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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Deutschland Mozarts, zu verlassen, um sich kurz darauf in einem anderen Deutschland wiederzufinden, dem Deutschland der Terroristen.
    Das endgültige Abtauchen erfolgte also sehr schnell, nachdem er das Zugabteil verlassen und den schmutzigen asphaltierten Bahnsteig im Hamburger Hauptbahnhof betreten hatte. Er wußte genau, wohin er gehen mußte, wußte sogar, wie die orangefarbenen Fahrkartenautomaten der U-Bahn funktionierten.
    Der junge Mann, der am U-Bahnhof St. Pauli im Nieselregen die Treppe hinaufstieg, war nicht klar einzuordnen. Als er die Reeperbahn entlangspazierte, hätte man ihn möglicherweise für einen Touristen oder eher noch für einen Seemann halten können, mit seinem Campingbeutel über der Schulter. Er war vermutlich Ausländer. Die dicke grüne Jacke sah jedenfalls nicht deutsch aus, und er blickte sich um, als wäre er fremd in der Gegend. Aber die meisten Aufreißer der Pornound Prostitutionsetablissements zögerten dennoch, ihn anzusprechen.
    Sein Gang war zu entschlossen, er sah sich unaufhörlich um und war offenbar völlig nüchtern und konnte folglich schlimmstenfalls sogar ein Polizist sein, der die grüne Jacke und den Campingbeutel nur zur Tarnung trug.
    Carl selbst fühlte sich von visuellen Eindrücken bombardiert, die in ihm fast ausnahmslos Gefühle des Ekels oder bestenfalls eines mit Ekel gemischten Erstaunens auslösten. Die meisten Menschen, denen er begegnete, waren auf die eine oder andere Weise vergiftet; die Frauen waren Prostituierte, und die Männer strichen wie zottige Schakale an den Hauswänden oder am Rand des Bürgersteigs entlang, ohne seinen Blick zu erwidern. Die Leuchtreklame diente in erster Linie dem Zweck, in dieser oder jener Form Frauenfleisch zu verkaufen, und wenn es nicht um normale Prostitution ging, dann zumindest um Striptease oder nackte Frauen in den Wichsmaschinen der Peep-Shows. Wenn Carl es richtig verstanden hatte, mußte man in der kleinen Box eine Münze in den Schlitz stecken, damit sich die Klappe öffnete, und für die Zeit, die man bezahlt hatte, durfte man sich ansehen, wie sich Fräulein Rosita nackt vor einem aalte.
    Irgendwo in der Dunkelheit dort drinnen saßen im Kreis deutsche Männer, jeder vor einem kleinen Fenster, das sich entweder öffnete oder schloß, je nachdem, ob sie Markstücke nachwarfen oder nicht.
    Jeder Mann saß allein in seiner Box, hatte eine Rolle Toilettenpapier zur Verfügung, dazu eine Menge Münzen, und die Gucklöcher gingen auf oder zu, alles nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage, dem Grundgesetz des Kapitalismus.
    Als er innerhalb einer Viertelstunde zum drittenmal an einem Schaufenster vorbeikam, in dem eine Menge Messer lagen, entdeckte er etwas, was er zunächst nicht wahrhaben wollte.
    Dort lag als off duty gun eine Llama Police Special, eine der Lieblingswaffen der amerikanischen Polizei. Diese Waffe war das erste, was er im Schaufenster sah. Als er jedoch stehenblieb, entdeckte er, daß das ganze Schaufenster voller Pistolen und Revolver war, zu einem Durchschnittspreis von zweihundert Mark. Da lagen mehr als hundert scheinbar echte Waffen. Sie waren so gut gemacht, daß sich selbst Carl beim ersten Anblick hatte täuschen lassen. Es gab also einen Markt für Kopien von Handfeuerwaffen, für Kopien, die fast jeden täuschen konnten.
    Wer brauchte solche Spielzeuge? Was würde passieren, wenn die Einbrecher so bewaffnet waren wie in den USA? Oder waren es diese umherstreichenden, schakalähnlichen Männer am Rinnstein, die bei Raubüberfällen diese Waffenattrappen brauchten?
    Er blieb eine Weile stehen und zählte die Messer, die an der Rückwand des Schaufensters aufgereiht waren. Einige waren offenbar Jagdwerkzeuge, andere sehr vielfältige Spielarten sogenannter Überlebensmesser, die ein amerikanischer Schauspieler in einem Film populär gemacht hatte, in dem er die Armeen Nordvietnams und der Sowjetunion eigenhändig besiegt hatte; unter anderem dadurch, daß er seine Gegner mit diesem Messer, das eher wie ein Küchenwerkzeug als wie eine Waffe aussah, in Streifen schnitt.
    Sehr zahlreich vertreten waren Stilette des klassischen Typs, mit schmalen Scheiden, die aus einem schwarzen Handgriff hervorsprangen, wenn man eine Feder löste. Insgesamt befanden sich in diesem Schaufenster mehr als zweihundert Messer. Die meisten waren grausame Spielzeuge ohne jeden vernünftigen praktischen Zweck. Ein deutsches Spielzeug-Schaufenster, ein Schaufenster, wie man es nur in Deutschland finden kann, ein

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