Der Dieb der Finsternis
vielleicht das eine oder andere gesagt hat und dass er das Ganze langsam angehen wollte. Das bedeutet aber nicht, dass er nichts empfindet.«
»Hat er das gesagt?«, fragte KC überrascht.
»Ich weiß, dass es wehtut, wenn in einer Beziehung Probleme auftauchen.«
»Hat er gesagt, er hätte mit mir Schluss gemacht?« KC wurde wütend.
»Hat er das denn nicht?«, fragte Busch, dem plötzlich bewusst wurde, dass sein Freund gelogen hatte und das Ganze KCs Entscheidung gewesen war.
»Wir müssen meine Schwester zurückbekommen. Dagegen ist alles andere belanglos.« KCs Worte hörten sich an, als versuche sie, sich selbst davon zu überzeugen.
»Das kann ich verstehen.« Busch wandte sich wieder dem Inhalt der Reisetasche zu.
KC beugte sich vor, nahm Busch die Tasche ab, durchwühlte die Sachen selbst und zog zwei schwarze Kästchen heraus.
»Er hat gesagt, ich soll dir diese tragbaren Sensoren geben. Du kannst sie so einstellen, dass sie dir auf Kanal drei ein Signal geben, wenn jemand die Laserschranke durchbricht.«
»Ich weiß, wie die Dinger funktionieren.«
KC wühlte weiter in der Tasche, entdeckte eine Sig-Sauer-Pistole, mehrere Magazine, ein Seil, ein Messer, ein kleines Brecheisen und zwei wasserdichte Tauchlampen.
»Das ist alles so kompliziert«, seufzte KC. »Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich habe noch nie eine längere Beziehung gehabt. Michael war verheiratet. Ich könnte der Erinnerung an seine Frau nie gerecht werden.«
»Nein, das könntest du nicht«, erwiderte Busch ehrlich. »Aber wer hat behauptet, dass du das musst?«
Die Unterhaltung schlief ein. Busch wusste nicht, wie viel er sagen sollte. Er hasste es, in Beziehungen den Vermittler zu spielen; solche Dinge waren Aufgabe seiner Frau Jeannie. Sie war die Beziehungsexpertin.
KC wies auf die blaue Tasche. »Was ist damit?«
»Michael hat gesagt – ich zitiere wörtlich: ›Wenn du nicht kräftig genug bist, den Deckel des Sarkophags anzuheben, bekommst du eine kleine Hilfe.‹« Busch zog ein Blatt Papier mit einer handschriftlich abgefassten Bedienungsanleitung aus der Hosentasche und reichte es KC. »Du sollst zum Üben den Esszimmertisch nehmen, wenn das irgendeinen Sinn für dich macht.«
KC schob die Bedienungsanleitung in ihre Hosentasche.
»Was hat er sonst noch gesagt?«, fragte sie und klang dabei ein wenig wie ein Teenager.
Busch stand da, in seiner ganzen Länge von eins fünfundneunzig, blickte auf KC hinunter und fuhr sich mit der Hand durch den aschblonden Haarschopf. »KC, willst du meine unmaßgebliche Meinung hören? Dann lass nicht zu, dass er dir durch die Lappen geht. Du bedeutest ihm sehr viel, und ich weiß, dass er auch dir etwas bedeutet. Einen besseren Kerl würdest du niemals finden. Und ich glaube nicht, dass er jemals eine bessere Frau finden könnte als dich.«
KC schaute zu ihm auf, und ein trauriges Lächeln legte sich auf ihre Lippen.
Am liebsten hätte Busch sie in die Arme genommen und an sich gedrückt, hätte ihr gesagt, dass sie ihre Schwester retten würden, dass sie wieder mit Simon vereint sein würden und dass sie und Michael ihre Beziehung auf die Reihe bekommen würden, aber er wusste nicht, ob das richtig war.
Es klopfte an der Tür, was Busch die Entscheidung abnahm.
Vor lauter Verwirrung bekamen beide große Augen. Niemand wusste, dass sie hier waren.
Busch machte eine Geste, mit der er KC aufforderte, ein paar Schritte zurückzutreten, während er zur Tür ging. Er zog seine Pistole, entsicherte sie und hielt sie schussbereit in der Hand. Dann packte er mit einer flinken Bewegung den Türknauf, riss die Tür auf und zielte mit seiner Waffe auf den Kopf des Mannes.
»Sei vorsichtig«, sagte Michael und blickte dabei geradewegs in die Pistolenmündung.
»Was treibst du denn hier? Ich hätte dich umbringen können. Wenn Iblis dich sieht …«
»Keine Chance«, sagte Michael und betrat die Suite. »Ich habe einen Lieferwagenfahrer geschmiert, damit er mich in die Garage bringt. Ich bin sofort mit dem Lastenaufzug nach oben gefahren und habe aufgepasst, dass ich aus keinem Kamerawinkel zu sehen war.«
»Und was machst du hier?« KC trat in ihrem T-Shirt aus dem Esszimmerbereich am anderen Ende der Suite.
»Wir müssen alles durchgehen, um sicherzustellen, dass wir nichts Wichtiges vergessen haben.« Michael versuchte, nur ja nicht auf KCs Aufmachung zu schauen. »Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr bekomme ich das Gefühl, als wäre unsere Vorbereitungszeit
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