Der Diamant des Salomon
hierher, daß Harry sie fast beruhigend fand.
Harry s W a ng e wa r dort , w o y a abb a ih m de n Faustschlag verpaß t hatte , im me r noc h violet t un d geschwollen , un d Har r y r i e b sic h d i e S t el l e meh r m al s tä g l i c h m i t ein e r Sa l b e ein.
Della, die si ch m it ihm zum Mittagessen ve r ab r edet hatte, starrte ihn an, st e llte aber keine F ragen.
»Ich habe je m anden kennengelernt, Harry«, sagte sie.
»Ist es … ernst, Della ? « H a rry hatte ein ungutes Gefühl, als würde er ihr nachs p ionieren.
» W ir wollen heiraten.« S i e war blaß.
»Das freut m i ch für dich.« Er freute sich wirklich, aber er brachte es nicht richtig h e raus. Es war er s t au n lic h : Harry war direkt ein wenig betroffen.
In der folgenden W o c he ging er m it Della u nd ih r em Freund zum Abendessen; es war eine höfliche und steife Angelegenheit. Der Mann hieß W alter Lieberman und war Börsenanal y tiker an der Wall Street. Geschieden.
Er hatte ein gutes Einkom m en und dünnes Haar. Sein Gesichtsa us druck war berufsbedingt besor g t, aber er schien sanftmütig und solide zu sein. Unter anderen U m ständen hätte Harry ihn vielleicht gemocht.
Es war alles sehr einfach. Della würde die Scheidung einreichen, und Harry würde keine Einwände erheben.
»Ich würde gerne das Haus behalten«, sagte er. Auch Della liebte das Haus, aber sie nickte zustim m end und m achte danach viel Aufhebens darum, daß W alter so viel Rücksichtnah m e und Takt zeigte und darauf verzichtete, an Jeffs Bar-Mizwa teilzuneh m en.
Diese Bar-Mizwa bestimmte ihr gegenwärtiges Leben. Della h atte all e s da f ür v orber e it e t: S i e h a tte den Saal n e ben der Synagoge ange m i etet, einen Party-Service bestellt und ein Fest m enü ausgewählt. Alles war fertig bis auf Jeffrey Martin Hope m an, der die haftara so holprig vorlas, als hätte er nie gelernt, wie er m it den Tropen, den m usikalischen S y m bolen, umgehen m u ßte, die im Text für die richtige Betonung standen. Schuldbewußt m a chte sich Harry klar, daß sein Sohn ihn dringend gebraucht hätte, während er in einem fernen Land einem seltsamen Schatz nachgeja g t war. Und so m achte er s i ch z u sammen m it Jeff an die Arbeit und studierte m it ihm die haftara ein. Jeffs Bar-Mizwa fand an einem Sabbat statt, der in die Zeit des Sukkot, des Erntedankfestes, fiel, und so m ußte er den Abschnitt von Gog und Magog vorl e sen, den Jeff noch nicht ein m al in der englischen Übersetzung verstand.
» W er war Gog ? « fragte er sei n en Vater.
»Der Anführer einer feindlichen Ar m ee, die Israel vom Norden her überfiel«, erklärte Harry.
»Und wer war Magog ? «
»Nicht wer. Was war Magog? Magog war das Land, aus dem Gog ka m . Möglicherweise w ar es kein wirkliches Land. Vielleicht sy m bolisiert es die F einde Israels.«
»Dann weiß m an also nicht ein m al genau, wovon der Abschnitt h andelt, den ich b ei de r Bar-Miz w a vorlesen muß ? «
»Im Lauf d e r Jahrhunderte ist eine Menge an Bedeutung verlorengegangen, und heute klingt der Abschnitt zie m lich gehei m nisvoll«, sagte Harry. » E r ist eben schon sehr alt. Aber das macht doch erst wir k lich Spaß, nicht wahr? Eine Geschichte zu erzählen, die über so lange Zeit w eitergegeben wurde.«
Jeff murr t e.
Aber er m o chte die Kappen, die Harry in Mea She’arim gekauft hatte, und suchte sich eine blaue aus, die m it kleinen pastellfarbenen Blü m chen bestickt war.
»Hast du ihm auch einen Gebetsschal gekauft?« fragte Della.
»Daran habe ich nicht gedacht«, gab Harry zu.
Della seufzte. »Dann mußt du schnell einen besorgen.« Also ging er zu einem jüdischen Buchladen in der Lower East Side und kaufte seinem Sohn einen t a llit, m ade in Israel.
Es war klar, was Jeff als Bar-Mizwa-Geschenk haben wollte. Überall ent d eckte Harry Seiten, die sein Sohn aus Jagd m agazinen herausgerissen und absichtlich dort hingelegt hatte, w o er, Harry, sie finden mußte. Die vierfarbigen Anzeigen priesen die 6-m m - R e m i ngton, die .250-3000
Savage und die .257 Roberts an.
»Ich kaufe dir keine Jagdfli n te«, sagte Harry zu seinem Sohn.
» W arum nicht? W enn wir das W ild nicht dezi m i eren, dann verhungert es im W i nter.«
»Es gibt Raubtiere. Die dezi m i eren das W ild viel effektiv e r.«
»Eine Menge guter Leute geht auf die Jagd.«
»Manche von ihnen brauchen das Fleisch. Das akzeptiere ich. Aber wenn du die Jagd als Sport betreiben willst, dann m ußt du
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