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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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einen vollen Mündungsfeuerschutz. In Carls Augen eine fast gespenstisch schöne Waffe.
    Die beiden Präzisionswaffen waren Carl ebenfalls wohlbekannt.
    Er selbst gab der Mauser M 66 gegenüber dem halbautomatischen PSG 1 von Heckler & Koch den Vorzug, aber es war trotzdem ein Erlebnis für ihn, das PSG mit Infrarotzielgerät in der Nacht oder in simulierter Dunkelheit zu verwenden. Ein Schütze, der bequem liegt und sich etwas Zeit lassen kann, muß kein Scharfschütze sein, um trotzdem sicher zu gehen, aus 500 Meter Entfernung ein Ziel von der Größe eines menschlichen Kopfes zu treffen, und das ohne Rücksicht auf die Lichtverhältnisse.
    Vor allem bei den verschiedenen Zielvorrichtungen waren die Deutschen der amerikanischen Technik, die Carl in Kalifornien kennengelernt hatte, weit überlegen.
    In der Abteilung Spezialtricks waren Deutsche und Amerikaner etwa gleich gut. Die deutschen Sprengkapseln, die etwa beim Aufbrechen von Haus oder Flugzeugtüren eingesetzt werden, besitzen bessere Haftvorrichtungen als ihre amerikanischen Pendants, haben dafür aber etwas unsicherere Auslösemechanismen.
    Die Tränengas und Schock-Blitz-Blend-Granaten, die Carl hier zu sehen bekam, waren mit den amerikanischen identisch.
    Dafür besaßen die Deutschen ein paar eigene Spezialitäten. Da sie so beharrlich auf Terrorismus-Bekämpfung ausgerichtet waren, hatten sie einige interessante taktische Vorgehensweisen entwickelt, um schnell ein Flugzeug oder Häuser und Wohnungen zu stürmen. Unter anderem verfügten sie über ein pfiffiges »Abseilgerät mit Spezialseil«, wie der Major erklärte.
    Es handelte sich um ein Gestell aus Gurten, das man blitzschnell am Körper befestigen konnte, um sich dann mit Hilfe der leichten, geschmeidigen Seile hinauf oder hinunterzubewegen.
    Damit konnten mehrere Personen gleichzeitig von Hubschraubern aus abgesetzt werden. (Die Hubschrauber, die Carl in St. Augustin vorfand, waren seltsamerweise keine deutschen Modelle, sondern amerikanische und französische - Bell aus den USA sowie Puma und Alouette aus Frankreich.) So glänzten die Deutschen bei Übungen, bei denen sie mit Hilfe ihrer Abseilgeräte in Häuser und Wohnungen eindrangen, und das mit der Präzision einer eingespielten Balletttruppe: Aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig vorstoßen, anschließend sofort die Granaten auslösen und mit den automatischen Waffen feuern. Eine Großstadtwohnung normaler Größe läßt sich so in weniger als fünfzehn Sekunden stürmen.
    Übungen dieser Art imponierten Carl ungeheuer, das mußte er sich widerwillig eingestehen, zumindest wenn er sie als Sport ansah. Ein Terrorist, der in seiner konspirativen Wohnung sitzt und die weißen Mercedes näherkommen sieht, sollte sich schnellstens aus dem Staub machen, um nicht zu Hackfleisch geschossen zu werden. Bei dieser Paradenummer schienen die Deutschen nichts dem Zufall zu überlassen; so wiesen etwa ihre »Kernmantel«-Seile fast zirkusgeeignete Leistungsmerkmale auf: Ein Seil dieser Art ist 45 Meter lang, wiegt 700 Gramm und hält 2400 Kilopond. Ein GSG-9-Mann im Einsatz kann sich in seinen Gurten mit einer Geschwindigkeit von 6 Metern pro Sekunde abseilen.
    Am letzten Abend fand eine kurze Abend-Übung mit einer Ausrüstung statt, die zu Carl noch besser paßte als alles andere.
    Es ging um einen »Überraschungsangriff aus Unterwasserlage.«
    Zu seinem Entzücken entdeckte er, daß der Bootsmotor ein schwedisches Fabrikat war, ein Volvo Penta 700 Außenborder mit drei Zylindern. Die eigentliche Taucherausrüstung war deutsch, aber hier sind die Unterschiede zu anderen Marken so unbedeutend, daß es keine Rolle spielte; die Regulatoren waren die üblichen, der Druck in den Behältern wie gewohnt, größte Tauchtiefe 75 Meter. Aber auch hier hatten sich die Deutschen etwas Pfiffiges einfallen lassen: Einen beleuchteten kleinen Orientierungstisch mit Kompaß, Uhr und Tiefenmesser, dessen Beleuchtung sehr viel besser war als bei allem, was Carl bisher gesehen hatte. Dem Bedienungspersonal zufolge war es unmöglich, das Licht an der Wasseroberfläche zu entdecken, da das rote Licht von der Seite auf die Instrumente strahlte. Die technischen Details waren kompliziert, aber darauf kam es Carl nicht an.
    Für ihn war es weit mehr Vergnügen als Arbeit, diesen simulierten Angriff mitzumachen. Ihm gefiel die Dunkelheit unten im Wasser. Sie gab ihm ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit; er war die Gefahr, die im Dunkel lauerte.
    Er schwamm in einem

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