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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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warten, bis ich dir nicht m ehr dreinreden kann.«
    Sie kauften ihm eine Rei s eschreib m aschine, und dann ging Harry noch ein m al los und erstand eine wunderschöne, zwei Meter lange Angelrute aus B a m bus, die weniger als hundert Gramm wog, aber er war sich nicht sicher, ob sich ein Junge, der von einem Bärentöter träu m t e, dafür würde begeistern können.
     
    Harry sche n kte bestimmten Artik e l n in der Times, die er vor ein paar Monaten noch überbl ä tte r t hätte, mittlerw e ile große Aufmerksa m keit. In Argentinien hatten Banden von Neonazis jüdische Geschäfte und Synagogen mit Maschinengewehren und Handgrana t en angegriffen und zwei jüdisc h e Fa m ilien als Geis e l n gen o mmen. In Bayern trainie r ten j u nge Anti s e m iten in para m ilitärisc he n Wehrsportgruppen. Die sowj e tische Regierung schickte jüdische Dissidenten immer h ä ufiger in psychiatrische Kliniken. Ein Professor aus W i sconsin hatte ein Buch geschrieben, in dem der Holoca u st als eine gigantische jüdisc h e Lüge bezeich n et wurde.
    Der Präsident verurteilte Israel dafür, daß es in den besetzten Gebieten Siedlungen anlegte, und unterstützte auf ein m al die Russen bei ihrer Forderung nach der Gründung eines Palästinenserstaates. Am T a g nachdem diese ge m eins a m e Erklärung herausgegeben worden war, ging Harry in den Tresorraum seines Geschäfts, nahm das Vaseline-Töpfchen, in dem die sechs kleinen gelben Dia m anten versteckt waren, heraus und brachte es an den gleic h en Platz, an dem es auch sein Vater aufbewahrt hatte. Es war zwar ein a n derer T i sch, aber Harry benützte, genau wie sein Vater, die zweite Schublade rechts für Brief m arken, Büroklam m ern, Gum m iringe und jetzt auch für kleine gelbe Pretiosen, die ihm, falls er ein m al bei Nacht und Nebel würde fliehen müssen, womöglich das Leben retten konnten.
     
    Fünf W och e n nachdem Harry s i e in Israel aufgegeben hatte, kam seine sch m utzige W äsche an. Er öffnete das Paket und holte den gelben D i a m anten heraus, den er zwischen einer verschwitzten Socke und einer Unterhose m it einem peinlichen F l eck g u t verpackt h atte. Am nächsten Morgen ging er zum Zoll a mt und füllte auf dem U.S.-Regierungsfor m ular Nr. 3509 eine offizielle Einfuhrerklärung aus, die er dann zusam m en m i t einem von der Bank beglaubi g t e n Scheck ins Büro eines Zollins p ekt o rs na m ens McCue im World Tra d e Center b rachte.
    McCue schüttelte den Kopf, a l s er Harry sah. »Haben Sie schon wieder etwas gesch m uggelt, Mr. Hope m an ? « Harry hatte so etwas schon ein paar m al ge m a cht. Obwohl er da m it eigentlich gegen das Gesetz verstieß, verstand m an beim Zoll, daß er es ausschließlich aus Sicherheitsgründen tat, und außerdem k a m Harry im m e r sofort vorbei und beza h lte den fälligen Einfuhrzoll, d e r vier Prozent des Einkaufspreises bei Steinen unter einem halben Karat und fünf Proze n t bei größeren S t einen betrug.
    Un m ittelb a r danach t r af er sich m i t Saul Nets c her, der den Dia m anten nachdenklich b e trachtete. »Ha, so groß! Bist du wirklich sicher, daß das nicht der Dia m ant der Inquisition ist ? «
    Harry nickte.
    » W o, zum Teufel, ist dann de r ?«
    »Das weiß ich nicht.«
    » W as sage ich den Leuten, die das Geld dafür zusa mm engekratzt haben ? «
    »Di e W a h r heit . Ic h kan n ihn e n entw e de r s ofor t ihr Gel d z urü c kgeb e n , od e r si e könn e n wart e n , b i s ic h diese n Di a m ante n verkauf t hab e . Wen n si e da s tun , werde ic h lediglic h m ein e A u sgabe n vo m P ro f i t abziehe n und de n Res t z w isch e n ihne n auftei l en« , s a gt e Harr y verdrießlich.
     
    Vier Tage hintereinander r e gnete es ohne Unterlaß. Dann brachte ein Hoch kalte Luft aus Kanada, und als die Sonne sich schließlich wieder sehen ließ, kam sie Harry vor wie ein Über b l eibsel des S o mmer s . W as vorher grün gewesen war, verfär b t e sich allmähli c h. Harry verspürte auf ein m al das dringende Bedürfnis, ein Reh zu sehen. Im Obstgarten lagen viele heruntergefallene Äpfel heru m , die schon etwas angefault waren, also genau das, was Rehe gern fraßen. So waren auch überall ihre Spuren und ihr körniger Kot zu sehen, aus dem sich schließen ließ, daß sie den Äpfeln schon kräftig zugesprochen hatten. Als aber Harry an diesem Morgen den Pf a d a m Fluß e ntlanglief, sah er nichts außer Vögeln und Eichhörnchen. Rehe waren wie Polizisten – wenn m an eines

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