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Der Diamant im Bauch der Kobra

Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: Der Diamant im Bauch der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Nachbarn.
Unmittelbare Nachbarschaft gab es nicht. Und seit er Witwer war, hielt er Haus
und Garten selbst in Stand — sieht man ab von der Zugehfrau, die für Sauberkeit
und frische Wäsche sorgte, seine Vorräte einkaufte und an seine Medikamente
dachte. Aber für den Garten war er verantwortlich. Und der Garten sah aus wie
ein Dschungel.
    Die Aufregung in der Bank hatte
Collins durstig gemacht. Er holte ein Bier aus dem Eisschrank und ging ins
Terrassenzimmer.
    Als er sich in seinen
Schaukelstuhl setzte, drückte ihn die Brieftasche. Die 3000 Dollar hatten den
Umfang mehr als verdoppelt. Also legte er sie auf den Schreibsekretär. Dann
entschied er sich, das Bier im Garten zu trinken.
    Eine verwitterte Markise
überspannte die Terrasse. Auch dort, im Schatten, wartete ein Schaukelstuhl.
    Joans Opa labte sich. In seinen
Gedanken zogen die Ereignisse vorbei. Wie er den Verbrecher geblufft hatte! Er
lachte auf. Dann schloss er die Augen hinter seiner goldgefassten Brille und
döste.
    Am Rande der Terrasse wucherten
Büsche. Zwar führten Pfade hindurch, denn der Garten war groß, aber auch die
Pfade wuchsen allmählich zu.
    Bienen summten. Der Sommerwind
spielte mit den Blättern und lieferte Hintergrundmusik zu der friedvollen
Vormittagsstille.
    Krachend zerbrach ein Zweig.
    Collins richtete sich auf. Als
er beide Füße auf den Boden stellte, endete das Schaukeln. Gespannt spähte er
in die grüne Wildnis seines Grundstücks.
    Sonne spiegelte sich auf den
Blättern. Das Licht flirrte. Nichts Verdächtiges war zu sehen. Aber wieso war
der Zweig zerbrochen? Trieb sich jemand im Garten rum? Kinder?
    Er horchte. Nichts störte die
Stille. Aber er hatte ein ungutes Gefühl. Wurde er beobachtet?
    Einbildung!, dachte er. Werd
nicht albern, alter Junge!
    Wieder schloss er die Augen.
Schläfrigkeit überkam ihn. Als dann am Hauseingang die Türklingel schrillte, wusste
er nicht, wieviel Zeit vergangen war. Augenblicke? Minuten? Er ging nach vorn
und öffnete. Vor der Tür stand eine junge Frau. Sie wirkte ungepflegt.
Bekleidet war sie mit blauem Jeansrock und lindgrünem Herrenhemd, in das sie
zweimal gepasst hätte. Auf der Brusttasche war das Monogramm PC eingestickt.

    „Guten Tag, Sir.“
    „Tag, Miss. Ja, bitte?“
    „Ich heiße Pamela Lawrence,
Sir, und wollte fragen, ob Sie... ich suche Arbeit, Sir.“
    „Arbeit? Wie kommen Sie da auf
mich?“
    „In der Stadt sagte man mir,
Sie seien Witwer. Vielleicht brauchen Sie jemanden, der das Haus putzt. Ich
kann auch kochen und...“
    „Tut mir leid, Miss“,
unterbrach er sie. „Aber ich bin bestens versorgt.“
    „Und für Gartenarbeit?“
    „Die erledige ich selbst... in
dem Maße, wie ich’s für nötig halte.“
    Sie seufzte. Dass sie den Kopf
zur Seite neigte, gab ihr den Ausdruck, als lausche sie auf irgendwas.
    „Also nichts, Sir?“
    „Ich kann leider nichts für Sie
tun.“
    „Vielleicht wissen Sie eine
Adresse, wo es Aussicht hat, wenn ich frage.“
    Er überlegte. Ihm fiel niemand
ein. Auch Chuck Finley, mit dem er seit Jahren verfeindet war, brauchte
niemanden. Aber der ärgerte sich über jede Belästigung. Und eine Belästigung
war es bestimmt, wenn diese unappetitliche Person bei ihm aufkreuzte. Warum
also nicht? Collins unterdrückte ein Grinsen, als er ihr die Adresse nannte.
Die Frau bedankte sich. Für einen Moment sah er ihr nach, als sie ortseinwärts
schlurfte. Sie trug LET’S GO-Turnschuhe. An den nackten Beinen klebten
Schlammspritzer. Kaum glaublich, diese Einfalt! Wer so auf Jobsuche ging, würde
wenig Erfolg haben.
    Er schloss die Tür. Als er
durchs Terrassenzimmer ging, war irgendwas verändert. Horchend blieb er stehen.
Sein Blick wanderte umher. Die Terrassentür stand offen und das Bier neben dem
Schaukelstuhl.
    Dann sah er, was sich verändert
hatte.
    Seine dollar-pralle
Brieftasche, die er auf den Schreibsekretär gelegt hatte, war verschwunden.

11. Verräterisches Foto
     
    Gaby wusste, dass Joan mit
Leidenschaft fotografierte. Aber sie hatte nicht geahnt, was damit auf sie und
Tim zukam.
    Inzwischen waren sie beim zehnten
oder elften Foto-Al-bum angelangt. Sie hatten alles bewundert: Familienfotos,
Tierfotos, Landschaftsfotos, Schnappschüsse von Sportveranstaltungen,
Schulfesten und Partys. Aber Joan schleppte neue Alben heran und dann einen
Karton mit den jüngsten Lichtbildern.
    „Ich knipse, was mir vor die
Kamera kommt“, lachte sie. „Ihr seid auch bald dran. Hier!“ Sie reichte Gaby
ein postkartengroßes

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