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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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mehr wandern gegangen«, erwiderte Busch mürrisch.
    »Oh. Ist der Herr unpässlich um halb sieben in der Frühe?«, fragte Michael. »Das hast du davon, wenn du dich bis zwei Uhr nachts herumtreibst.«
    »Danke, Mama.« Busch schüttelte den Kopf. »Und ja, ich hab mir die Zähne geputzt.«
    »Einer muss sich ja um dich kümmern, wenn du von deiner Frau weg bist.« Michael nahm einen der Chips in die Hand. »Wir sollten jeder einen haben für den Fall, dass einer von uns verloren geht. Die Signale kommen hier an.« Michael hielt einen kleinen Flachbildempfänger in die Höhe, den man aufs Armaturenbrett aufsetzen konnte. »Funktioniert überall.«
    »Überall?«
    »Zumindest überall auf der Erde.«
    »Erinnere mich daran, dass ich keins von diesen Dingern mit mir führe.«
    »Zu deiner Information: Big Brother beobachtet uns bereits. Heutzutage installiert man sehr viel preiswertere Chips in jedes Mobiltelefon und kann deinen Aufenthaltsort dank der Handymasten jederzeit bestimmen. Es ist ziemlich schwierig geworden, völlig von der Bildfläche zu verschwinden.«
    »Vielen Dank für die Vorlesung, George Orwell.«
    Aus der letzten Tasche zog Michael etwas heraus, das wie aufgerollter Fensterkitt aussah.
    »Meine Güte!«, rief Busch. »Du hattest Plastiksprengstoff im Flugzeug?«
    Michael machte sich nicht die Mühe, zu Busch aufzusehen. Er zog als Nächstes drei Stücke C4 aus der Tasche und legte sie neben die Rolle.
    »Du hättest uns vom Himmel pusten können!«
    »Sei nicht albern.« Michael hielt Busch einen Beutel mit kleinen elektronischen Sprengkapseln unter die Nase. »Solange die hier nicht in ihrem Gekröse stecken, kann nichts passieren.«
    »Du wirst die Nachbarn wecken mit dem Zeug.«
    »Nur, wenn ich es benutze.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass KC allzu glücklich wäre, wenn du dich in die Luft jagst.«
    »Ich sage ja nicht, dass ich es benutzen werde. Ist nur zur Sicherheit.«
    »Hast du schon eine Idee, wie KC den Deckel von dem toten Knaben hieven soll?«
    »Du meinst den Deckel von Selims Gruft?« Michael steckte seinem Freund die handgezeichnete Skizze eines komplizierten Etwas zu, das aussah wie eine Rube-Goldberg-Maschine.
    »Sieht toll aus«, meinte Busch nach einem kurzen Blick auf das Blatt Papier. »Okay, ich gehe los und treib was zum Frühstück auf. Mal sehen, was für Leckerbissen die hier zu bieten haben. Hoffentlich auch ganz normale Eier mit Speck.«
    Busch ging durch den großen Hangar und verschwand in der riesigen Küche auf der anderen Seite.
    Michael nahm seine Skizze in die Hand und machte sich auf den Weg in den Lagerraum der Flugzeugwartung, in dem es alles gab, was man für Flugzeug- und Autoreparaturen brauchte, von Ventilen und Klappen über Öl und Ledersitze bis hin zu Instrumenten und Armaturen. Michael richtete seine Aufmerksamkeit auf die Geräte an der Rückwand und nahm sechs lange Gummischläuche herunter, die mit Stoff umhüllt waren. Sie waren extrem haltbar und wurden für die hydraulischen Kontrollsysteme von Jets benutzt. Dann nahm er mehrere Stücke Kupferrohr und vier Rahmenstützen aus Aluminium, dazu ein paar Messinganschlüsse und eine Handpumpe.
    Er trug alles zur Werkbank und legte die Teile vor sich aus. Anschließend strich er das Blatt Papier mit seiner Skizze glatt und studierte sie eine Zeit lang. Schließlich zog er den Gasschweißbrenner zu sich herüber, entzündete die Flamme, die eine Temperatur von dreitausendzweihundert Grad hatte, und machte sich an die Arbeit.

23.
    I blis saß im Gewürzbasar in einem Straßencafé, dem Honessa, und nippte an seinem Morgenkaffee.
    Einer seiner Männer, Jahara, hatte ihm soeben berichtet, er habe gesehen, dass der Business Jet in den Morgenhimmel aufgestiegen sei und KCs männlichen Begleiter aus Istanbul herausbefördert habe. Der Boeing Business Jet war der Cadillac der Privatflugzeuge; Iblis hatte in Erwägung gezogen, sich selbst eine solche Maschine zuzulegen, hatte dann aber darauf verzichtet. Warum sollte er das Geld verschwenden, wenn ihm Venues Jet 365 Tage im Jahr jederzeit zur Verfügung stand?
    Iblis ignorierte Jahara und beobachtete die Touristen, die auf den Bürgersteigen an ihm vorüberzogen, wobei er den Blick suchend über die Menge schweifen ließ. Schließlich entdeckte er einen älteren Mann und entließ Jahara mit einem knappen Handzeichen.
    Der ältere Mann trug einen zerknitterten Anzug mit Hahnentrittmuster, hatte sich das spärliche graue Haar nach hinten gekämmt und

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