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Der Derbysieger

Der Derbysieger

Titel: Der Derbysieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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man schon in der Frühe im Sattel sitzt.«
    Wieder traf ihn ein dankbarer Blick aus ihren Augen.
    »Wir wollen in den Garten gehen«, sagte sie plötzlich und erhob sich.
    Auch er stand langsam auf. Er war zwischen ihr und der Tür, und wenn sie ins Freie gehen wollte, mußte sie an ihm vorüber. Aus einem Grund, über den sie sich nicht klar wurde, scheute sie sich aber, sich ihm zu nähern.
    »Gehen Sie bitte voraus.«
    Aber er blieb stehen und sah sie so sonderbar an, daß sie in Verwirrung geriet und wieder errötete. Rasch trat er auf sie zu und schloß sie in die Arme. Sie ließ es geschehen und lehnte den Kopf glücklich an seine Brust.
    »Mary!«
    Sie löste sich schnell aus Erics Umarmung und strich in Eile ihr Haar zurecht.
    »Ach, das ist mein Großvater«, sagte sie bestürzt. »Ich habe ihm den Tee nicht gebracht. Er ist schon im Garten! Und ich habe gar nicht gehört, daß er die Treppe heruntergekommen ist!«
    »Das war auch wohl nicht möglich«, erklärte Eric fröhlich. »Ich habe ihn nämlich heute morgen schon draußen getroffen. Ich war sehr erstaunt, als du mir erzähltest, daß er noch schlafen würde …«
    Sie warf ihm einen entrüsteten Blick zu und stürzte dann in den Garten hinaus. Aber im Vorbeigehen streichelte sie ihn.
    »Hast du Mr. Stanton gesehen?« fragte John President besorgt. »Ich habe ihn doch hierhergeschickt. Ach, da ist er ja«, sagte er und sah Eric lächelnd an, als dieser ebenfalls in den Garten heraustrat. »Du bist wohl erstaunt, daß du mich hier siehst«, meinte der alte Herr lachend und tätschelte sie auf die Wange. »Aber du siehst ja so erhitzt aus, Mary«, sagte er dann verwundert. »Hast du denn den ganzen Morgen am Herd ge standen?«
    »Nein.« Sie wurde noch verlegener. »Ich habe - wir haben zusammen Tee getrunken - gefrühstückt.«
    John President schüttelte den Kopf.
    »Wer sorgt denn jetzt für mich?«
    Er schaute Eric bedeutungsvoll an, dann nahm er ihn am Arm und ging mit ihm durch den Garten.
    »Ich verstehe vollkommen«, sagte er nur.
    Ein tiefes Schweigen folgte.
    »Sie haben das Recht, Genaueres über mein Leben zu erfahren«, begann John President nach einiger Zeit. »Sie haben gehört, was Wilton neulich auf dem Rennplatz sagte … Es stimmt alles. Ich habe im Jähzorn meine Frau erschossen. Aber was im allgemeinen nicht bekannt wurde, ist die Tatsache, daß ich auf ihren Bruder schoß und unglücklicherweise sie traf. Ich hatte mich furchtbar über ihn aufgeregt, und ich war damals noch jung und heißblütig. Bei dem Gerichtsverfahren wurden mir mildernde Umstände zuerkannt. Die Richter zogen in Betracht, wie schwer ich für mein Vergehen gestraft war, und verurteilten mich nicht zum Tode. Ich wurde nach Australien deportiert. Denken Sie sich, Mr. Stanton«, fuhr er mit bitterer Stimme fort, »ich stand damals am Beginn einer bedeutenden Laufbahn. Man hielt mich für einen großen Erfinder, der seiner Zeit viel nützen würde. Meine Frau war mir plötzlich genommen - ich hatte sie durch meine eigene Schuld verloren. Auch meine beiden Kinder hatte ich nicht mehr bei mir. Australien war damals noch ein verrufenes Land. Ich war außer mir, als ich dort anlangte. Niemals blieb ich lange in Gefangenenlagern, denn ich war ein sehr unruhiges Element und plante alle möglichen Anschläge gegen die Gefängnisleitung. Deshalb wurde ich schließlich zur Strafe an Bord des Dampfers ›President‹ gesandt. Sechs Jahre mußte ich auf diesem erbärmlichen Kasten aushallen. Ich war fast verzweifelt, aber dann bekam ich einen Brief von einem alten Freund aus England, der mir mitteilte, daß er meine beiden Kinder zu sich genommen hätte und für sie sorgen wolle. Ihretwegen machte ich mir die schwersten Vorwürfe. Später schrieb er mir, daß sie nur auf den Tag warteten, an dem sie zu mir nach Australien kommen könnten. Das gab mir wieder Lebensmut. Ich hatte eine Unterredung mit Colonel Champ, der damals das Gefangenenlager beaufsichtigte und viel für die Leute tat, die seiner Obhut anvertraut waren. Ich sagte ihm, daß ich mich bessern wollte. Er glaubte mir auch und half mir. So wurde ich in einem wissenschaftlichen Institut beschäftigt und konnte dort in einem Laboratorium arbeiten. Ich machte wichtige Entdeckungen, die mich später zur Erfindung des biegsamen Glases brachten. Nachdem ich genügend Proben meiner Befähigung abgelegt hatte, kam ich in das Regierungslaboratorium und arbeitete unter dem jungen Dr. Lubbock.
    Damals machte ich auch die

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