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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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irgend so ein Knabe, der mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde.«
    Sichtlich verwirrt starrte KC vor sich hin. »Du hast behauptet, dein Vater sei Buchhalter gewesen und wäre vor ein paar Jahren gestorben. Ich erinnere mich genau, dass du gesagt hast, du wärst in ganz normalen bürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen. Von dem hier hast du nie ein Wort erwähnt.«
    »Das ist eine lange Geschichte. In Kurzform gebracht: Ich bin adoptiert worden«, gab Michael zu. »Und nach dem Tod meiner Adoptiveltern bin ich dem Mann begegnet, der mich weggegeben hatte. Im Verlauf der letzten zwölf Monate haben wir eine enge Beziehung zueinander entwickelt. Deshalb durfte ich mir dieses Spielzeug hier von ihm ausleihen – eigentlich hat er sogar darauf bestanden.«
    »Warum habe ich das Gefühl, als wäre das nicht die ganze Geschichte?«, sagte KC und sah sich dabei mit großen Augen im Jet um.
    »Die ganze Geschichte ist immer noch mal eine ganz andere Geschichte«, erwiderte Michael. »Aber das weißt du so gut wie ich.«
    KC sah Michael fest in die Augen und wechselte das Thema. »Hier gibt es aber nirgendwo ein Eckchen, an dem ich mich waschen könnte, oder?«
    »Natürlich.«
    »Könnte ich das Flugzeugtelefon benutzen, um meine Schwester anzurufen?«
    »Nimm das im Schlafzimmer, da bist du mehr für dich.«
    Michael stand auf und führte sie durch die Maschine, vorüber an der Bordküche und ins Schlafzimmer. Es war zwar klein, bot aber ausreichend Platz für ein Französisches Bett und war eingerichtet wie ein Gasthof in New England: Vorhänge und Bettdecke waren aus Spitze, die Möbel aus Eiche. Durch eine schmale Tür gelangte man in ein komplett ausgestattetes Badezimmer.
    »Der Wasserdruck der Dusche ist nicht gerade doll.« Michael wies auf eine schwarze Reisetasche, die auf dem Bett stand. »Da sind ein paar Kleidungsstücke in meiner Tasche. Such dir aus, was du willst.«
    KC sah sich um und sprach kein Wort; an derartigen Reichtum und Luxus war sie nicht gewöhnt.
    »Und vergiss nicht, die Landeskennnummer mitzuwählen«, sagte Michael und zeigte auf das Telefon, das neben dem Bett an der Wand hing.
    KC nickte. »Danke.«
    Schweigend standen sie da, und der Augenblick schien sich endlos dahinzuziehen. Seit der Rettungsaktion waren sie zum ersten Mal allein miteinander und fühlten sich dabei so unbehaglich, als wären sie einander gerade erst vorgestellt worden. Beide sagten nichts und versuchten, nur ja sämtliche Gefühle zu verbergen. Michael trug einen inneren Kampf aus. Einerseits verspürte er den Wunsch, sie in seine Arme zu schließen, andererseits hätte er sie am liebsten angeschrien, weil sie sich in einen solchen Schlamassel gebracht und ihn belogen hatte. Sie waren intim miteinander gewesen, hatten eine enge Verbindung und ein hohes Maß an Vertrautheit aufgebaut, aber das alles schien von einer Woge aus Lug und Trug davongeschwemmt worden zu sein. Jetzt waren sie wie Fremde.
    Ohne ein Wort betrat KC das Badezimmer und schloss hinter sich die Tür.
    Michael drehte sich um, ging zurück durch den Jet und setzte sich Simon gegenüber an den Konferenztisch.
    »Sie ist eine Diebin. Du hast mich mit einer Diebin verkuppelt.«
    »Einer sehr guten Diebin«, erwiderte Simon, der soeben mit seiner Flickarbeit fertig geworden war. »Ich kenne sie schon seit vielen Jahren. Sie ist der anständigste Mensch, den du dir vorstellen kannst. Das Wohl der anderen ist ihr immer wichtiger als ihr eigenes, und sie hat viel durchgemacht in ihrem Leben. Sie ist ganz allein auf der Welt. Sie muss endlich mal zur Ruhe kommen und an sich selbst denken. Also habe ich sie zu dir geschickt. Ihr zwei seid einander ähnlicher, als euch bewusst ist.«
    »Was?« Michael schüttelte den Kopf. »Das ist lächerlich.«
    Busch drehte sich zu ihnen. »Du bist einfach nur sauer.«
    »Da hast du verdammt recht!«
    »Du bist sauer, weil sie dir nicht gesagt hat, dass sie eine Diebin ist, und weil sie dir Dinge verheimlicht hat. Ungefähr so, wie du Mary bestimmte Dinge verheimlicht hast, als sie noch am Leben war.«
    Michael blickte Simon an, der beipflichtend nickte.
    »Was für einen Blödsinn ihr labert«, schimpfte Michael.
    »Nun hör doch auf, auf die ganze Welt sauer zu sein«, sagte Busch. »Hast du etwa vor, wegen so einer Kleinigkeit gleich alles scheitern zu lassen?«
    »Was?« Busch war wie ein moralisches Barometer und kannte Michael besser, als er sich selbst kannte. Als Busch sein Bewährungshelfer gewesen war,

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