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Der Diamant im Bauch der Kobra

Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: Der Diamant im Bauch der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Waffe hoch und
feuerte. Wirkungslos prallte die Kugel ab, auch die zweite.
    Er wollte über den Schalter
flanken, nachsetzen, hinter den Schutz aus Panzerglas laufen und...
    Zu spät!
    Die Panzerglas-Wand schirmte
die Hintertür ab, den Ausgang. Die beiden stürmten hinaus, und sie hätten noch
Zeit gehabt, ihm die Zunge zu zeigen — oder einen Vogel.
    ...KACHRANGGGGG...!
    Das Zuschmettern der Stahltür
klang in seinen Ohren wie das CLIC-CLANC der Gefängnisgitter.
    ...WIIINNNNN...
    Die Alarmanlage heulte los. Von
draußen also hatten diese Kerle sie betätigt.
    „Leg dich auf den Boden!“,
brüllte Webster den silberhaarigen Mann an.
    Der Alte gehorchte. Bäuchlings
lag er jetzt dicht vor dem Schalter.
    Webster sprang zum Fenster.
    Auf der anderen Straßenseite
öffnete sich die Tür eines Waffengeschäftes. Zwei Männer standen dort, hielten
Gewehre in den Händen und blickten herüber.
    „Rühr dich nicht, Alter!“
    Webster flankte über den
Tresen, rannte zu einem der rückseitigen Fenster und biss sich vor Wut auf die
Lippen.
    Werde ich alt? Verdammt! So
schiefgegangen ist es noch nie!
    Das Fenster war vergittert.
    Er öffnete die Hintertür einen
Spalt und lugte hinaus.
    Mit kreischenden Reifen hielt
ein Wagen hinter dem Gebäude.
    Polizei! Offenbar war der
Streifenwagen in der Nähe gewesen. Offenbar hinter der nächsten Ecke... Und da
sage noch einer, die Bullen sind lahm! Verdammt! Verdammt!
    Er sah, wie zwei Uniformierte
hinter dem Fahrzeug in Deckung gingen. Rasch schloss er die Tür.
    Aus! Er saß in der Falle.
Fluchend sprang er über den Schaltertisch zurück.
    „Wenn du überleben willst,
Alter, dann machst du, was ich sage!“
    Jedenfalls habe ich drei
Geiseln, dachte er. Den Alten und die beiden Kids. Damit kaufe ich mich frei.
    Er ging zur Toilettentür und trat
dagegen.
    „Kommt raus. Sonst zerschieße
ich das Schloss.“
    „Versuch’s!“, antwortete Tim.
„Durch die Wand kannst du nicht schießen. Und hinter der stehe ich. Wenn du
rein und um die Ecke kommst, bist du Brei.“
    Verdammt! Webster musterte die
Tür. Sie war schmal und stabil. Das Schloss zerschießen — war leicht. Aber wenn
er dann eindrang, konnte sonstwas passieren. Nur flüchtig hatte er den Bengel
gesehen. Doch der Eindruck genügte. Der Boy konnte sicherlich zuschlagen wie
ein chinesischer Drachentöter.
    Aber er hatte ja den Alten.
    Webster sah ihn genauer an.
    Der Opa mochte Ende Sechzig
sein, hatte helle Augen und starke Knochen. Er lag ziemlich ruhig. Nur die
Finger der linken Hand bewegten sich.
    Webster blieb neben einem
Fenster im Schutz der Wand und beobachtete, wie sich auf der anderen
Straßenseite Leute drängten. Polizisten waren jetzt haufenweise da und
versuchten, die Gaffer zurückzuhalten. Uniformierte hatten das Bankgebäude
eingekreist.
    Mit seiner Pistole zerschlug er
die Scheibe.
    „Ich habe einen alten Mann als
Geisel“, brüllte er hinaus. „Wenn ihr näher kommt, lege ich ihn um.“

    Für einen Moment herrschte
Stille. Dann dröhnte eine Stimme durchs Megaphon, den Lautsprecher.
    „Hier spricht der Chef der
Polizei. Werfen Sie Ihre Waffe weg! Kommen Sie raus mit erhobenen Händen. Es
ist Ihre einzige Chance zu überleben. Wir...“
    „Hast du nicht verstanden, du
Bastard“, schrie Webster dazwischen. „Ich habe eine Geisel. Wollt ihr den Mann
opfern?“
    Sie berieten sich. Jedenfalls
dauerte es eine Weile, bis sich der Polizeichef abermals vernehmen ließ.
    „Wie heißt Ihre Geisel?“
    „Wie du heißt, Alter?“, zischte
Webster.
    „Ich bin Patrick Norman
Brigland“, antwortete der Opa.
    Webster wandte den Kopf und
starrte ihn an.
    Brigland hatte sich auf den
Rücken gedreht und die Hände aufgestützt. Ein spöttischer Ausdruck stand auf
dem Ledergesicht.
    „Brigland?“ Websters Stimme
klang heiser.
    „Ich bin Elizas Vater“, nickte
der Alte. „Und ich habe dich erkannt, Jeff Webster. Du bist 20 Jahre älter
geworden. Aber wie könnte ich deine gemeine Visage vergessen? Tag und Nacht
habe ich an dich gedacht — und dich verflucht. Du hast mein Kind verführt,
meine einzige Tochter. Drogenabhängig hast du sie gemacht und damit abhängig
von dir — bis sie gefügig war, bis sie mit dir durchbrannte. Du hast sie
umgebracht. Aber jetzt erfüllt sich meine Rache.“
    „Quatsch nicht!“, fuhr Webster
ihn an. „Ich werde dich im Wagen mitnehmen, bis wir ein paar hundert Meilen
hinter uns haben. Dann...“
    Brigland schüttelte den Kopf.
„Du hast keine Geisel, Webster! Mein

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