GSG 9; single action, jeweils ein Schuß und dann eine Pause.
    Er hatte sich entschlossen, keine weiteren Zirkusnummern vorzuführen, nur um den Anwesenden zu imponieren; es konnte sogar vorteilhaft sein, wenn diese jungen Beamten ihn an dem Tag, an dem das äußerst unwahrscheinliche, gleichwohl aber nicht unmögliche große shoot out zustande kam, mit dem hier wohl alle dennoch zu rechnen schienen, nicht in schlechter Erinnerung hatten.
    Als das Pistolenschießen an der Reihe war, fiel es Carl schon schwerer, sich an das selbstauferlegte Versprechen zu halten, da jetzt um Punkte geschossen wurde und Gruppe gegen Gruppe antrat.
    Die Pistole der Deutschen war ein neues und interessantes Modell, mit dem Carl noch nie geschossen hatte, eine Heckler & Koch PSP 9 mm, eine neue deutsche Polizeiwaffe mit einem ganz besonderen Clou. Die Pistole wurde nicht wie gewohnt mit einem Hebel gesichert, sondern besaß einen Mechanismus, der die Prozedur des Entsicherns durch einen festen Griff um den Kolben

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