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Der Diamant im Bauch der Kobra

Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: Der Diamant im Bauch der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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die nackten Füße das letzte Mal gewaschen hatte, wussten die
Zehen bestimmt nicht mehr. Sie trug einen Militärpullover, der genug Löcher
hatte, um Entlüftung zu gewährleisten. Ihr Haar war hüftlang und fettig. Damit
ihr niemand vorwerfen konnte, sie vernachlässige ihr Äußeres, hatte sie sich
geschminkt. Aber wie! Als hätte eine Dreijährige in Mamas Schminktöpfe
gegriffen.
    „Tim und Gaby“, sagte sie
undeutlich. „Aus Germany? Hah! Alle Deutschen sind Kriegsverbrecher.“
    Ist das ernst gemeint?,
überlegte Tim. Offenbar. Aber sollte man antworten auf so eine Blödheit?
    Wegen Joan entschied sich Gaby
zu einer Erwiderung.
    „Bei uns“, sagte sie auf
Englisch, „gibt es soviel Übeltäter wie überall. Nicht mehr und nicht weniger.
Eine Nation von Kriegsverbrechern sind wir bestimmt nicht. Jeder vernünftige
Mensch, ausgenommen die Rüstungsfabrikanten, will Frieden, ständigen Frieden,
totalen Frieden. Also lass dir keinen Floh ins Ohr setzen, Sheila, wenn
irgendwelche Spinner Lügen verbreiten.“
    „Hah!“ Sheila griff nach einer
Flasche, in der noch ein Rest Bier schwappte. Sie trank erstmal, wischte sich
dann über den Mund. Das verteilte den Lippenstift bis zu den Ohren. „Ihr seid
vielleicht keine“, nuschelte sie. „Aber eure Alten...“
    „Auch die nicht“, sagte Tim in
scharfem Ton. „Aber lassen wir das Thema. Deine Sachkenntnis hat noch mehr
Löcher als dein Pullover. Jedenfalls — hübsch habt ihr’s hier. Wir wollten nur
mal hereinschauen. Wo ist denn der männliche Teil?“, wandte er sich an Joan,
die eine Miene machte wie ein Fußabstreifer: betreten.
    „Ja“, griff sie die Frage auf.
„Wo ist Bill, Sheila?“
    „Weg.“
    „Was meinst du? Abgehauen?“
    „Neiiin! Er kann ohne mich
nicht leben. Er ist weggegangen. Er bummelt. Er ist ein freier amerikanischer
Bürger und kann um diese Zeit einen Stadtbummel machen.“
    „Natürlich. Ist doch klar! Habt
ihr genug zu essen?“
    „Hm. Was du gestern gebracht
hast, schmeckte nach Seife.“
    „Nach Seife?“, fragte Joan
verwirrt. „Das ist unmöglich.“
    „Ich sag dir, es schmeckte nach
Seife“, beharrte Sheila.
    „Um Gottes willen! Es war ein
Stück Seife dabei. Aber das ist doch zum Waschen.“
    Sheila glotzte. „Seife? Warum
sagst du das nicht. Es sah aus wie Rindertalg. Ich glaube, Bill hat’s in die
Pfanne getan.“
    Auf dem Tisch stand ein
Spirituskocher, daneben eine Pfanne.
    „Himmel!“, sagte Gaby. „Wie
betrunken muss man sein, um sowas fertigzukriegen? Aber gebt Joan nicht die
Schuld, verdammt nochmal! Seid lieber froh, dass sie sich um euch kümmert.“
    „Aha!“, schnappte Sheila. „Froh
sein sollen wir? In Deutschland kämen wir wohl gleich hinter Gitter? Wegen der
Seife. Aber hier...“

    „In Deutschland“, wurde sie von
Tim unterbrochen, „gibt es genauso viel Freiheit wie hier. Hinter Gitter kämt
ihr nur, wenn ihr einbrecht, was mit Rauschgift am Hut habt oder andere
Straftaten begeht. Das wär’s. Good-bye, Miss!“
    Die Mädchen folgten ihm hinaus.
    Als sie im Wagen saßen, sagte
Gaby: „Wie hältst du das aus, Joan?“
    „Ich bin ehrgeizig. Wenn ich
mich um Gestrauchelte kümmere, dann richtig. Ich setze eben alles daran, um
ihnen zu helfen. Kann ich sie bessern, ist das für mich ein Erfolgserlebnis.
Später mache ich einen Job als Sozialarbeiterin.“
    „Schön und gut“, meinte Tim.
„Aber diese Sheila ist eher was für den Staatsanwalt. Ich will dir deine
Illusion lassen. Aber dass du für diese Schlampe den Weg begradigst, führt zu
nichts.“
    Joan schwieg bedrückt.
    Sie fuhren zur Hauptstraße,
stellten den Wagen ab und bummelten. Auf Bill, der ebenfalls bummelte, trafen
sie nicht.
    „Wahrscheinlich sitzt er in
irgendeiner Imbissbude und stopft sich voll“, meinte Joan. „Er leidet nämlich
ständig unter Hunger. Sein Magen knurrt so laut, dass du denkst, er versteckt
einen Puma unterm Hemd. Dabei ist er dürr wie Stacheldraht.“
    „Wenn er seiner Gefährtin
ähnelt“, sagte Gaby, „kann ich meine Neugier auf ihn beherrschen.“
    „Naja“, lächelte Joan. „Er kann
noch ekliger sein. Aber das wird anders, wenn er erstmal merkt, dass es auch
Liebe gibt unter den Menschen. Ich meine: selbstlose Güte.“
    „Bill... und wie heißt er sonst
noch?“, fragte Tim. „Twain. Sheila heißt Finn. Ich nehme an, dass die Namen
stimmen.“
    „Und wenn nicht“, lachte Tim,
„liegt es bestimmt an den deutschen Kriegsverbrechern.“
    In einem Eis-Salon entdeckte
Joan

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