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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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weiterzumachen. Pessimismus machte sich in ihm breit – ein Gefühl, das ihm sagte, dass er scheitern würde. So etwas hatte er noch nie erlebt. Er verspürte die Gewissheit, dass jeder sterben würde, den er liebte, und es gab nichts, was er tun konnte, um dies zu verhindern.
    Mir größter Anstrengung, ungeachtet seiner düsteren Empfindungen, legte er den Stab in die Formmasse in dem Kasten und schloss den Deckel. Schlagartig wurden die Empfindungen schwächer. Für einen kurzen Moment fürchtete er, die Stange sende irgendeine Art radioaktiver Strahlung aus, aber wenn dem so gewesen wäre, hätten er und KC es vorher schon gespürt, als sie den Stab gestohlen hatte, da die Transportrolle aus Leder und Metall keine tödliche Strahlung, welcher Art auch immer, hätte abhalten können.
    Er wusste nicht, was die Gefühle auslöste, aber er hatte keinen Zweifel, dass der antike Kunstgegenstand dafür verantwortlich war. Er ließ sich jedoch nicht zu irgendwelchen Spekulationen hinreißen – das hätte ihn nur abgelenkt –, sondern richtete seine gesamte Aufmerksamkeit weiter auf das, was er gerade baute. Er nahm sich vor, die seltsame Wirkung, die er verspürte, wenn er unmittelbaren Kontakt zum Stab hatte, für sich zu behalten. Und er beschloss, vor Morgengrauen zwei Repliken herzustellen.
    Michael ließ fünf Minuten verstreichen, dann öffnete er den Kasten. Er pinselte Babyöl auf die inzwischen hart gewordene halbe Gussform, sodass er die Form später leicht herausziehen konnte, sobald sie fest geworden war. Dann mischte er weitere Acrylmasse an, goss sie über die freigelegte Hälfte des Stabes und schloss den Kasten.
    Michaels Adoptivvater – Alec St. Pierre, der Mann, der ihn großgezogen hatte, – war ein erfahrener und fähiger Handwerker, ein Mann, der an allem herumtüftelte und Dinge selbst baute, angefangen von Standuhren und Autos bis hin zu Möbelstücken und elektronischen Geräten. Michael hatte sehr viel von ihm gelernt und hatte eine Leidenschaft dafür entwickelt, Dinge von Grund auf neu zu schaffen, sozusagen aus dem Nichts ein Etwas zu machen. Es war eine Kunst, die sich in seiner kriminellen Vergangenheit als ungemein hilfreich erwiesen hatte.
    Obwohl Alec St. Pierre schon lange tot war, dachte Michael immer noch gern und voller Liebe an den Vater zurück, der ihn großgezogen hatte – ein Gefühl, das sich nicht verändert hatte, seit er eine Beziehung zu seinem leiblichen Vater aufgebaut hatte, Stephen Kelley, dem Mann, dem der Jet gehörte, der im Hangar stand, und der ihm die Geschichten über seine Herkunft und seine frühe Kindheit erzählt hatte, über seine leibliche Mutter und darüber, wie sie gewesen war, bevor sie an den Folgen seiner Geburt gestorben war. Michael hatte den Vater verloren, der ihn aufgezogen hatte, hielt die Erinnerung an ihn jedoch in Ehren und hatte zudem das Privileg, sich mit seinem tatsächlichen Vater angefreundet zu haben, dessen Blut in seinen Adern floss.
    Michael klappte den Deckel des Holzkastens auf und blickte auf einen schwarzen Brocken Gummi. Behutsam trennte er die zwei Hälften der Form voneinander, die zusammen eine perfekte Replik des Stabes waren. Michael nahm das Original heraus und steckte es rasch zurück in die lederne Transportrolle, denn er wollte nicht, dass ihn wieder diese schrecklichen Gefühle überkamen.
    Er zog die beiden Hälften der harten, gummiartigen Masse aus der Gussform, nahm sein Messer und schnitzte in das untere Ende, an den Schwanzstücken der ineinander verschlungenen Schlangen, einen Schlitz, in den er ein dünnes Kupferrohr schob.
    Dann presste er die beiden Hälften gegeneinander und klebte sie mit Klebeband zusammen. Er schnitzte eine Einkerbung in seinen Holzkasten und legte die Form hinein, wobei die Kupferröhrchen durch die Einkerbung aus dem Kasten ragten. Er nahm eine Tube mit Harz und füllte das Harz in das Kupferrohr, drückte den gesamten Tubeninhalt in die Form, und machte mit fünf weiteren Tuben das Gleiche, bis die geleeartige Masse oben an der Spitze herausfloss.
    Michael stellte den Kasten zur Seite, schnappte sich seinen Fotoapparat und stieg ins Flugzeug. Er ging zu dem kleinen Konferenztisch, transferierte seine Bilddateien auf seinen Computer, druckte die Fotos des Stabes anschließend aus und studierte sie eingehend. Dann ging er zur Bar, hockte sich davor und öffnete den Safe. Er zog einen schwarzen Samtbeutel heraus und steckte ihn in seine Hosentasche. Anschließend schloss er den Safe

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