Der Diamant des Salomon
wurde.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Der Dia m a nt, den Sie jetzt in Händen halten, w urde anstelle d es O rigi n als in d i e Tiara ge s etzt. Und zw ar lan g e bevor die Diebe ihn aus dem Museum stahlen.«
Die beiden Priester starrten Harry voller Bestürzung an. Peter Harrington schüttelte den Kopf. » W ir haben ganz ausgezeichnete Beschreibungen in unseren Archiven. Ich kann m i r nicht vorstellen, wie ein solcher Austausch m öglich gewesen wäre.«
»De r Dia m an t w u r d e n u r z w e i ma l au s de m Vatika n he r a u s g e g e b e n« , s a g t e Harry . »Ein m a l hatt e m ei n V a t e r die Tiar a i n B e rlin , w o e r de n D ia m ante n ne u faß t e . I h r e Auf z e i c hnung e n w e rde n b e st ä t i g e n , d a ß d e r Ste i n , d e n e r I hn e n durc h d i e Fir m a Sid n e y Luzzatt i & Söh n e a u s Nea p e l z u r ü c k g e s c hi c k t ha t , d e r s elb e w a r , d e n Si e i h m ge s chi c k t h a b e n un d de n S i e jetz t i n Ihre n Hän d e n halten . Abe r m e i n Vater wußt e scho n da m a ls , da ß e s sic h dabe i nich t u m de n echten Dia m a n te n de r In q ui s itio n handelte , den n de r befan d sic h z u die s e r Ze i t b e reit s i n s e i n e m Safe . Abe r e r b e s c h rie b d e n m a kello s e n S tei n a u s d e r Tiar a d e nn o c h i n seine m Tage b uc h als de n D ia m ante n de r Inquisitio n u n d tr u g da m i t se i n e n Te i l zu eine m dreihundertfünfzi g Jahr e alte n Verwirrspie l bei.
Der Stein konnte also nur bei der anderen Gelegenheit vertauscht worden sein, um das Jahr 1590 heru m , als ihn ein weiterer Vorfahr von m i r in die Hände bekam. Es war Isaak Vitallo aus Venedig, der Juwelier, der den Dia m anten für die T i ara faßte.«
Harry erzählte von der Entdeckung, die er vor zwei Nächten in seinem Arbeit s zim m er ge m acht hatte. »Vi e lleicht war Vitallo ein ganz gewö h nlich e r Die b . Vielleic h t aber m einte er auch, er habe ein Recht, so zu handeln. Ich weiß nur, daß m eine Fa m ilie seit dieser Zeit d a s Gehei m nis – und den Dia m anten – gehütet hat.«
»Das ist eine lange Zeit«, sagte Harrington.
Harry nic k t e . »Eine Zeit, in der es uns Juden oft furchtbar schlecht ging. Viellei c ht hat sie diese kleine, persönliche Rache m it gewisser Ge n ugtuung erfüllt.«
» W arum hat Ihr Vater Ihnen nie davon erzählt?« fragte der Kardi n al.
»Er hat zu lange da m it gewartet. Ich glaube, der Besitz des Dia m anten war ihm peinlich, er kam ihm w i e ein lä s tiger Anachronis m us vo r .« Harry zuckte m it den Achseln.
»Aber Rache ist ja auch ein Anachronis m us. Es ist an d e r Zeit, daß wir m it d e m Versteckspiel aufhören.«
Kardinal P e senti war f aszi n ie r t . »Dieser St ei n ist unglaublich w ertvoll«, sagte er und hielt den Dia m anten ans Licht. »Da h er ist d erje n ige, ge g en d en Vitallo ihn ausgetauscht hat – das echte Auge Alexanders – bestim m t eine Menge m ehr wert, stimmt’s.«
»Er ist praktisch unbezahlbar.«
»Sie werden ihn doch der Kirche zurückgeben«, sagte der Kardinal wie aus der Pistole geschossen.
»Nein, Euer E m inenz.«
Harry und der Kardinal blickten sich an.
Auf ein m al war die Atmosphäre eisig geworden.
»Der Stein wurde der Kirche gestohlen, und Sie geben uns jetzt einen weniger wertvollen Stein zurück. Dabei haben wir einen berechtigten Anspr u ch auf das Auge Alexanders, oder etwa nicht ? «
» W ir nennen diesen S t ein den Dia m anten der Inquisition. Bevor er in den Besitz der Kirche ka m , gehörte er einem Mann, der verbrannt wurde, weil er Jude w ar.«
Peter Harrington räusperte sich in die Stille hinein, die dieser Erklärung gefolgt war. »Du hast kein R echt, den Stein zu behalten, Harry.«
»Ich habe alles Recht der W e lt. Anders als die Stadt Jerusalem kann m an den Besitz eines Di a m anten sehr wohl teilen. Ich habe bereits Schritte unternom m en, den Stein zu gleichen Teilen d em Israeli s chen Museu m , eurem Museum hier im Vatikan und dem Jordanisc h en National m useum in Am m an zu s p enden. Er soll alle fünf Jahre in einem anderen dieser drei Museen ausgest e llt werden.«
Der Kardi n al hatte seine Kiefer s o fest aufeinandergepreßt, daß seine Lippen nur noch ein dünner Strich waren. Harry beobachtete, wie er m ühsam seine E m otionen unter Kontrolle hielt, und be m erkte zu seinem Erstaunen, daß es keine Wut war, was in den A ugen des Priesters la g .
Kardinal Bernardino Pesenti n i ckte. »Sie
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